Kein Geld für Auto und Rücklagen
Die Zustellerinnen und Zusteller unterstützen die Forderung ihrer Gewerkschaft voll und ganz. „Mit unserem Einkommen kannst du keine Rücklagen bilden“, sagt Melih. „In diesen Zeiten schon zwei mal nicht.“ Er verdiene rund 1680 Euro netto im Monat und bliebe damit wie die meisten seiner Kollegen unter 2000 Euro. Sein Vorteil: Er kann, wie sein Kollege Martin, zu Fuß oder mit dem Rad zum Arbeitsplatz kommen. Ein Auto, sagt Martin, könne er sich nicht leisten. Wer wie sein Kollege Johnny eine vierköpfige Familie ernähren muss, kommt nur schwer über die Runden. Auch er verdient unter 2000 Euro, muss davon einen Kredit abzahlen, steigende Energiekosten schultern. „Ohne ein zweites Einkommen durch die Ehefrau oder einen Nebenjob können wir nicht existieren“, sagt der Zusteller.
Hohe körperliche Belastung
Was den Zustellern neben ihrem Einkommen noch gemeinsam ist: Die hohe körperliche Belastung durch ihre Arbeit. Jeden Tag liefere er durchschnittlich 100 Pakete aus, in der Vorweihnachtszeit bis zu 150, sagt Melih. Ein Paket darf bis zu 31,5 Kilogramm schwer sein. Rückenschmerzen, Probleme mit den Knien und Handgelenken seien weitverbreitet, Berufskrankheit eben, sagt eine Kollegin, die seit über 30 Jahren im Postdienst tätig ist und als einzige die Gehaltsschwelle von 2000 Euro überschreitet. Ihr Vorteil: Sie trat in die Post ein, bevor diese in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde.
Ab Montag werden die Zusteller wieder Post und Pakete ausfahren. Es werde ein harter Tag werden, sagen sie. Deutlich anstrengender als sonst. Schließlich müssen sie zusätzlich zu den täglichen Sendungen auch die liegen gebliebenen Pakete und Briefe ausfahren. Vielleicht erhalten sie von den Kunden dann das, was der Arbeitgeber Deutsche Post laut Rufin den Kollegen seit Jahren vorenthält: Wertschätzung.