Oberpfälzer Bürgerinitiative verlangt totalen Verzicht - Geld lieber für erneuerbare Energien verwenden Umweltministerin will Fracking-Verbot bis 2021

Von Elmar Schatz
Bürger lehnen die umstrittene Fracking-Methode zur Gasförderung ab. Foto: dpa Foto: red

Bürger warnen vor Gasförderung per Fracking im „Weidener Becken“, das sich bis in die Gegend von Bayreuth und Kulmbach erstreckt. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat jetzt für Deutschland ein Fracking-Verbot bis 2021 sowie die strengsten Fracking-Regeln angekündigt, die es weltweit gibt. Doch das Weidener Bündnis gegen Fracking ist unzufrieden. Welche Einwände haben die Kritiker noch?

 
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"Wir fordern weiter ein Fracking-Verbot", sagt Sonja Schuhmacher, Sprecherin des Weidener Bündnisses "Abgefrackt". Erst im Frühjahr habe eine britische Firma für die Oberpfalz eine Lizenz zum Bohren bekommen. "Und wenn die fündig wird, haben wir sehr schlechte Karten; denn das Bergrecht setzt sich über die Rechte der Bürger hinweg." Schuhmacher verlangt: "Wir wollen eine Änderung des Bergrechtes." In der Lausitz würden ganze Dörfer weggebaggert. Das müsse für die Zukunft ausgeschlossen werden.

Schuhmacher lehnt auch Probebohrungen für die Forschung ab. Solche seien bereits woanders erfolgt und neue Erkenntnisse nicht zu erwarten. Das Geld sollte lieber verwendet werden, erneuerbare Energien wie Windgas weiterzuentwickeln. Mit Windstrom wird dabei Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten; das erzeugte Gas kann direkt in das Erdgasnetz eingespeist werden, erklärt Schuhmacher.

Das neue Fracking-Gesetz soll schnell kommen. Hendricks: "Wir werden die strengsten Regeln einführen, die es weltweit für diese Gasfördertechnik gibt." Sie sagt: "Mein Ziel ist es, das das Gesetz 2015 in Kraft tritt." Mit dem sogenannten konventionellen Fracking wird in Deutschland schon seit langem gearbeitet. Hendricks spricht von dem "altbekannten Fracking, mit dem wir seit Jahrzehnten Erfahrung haben - und das in Niedersachsen in viel größerer Entfernung zum Grundwasser unterhalb von 3000 Metern praktiziert wird." Dafür werde es aber erstmals strenge Auflagen geben.

Für das sogenannte unkonventionelle Fracking will die Regierung ein Verbot bis 2021, das dann unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse überprüft werden soll. Hendricks sagt: "Ich kann allein schon wegen des verfassungsrechtlichen Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit Forschung und Wissenschaft nicht verbieten, die Technik weiterzuentwickeln."

Die Ministerin betont, für die Bundesregierung hätten der Schutz des Trinkwassers und der Gesundheit oberste Priorität. Probebohrungen will Hendricks nur ohne wassergefährdende Frackflüssigkeiten gestatten; Bohrungen oberhalb von 3000 Metern sollen strikt verboten werden. Schuhmacher wendet ein, gebohrt werde bereits bis in 5000 Meter Tiefe. "Und auch wenn in tieferen Lagen gebohrt wird, hat man Gift im Wasser."

Die Wirtschaft warnt vor einem Aus für Fracking, wie das "Handelsblatt" berichtet. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) habe in einem Brief an Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) appelliert, mäßigend auf die Minister für Umwelt und Wirtschaft einzuwirken. Der BDI fürchte um die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten deutschen Industrie. Die Verhinderung von Investitionen in Milliardenhöhe würde Tausende Arbeitsplätze gefährden, zitiert die Zeitung aus dem Brief.

Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in den Boden gepresst. So kann Schiefergestein aufgespalten und darin enthaltenes Erdgas gewonnen werden. Auch bei der Erdöl-Gewinnung kommt das Verfahren hierzulande vor allem in Niedersachsen seit Jahrzehnten zum Einsatz, teilt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover mit. Umweltschützer warnen vor der Verunreinigung es Grundwassers durch die Chemikalien. Eine weitere Gefahr seien mögliche Erdbeben. Sie fordern deshalb ein komplettes Fracking-Verbot.

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