Keine Absenkung der Standards für Naturschutz
"Die Energiewende verändert die Nutzung von Nord- und Ostsee in einem nie dagewesenen Umfang", sagte der Präsident des Bundesamts, Helge Heegewaldt. Die Konkurrenz um Flächen mit Fischerei und Seefahrt wachse. Er betonte aber: "Wir sind überzeugt, dass die Offshore-Windenergie ein elementarer Baustein zur Umgestaltung unseres Energiesystems und zur Eindämmung des Klimawandels ist." Nolte versicherte, dass es bei der Ausweisung der Flächen und der Genehmigung der Anlagen bei den hohen Standards für den Meeresnaturschutz bleiben werde: "Da wird es keine Absenkung der Standards geben." Zugleich erklärte er, dass Windparks sich auch zu Rückzugsräumen für Meereslebewesen entwickelten. Die Fundamente der Windkraftanlagen würden sofort von Muscheln und Algen besiedelt, die Fische anlockten. Von der bodennahen Fischerei würden die Tiere im Umkreis von Windparks in Ruhe gelassen.
Küsten durch Sturmfluten gefährdet
Die Sicherheit der Küsten werde auch in Deutschland zunehmend durch extreme Naturereignisse gefährdet, sagte Heegewaldt. Seit Mitte September habe es 16 Sturmfluten an der Nordsee gegeben. Normalerweise würden zwischen dem 15. September und 31. März nur vier bis sechs Sturmfluten verzeichnet. An der Ostsee seien vom 19. bis 21. Oktober 2023 die höchsten Wasserstände seit 1872 gemessen worden. In Flensburg stieg das Wasser auf 2,27 Meter über den mittleren Wasserstand. Mit 54 Stunden habe die Sturmflut auch ungewöhnlich lange gedauert. Wetterereignisse dieser Art würden vom steigenden Meeresspiegel begünstigt, erklärte der BSH-Präsident.
Ostsee profitiert von Nordsee-Sturmflut
In Langzeitbeobachtungen zeigten sich allerdings keine signifikanten Änderungen bei der Häufigkeit der Sturmfluten. Dabei könnten diese Naturereignisse auch positive Folgen haben. "Unsere Patientin, die Ostsee, leidet seit Jahren unter Sauerstoffmangel", sagte Heegewaldt. Die vom Tief "Soltan" verursachte Sturmflut habe im Dezember 200 Kubikkilometer sauerstoffreiches Nordseewasser mit rund 1,6 Gigatonnen Salz in die Ostsee gespült. Das seien 20 Prozent der normalen Jahreszufuhr. "Dieses Nordseewasser verteilt sich nun in der Ostsee. Es könnte Regionen erreichen, die nur selten belüftet werden", sagte Heegewaldt.