Tabellenführer Leverkusen kann den Titel bereits an diesem Wochenende perfekt machen. Die 170.000-Einwohner-Stadt darf danach von zwei weiteren Titeln und damit dem Triple träumen. Bayer steht im Finale des DFB-Pokals und im Viertelfinale der Europa League. Das Image der grauen Maus im Schatten der rheinischen Nachbarn aus Köln und Mönchengladbach könnte Leverkusen dann endgültig ablegen.
Und auch der um die Jahrtausendwende geprägte Spottname "Vizekusen" könnte ein für alle Mal Geschichte sein - wenn Bayer denn will. Laut dem Deutschen Patent- und Markenamt wurde die Marke "Vizekusen" 2010 eingetragen und für die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH bis derzeit Ende Februar 2030 geschützt.
Dies sei damals kein Akt der Selbstironie gewesen, erklärt der frühere Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser heute. "Der Boulevard wollte aus Vizekusen eine Kampagne machen, T-Shirts verkaufen und so weiter. Dem wollte ich vorbeugen, um die Marke zu schützen", sagte Holzhäuser der dpa.
Auch "Meisterkusen" war den Angaben des Amts zufolge für Bayer einst geschützt, allerdings wurde die Eintragung nicht verlängert und die Marke im März 2020 somit gelöscht.
Fußballer siegen, Konzern macht Verluste
Während es für die Bayer-Fußballer so gut läuft wie nie zuvor, hat der Haupt- und Namenssponsor zu kämpfen. Das klassische Chemiegeschäft hat die 1863 gegründete Traditionsfirma längst abgegeben, um sich auf zwei Kerngeschäfte - Arzneimittel und die Agrarchemie, also Saatgut und Pflanzenschutzmittel - zu fokussieren. Mit der Konzentration aufs Wesentliche wollte das Unternehmen so stark werden wie möglich, um den globalen Wettkampf mit anderen großen Rivalen zu meistern.
Mit der Übernahme des US-Rivalen Monsanto 2018 wagte der damalige Konzernchef Werner Baumann den großen Wurf, um den globalen Agrarchemie-Markt zu dominieren. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und dem steigenden Erntebedarf sollte das eine Investition in die Zukunft sein.
Doch aus einer gewinnbringenden Meisterschaft in dieser Wirtschaftssparte wurde nichts, stattdessen belasteten milliardenschwere Rechtsrisiken um den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat, das Monsanto unter dem Namen Roundup im Portfolio hatte, die Bilanz. Bayer betont zwar immer wieder, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei, die Zahl der Schadenersatzklagen wegen Krebsgefahr ging dennoch durch die Decke. Anstatt zum Befreiungsschlag zu werden, wurde der mehr als 55 Milliarden Euro teure Monsanto-Deal zur schweren Hypothek für die Firma, deren Aktienkurs sank und sank.
Zusätzliche Attraktivität für Arbeitgeber Bayer?
Inzwischen ist Bayer an der Börse nur noch rund 27 Milliarden Euro wert - und zwar inklusive von Monsanto. Aktionären verweigerten 2019 dem Bayer-Boss Werner Baumann sogar die eigentlich standardmäßige Entlastung bei der Hauptversammlung. Anstatt wie die Fußballer zu glänzen, hat es das Unternehmen derzeit schwer: 2023 machte Bayer bei einem Umsatz von 47,6 Milliarden Euro einen Verlust von 2,9 Milliarden Euro.
Ob das Unternehmen Bayer durch einen Meistertitel in der Fußball-Bundesliga nicht nur sportlich, sondern dann auch wirtschaftlich wieder vermehrt positive Schlagzeilen macht, ist abzuwarten. "Aus der Vergangenheit lernen wir, dass sich das Engagement der Bayer AG im kulturellen, sozialen und sportlichen Bereich positiv auf das Image des Unternehmens auswirkt. Wir hoffen, dass sich dieser Effekt durch Titel der Bayer 04-Fußballer künftig noch verstärkt", sagte der im Unternehmen für den Sport verantwortliche Nicolas Limbach der dpa.
Auch die Bekanntheit der Marke Bayer werde sich durch den Erfolg des kickenden Personals steigen, versicherte Limbach. Direkte finanzielle Auswirkungen zum Beispiel auf den Börsenwert beziehungsweise den Aktienkurs seien aber eher nicht zu erwarten, sagte Sportökonom Breuer. Bayer könne jedoch als Arbeitgeber an Attraktivität gewinnen.