Bündnisse gegen die umstrittene Technologie – Wissenschaftler uneins über Nutzen Erste Initiativen gegen Fracking im Weidener Becken

Von Moritz Kircher
In Hessen wurde schon gegen Fracking demonstriert. Im der Region des sogenannten Weidener Beckens zwischen Bayreuth und Weiden nimmt der Protest nun seinen Anfang. Foto: dpa Foto: red

Erste Berichte über Öl- und Erdgassuche in der Region haben die Menschen hellhörig gemacht. In einem 2600 Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Bayreuth und Weiden sollen in bis 2017 seismische Messungen stattfinden. Nun haben sich zwei Initiativen gegründet. Eine will informieren, die andere eine klare Botschaft vermitteln: Kein Fracking in Oberfranken. In Politik und Wissenschaft gibt es unterschiedliche Strömungen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die britische Firma Rose Petroleum, die die Erkundungslizenz für das sogenannte Weidener Becken erhalten hat, bestreitet, dass die umstrittene Fracking-Technologie hier überhaupt zum Einsatz kommen soll. Dem schenkt Peter Cervenec keinen Glauben. Der Bayreuther hat gerade die Internetseite Deutschland-bewahren.de online gestellt, um über die Pläne von Rose-Petroleum zu informieren. „Eine Firma investiert nicht viel Geld für nichts“, sagt er. Dass es hier nennenswerte Gasvorkommen gibt, die sich mit konventionellen Methoden fördern lassen, glaubt er nicht. Ähnliche Einschätzungen geben Geologen ab, die sich mit dem Boden in der Region auskennen.

„Abgefrackt – Bündnis Weidener Becken gegen Fracking“

Derzeit ist Cervenec dabei, ein Netzwerk aus Wissenschaftlern und Naturschutzverbänden aufzubauen. Er will auf die möglichen Folgen von Fracking hinweisen. Er sieht Gefahren für das Trinkwasser. Außerdem müsse das Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien, das beim Fracking in tiefe Gesteinsschichten gepresst wird, als Sondermüll entsorgt werden.

Radikal gegen Fracking stellt sich die Initiative „Abgefrackt – Bündnis Weidener Becken gegen Fracking“. Zur Sprecherin des Bündnisses wurde vergangene Woche die Kulmbacher Grünen-Chefin Dagmar Keis-Lechner gewählt. Beim Zusammenschluss von Vertretern verschiedener politischer Parteien und Gruppierungen aus der Region ist das Ziel klar: Fracking verbieten.

Ramsauer: Fracking-Option offenhalten

Das ist momentan auch die Linie der Staatsregierung in München. Auf Kurier-Anfrage hat das Wirtschaftsministerium schon vor Wochen klargestellt: In Bayern werden keine Genehmigungen für Fracking erteilt. Derzeit gilt ohnehin ein bundesweites Moratorium. Doch innerhalb der CSU gibt es auch andere Stimmen. So hatte der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer unlängst in der Frankfurter Allgemeinen gefordert, dass sich Deutschland für die Versorgungssicherheit die „Fracking-Option dringend offenhalten“ solle. Gegenüber dem Kurier verweist er auf den Koalitionsvertrag.

Ein Verbot für Fracking in Deutschland ist darin nicht erwähnt. Vielmehr heißt es: „Die Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt sind wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt.“ Genehmigungen könnten erst erteilt werden, wenn negative Umweltauswirkungen ausgeschlossen sind. Die nötigen Rahmenbedingungen könnte ein Fracking-Gesetz schaffen, das noch in diesem Jahr durch den Bundestag gehen soll.

Fracking in Deutschland kein neues Thema

Ganz nüchtern wurde kürzlich bei einer internationalen Fachtagung von Hydrogeologen an der Uni Bayreuth über das Thema Fracking diskutiert. Tenor: Die Technik ist vorhanden, wird in Deutschland schon lange angewendet und ist beherrschbar.

Sollte die Technik angewendet werden, selbst wenn sie beherrschbar ist? Wohl nicht, wenn man die Ausführungen von Martin Faulstich in Betracht zieht. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen stellte zuvor bei einem Vortrag – ebenfalls an der Bayreuther Uni – fest: Um die Erderwärmung zu begrenzen, müssten 98 Prozent der weltweit vorhandenen fossilen Brennstoffe im Boden bleiben.

Bilder