Bürger empört - Gemeinde wehrt sich Oberwaiz: Sechs Fragen zum schnellen Netz

Von Heike Hampl
Antworten auf sechs wichtige Fragen zum Internetausbau in Oberwaiz bei Eckersdorf. Symbolfoto: Uwe Zucchi/dpa Foto: red

Oberwaizer Bürger sind sauer, die Gemeinde ebenso und die Telekom versteht die ganze Aufregung gar nicht: In Oberwaiz ist ein Streit um das schnelle Internet entbrannt. Antworten auf die sechs dringendsten Fragen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

1. Wie schnell wird das Internet in Oberwaiz?

"Wir haben die Ausschreibung für den Ausbau gewonnen und werden diesen Vertrag selbstverständlich erfüllen“, sagt Markus Jodl, Sprecher der Telekom. Das heißt: Bis zu 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) wird das Internet schnell sein. Mindestens werden laut Jodl 25 Mbit/s erreicht.

2. Wie schnell wird das Internet in den Straßen in Oberwaiz, die nicht im Kerngebiet des Ausbaus liegen?

"Auch diese Haushalte werden von dem Ausbau profitieren“, sagt Jodl. Das bedeutetet: Hier wird das Internet mindestens 16 Mbit/s erreichen. Wer noch schnelleres Internet will, kann das schon jetzt bestellen. "Mit einem Hybrid-Router kann jeder Haushalt auf 50 Mbit/s erhöhen", sagt Jodl. Die Kosten dafür liegen bei rund 40 Euro monatlich - also im üblichen Bereich für einen modernen Internetanschluss. Hybrid-Router kombinieren den Telefonanschluss mit Funk-Internet, dem sogenannten LTE. Dieses LTE ist in Oberwaiz verfügbar, sagt Jodl.

3. Warum liegen überhaupt Straßen in Oberwaiz außerhalb des Ausbaugebietes?

Die Telekom muss garantieren, dass sie eine bestimmte Geschwindigkeit liefert. Sonst bekommt sie vom Staat keine Fördergelder für den Ausbau. Für Bereiche, in denen die Telekom diesen Wert nicht garantieren kann, trifft sie diese Zusage nicht - sonst riskiert sie Fördergeld. Der Eckersdorfer Gemeinderat stand also vor der Entscheidung: Entweder Randgebiete von Oberwaiz bekommen keine Garantie auf schnelles Netz, profitieren aber trotzdem. Oder Oberwaiz bekommt gar keinen Ausbau. "Die Anwohner müssen verstehen, dass die rote Linie nicht bedeutet, dass es im nördlichen Bereich des Ortes kein schnelleres Internet geben wird", sagt Verwaltungsleiter Bernhard Brosig.

4. Wann wird das schnelle Netz verfügbar sein?

Die Telekom und die Gemeinde Eckersdorf haben den Vertrag für den Ausbau im Februar 2015 geschlossen. Innerhalb von zwölf Monaten muss die Telekom jetzt liefern, das heißt im Februar 2016 steht das schnelle Netz in Oberwaiz zur Verfügung. Die Hybrid-Lösung ist schon jetzt nutzbar.

5. Stimmt es, dass die Bürger bisher nicht informiert waren?

"Bei der Gemeinde hat man uns nicht darüber informiert, wie schnell das Internet bei uns wird, obwohl wir regelmäßig nachgefragt haben", sagt Marlene Castaldi aus Oberwaiz. Sie wohnt in der Reuthbergstraße und hat gemeinsam mit ihren Nachbarn einen Leserbrief verfasst, in dem sie Telekom und Gemeinde kritisiert. Verwaltungsleiter Brosig setzt sich gegen diese Vorwürfe zur Wehr: Seit Beginn informiere die Gemeinde regelmäßig im Mitteilungsblatt und auf ihrer Internetseite. Alle Daten und Pläne habe die Gemeinde veröffentlicht, "die Verwaltung steht seit jeher für Fragen telefonisch und im persönlichen Gespräch zur Verfügung". Brosig entgegnet den empörten Oberwaizern: "Wer sich informieren wollte, der war informiert. Die Bürger müssen sich allerdings auch interessieren."

6. Wie hätte all der Ärger vermieden werden können?

Die Bürger sagen: "Niemand nimmt unsere Sorgen und Belange ernst. Das ist kein zeitgemäßer politischer Stil." Die Oberwaizer hätten mehr Informationen von der Gemeinde erwartet, sie empfinden die Arbeit des Gemeinderates und der Verwaltung als nicht transparent. Verwaltungsleiter Brosig sagt dazu: "Uns mangelnde Transparenz vorzuwerfen, ist nicht richtig. Solche Vorwürfe sind bei transparenten Entscheidung, wie sie in unserer Gemeinde getroffen werden, völlig fehl am Platz und daneben." Bürgermeisterin Sybille Pichl sieht auch den Gemeinderat Winfried Parchent (CSU) aus Oberwaiz in der Pflicht, er hätte vor Ort Aufklärungsarbeit leisten können. Parchent wiederum sagt: "Das ist Aufgabe der Verwaltung und der Bürgermeisterin." Zumal Parchent selbst damals dagegen gestimmt habe, eine Erschließungsgrenze durch Oberwaiz zu ziehen. auch Parchent meint, die Gemeinde habe im Mitteilungsblatt nicht ausreichend informiert. Brosig sagt: "Hätten die Bürger sich informiert und interessiert, würde das Thema jetzt nicht hochkochen."

Bilder