Bohrer geht 1500 Meter tief in die Erde Weißenstadt sucht warmes Wasser für das neue Thermalbad

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 Foto: red

Am Anfang steht ein tiefes Loch. In 1500 Metern Tiefe sucht man in Weißenstadt nach heißem Thermalwasser. Wie berichtet, plant die Gemeinde ein neues Kurzentrum für mehr als 62 Millionen Euro mit Vier-Sterne-Hotel, Therapie-, Balneobereich und einem Bad. „Wir liegen im Zeitplan“, sagt Bürgermeister Frank Dreyer (SPD). 2016 soll das Bad eröffnet werden. Mit dem Bohrmeißelanschlag, dem Starten des Bohrers, begann die erste Bauphase. Aber die Geologen erwarten viel mehr als warmes Wasser.

 
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1. Wie sieht es unter der Erde aus?

Die Geologen erwarten Erkenntnisse darüber, wie weit der Granit sich nach unten fortsetzt und wo Lücken sind, in denen das Wasser fließen kann. Ist das Gestein über Millionen von Jahren hier und da gebrochen, gibt es „Wasserwegsamkeiten“? Das könnte wichtig werden in der Diskussion um ein Endlager für Atommüll. Hierfür sucht man „wasserdichte“ Lagerungsstätten. Wenn man Wasser findet, ist das ein Argument gegen eine Endlagerung im Fichtelgebirge. Bisher gab es in der Region Bohrungen „nur“ bis maximal 300 Metern Tiefe, in Weißenstadt bohrt man 1500 Meter tief.

2. Wieso ist Wasser in der Tiefe heiß?

Der Erdkern ist sehr heiß. Manfred Piewak (54), Bayreuther Geologe, der für die Bohrung verantwortlich ist: „Pro 100 Meter Tiefe wird das Wasser etwa drei Grad wärmer.“ In 1500 Metern Tiefe dürfte die Wassertemperatur zwischen 38 und 52 Grad liegen.

3. Geht das heiße Wasser aus?

Das Wasser „wächst“ immer wieder nach, der Vorrat wird stets neu aufgefüllt durch den Wasserkreislauf. In der Region gibt es einen Überschuss an Niederschlägen, das ist gut für die Grundwasserneubildung. Die Speicher werden also nicht leergepumpt.

4. Wie viel Wasser fließt nach oben?

Etwa 1,5 Sekunden braucht ein Liter, bis er oben im neuen Bad ist. Das ist die Menge, die aus einem schwachen Gartenschlauch herauskommt. Sie entspricht etwa 300 bis 400 Liter in der Stunde.

5. Wie hält das Wasser die Wärme?

Die Wärme steckt im Gestein. Seit Millionen Jahren ist es aufgeheizt von Magma, flüssigem heißen Vulkangestein. Dadurch bleibt die Wärme im Boden, selbst wenn man das warme Wasser entzieht. Und das heiße Gestein heizt das nachfließende kalte Wasser wieder auf.

6. Werden Bodenschätze gesucht?

Nein. Aber das Landesamt für Umweltschutz ist mit Experten vor Ort, die mit speziellen Bohrern Steine „am Stück“ auch aus großer Tiefe herausholen. „Wir erwarten auch einige Besonderheiten im Gestein“, sagt Geologe Piewak.

7. Gibt es archäologische Funde?

Nein. Granit entsteht nach einem Vulkanausbruch, bei den hohen Temperaturen blieb nichts übrig. Granit dringt heiß und flüssig unterirdisch ein. Über viele tausend Jahre kühlt es unter der Erde aus.

8. Gibt es Nebenwirkungen?

Nein, weder Wasserverunreinigung noch Erdbeben. Bis in 300 Meter Tiefe darf nur mit Trinkwasser gebohrt werden. Das Wasser kühlt das Werkzeug, stabilisiert das Bohrloch und transportiert den Dreck heraus. Bei einer Bohrung in der Schweiz gab es ein Erdbeben: Dort hatte man in einer „Störzone“ einen Versuch gemacht. Weißenstadt aber sei keine Störungszone, sagt Piewak, dort sei die Erde nicht mehr in Bewegung. Das Fichtelgebirge gilt als ruhiger Gesteinskomplex. Vor 300 Millionen Jahren hat sich der Granit unter das Felsmassiv geschoben. Die Dinosaurier sind erst vor 65 Millionen Jahren ausgestorben.

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