Campen ist in - diese Plätze gibt es

Von Andrea Pauly

„Ich bin in ganz Europa und doch jeden Abend daheim“, sagt Hans Bartl zufrieden. „Ich muss nie zu einer bestimmten Zeit irgendwo zum Essen sein und ich schlafe jede Nacht in meinem eigenen Bett“, ergänzt seine Frau Andrea. Die beiden sind überzeugte Camper und verbringen zwei Wochen in der fränkischen Schweiz. Anders als früher können sie aber nicht mehr sicher sein, zu jeder Zeit einen Platz in einer Campinganlage in der Region zu finden.

 
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Die Region ist ein beliebtes Ziel für mobile Urlauber: Klassische touristische Campingplätze gibt es in Fichtelberg, Krummennaab, Weißenstadt, Mehlmeisel, Waischenfeld, Pottenstein, Tüchersfeld, Kleinlesau, Gößweinstein und Hollfeld. Und die Anbieter haben zu tun: „Es wird immer mehr“, sagt Cornelia Dormann, Betreiberin des Platzes auf der Jurahöhe in Kleinlesau. Das bestätigt Bianka Langer vom Campingplatz am Fichtelsee.

Die Tochter auf dem Platz vergessen

Sie betreibt den Platz mit ihrem Mann Sigmund. „Wenn man aus dem Alltag auf dem Campingplatz eine Vorabendserie stricken würde, würden sich die Leute fragen, was sich der Drehbuchautor wieder Verrücktes ausgedacht hat“, sagt sie. „Voriges Jahr zum Beispiel haben Schweden ihre Tochter hier vergessen.“ Die Jugendliche war in Tränen aufgelöst. Zwei Stunden dauerte es, bis die Eltern merkten, dass sie die Tochter nicht dabei hatten. „Die hatten ihre Handys ausgeschaltet.“

„Alte Hasen“ und Anfänger nebeneinander

Auf dem Campingplatz sind alle Altersklassen und alle sozialen Schichten vertreten, sagt Langer: Manche seien „alte Hasen“ und wüssten genau was sie tun, andere probierten diese Art des Urlaubs aus und brauchen Hilfe bei den Anschlüssen. „Auch Familien mit ganz kleinen Kindern oder Urlauber im Rollstuhl kommen auf den Campingplatz“, sagt sie. Eines falle ihr jedoch oft auf: Dass ältere Camper oft jünger und gesünder wirkten als andere Menschen im gleichen Alter.

Fahrzeuge im Wert einer Eigentumswohnung

Fünf große Campingplätze liegen im Einzugsgebiet der Tourismuszentrale Fichtelgebirge: Fichtelsee, Krummennaab, Mehlmeisel, Selb und Weißenstadt am See. Camper und Wohnmobilisten seien „keine armen Leute, die im Zelt schlafen“, sagt Reb. Viele Wohnmobile seien mittlerweile luxuriös ausgestattet. „Da gibt es Fahrzeuge im Wert einer Eigentumswohnung.“ Wieder andere fahren seit 40 Jahren mit dem gleichen Anhänger in die Ferien.

Der kleine Unterschied

Dabei legen Camper Wert auf den Unterschied zwischen Wohnmobil und Wohnwagen. Bei ersterem ist das Fahrzeug integriert, während der Wohnwagen ein Anhänger ist. Beide Fraktionen nennen Mobilität und Flexibilität als Vorteile: Die Wohnmobilisten sind zufrieden, dass sie jederzeit losfahren können, ohne etwas abbauen zu müssen. Die Wohnwagen-Fans freuen sich, dass sie mit dem Auto die Gegend erkunden können, ohne ihre gesamten Habseligkeiten dabeizuhaben.

Erst reservieren, dann in letzter Minute absagen

Dass die Zahl der Camper immer weiter ansteigt, hat Auswirkungen: „Früher konnten wir überall hinfahren und sicher sein, dass wir abends einen Platz bekommen. Das ist heute nicht mehr so“, sagt Camper Hans Bartl.

Bianka Langer hat festgestellt, dass sich die neuen Campinggäste anders verhalten als die, die schon seit Jahrzehnten auf diese Art Urlaub machen: „Die alten Camper rufen an und fragen, ob Platz ist. Bei denen kann man sich darauf verlassen, dass sie dann auch kommen. Die Schönwettercamper wollen unbedingt Sicherheit haben und reservieren. Und dann sagen sie in  letzter Minute ab, weil das Wetter schlecht ist.“ Ein Beispiel dafür war Pfingsten, sagt Langer: „Wir waren ausgebucht. Dann kam eine grauenvolle Wettervorhersage und 30 Prozent haben storniert.“ Wenn sich diese Entwicklung so fortsetze, müsse sie über zukünftig eine Reservierungsgebühr nachdenken.

 

Kleiner Streifzug über die Campingplätze in der Region:

Cornelia Dormann hat für die Fahrten über ihren Campingplatz einen Golfwagen. Das findet auch Tochter Beate (rechts) praktisch. Die beiden betreiben gemeinsam den Campingplatz Jurahöhe in Kleinlesau in der fränkischen Schweiz. Dort gibt es etwa 25 Plätze für die Dauercamper und 55 für Urlauber. Auch eine Wiese für Zelte befindet sich auf dem Platz. Viele Besucher kommen für ein Wochenende. In einem kleinen Kiosk verkaufen die Dormanns unter anderem Grillkohle, Eis, Zahnpasta und Tomatenketchup.

 

Genug Platz zum Sitzen und Schlafen für vier, eine Dusche, eine Toilette, Kühl- und Gefrierschrank, Backofen: Gottfried und Evelyn Schönborn aus Sachsen haben in ihrem Wohnmobil alles, was sie brauchen. Damit fahren sie nicht nur auf Campingplätze in der Region – wie derzeit am Fichtelsee –, sondern erkunden auch andere Länder. Wenn sie in Schottland oder Skandinavien frei campen, sind sie bis zu fünf Tage lang unabhängig von fließendem Wasser und Strom und bleiben stehen, wo es am schönsten ist.

 

Wer mit dem Wohnmobil, dem Wohnwagen oder dem Zelt Urlaub macht, freut sich über fließendes Wasser, eine heiße Dusche und saubere Sanitäranlagen – auch, wenn manche Wohnmobile komfortabel ausgestattet sind. Auf dem Campingplatz am Fichtelsee gibt es zwei Gebäude, in denen sich neben Toiletten und Duschen auch ein Raum zum Spülen, Waschmaschinen und Wäschetrockner befinden. Auch eine Hundedusche gibt es, und im ersten Stock einen Aufenthaltsraum – falls das Wetter doch mal schlecht ist.

 

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