Boa ist weg - Jetzt spricht die Besitzerin

Von Andrea Pauly
Eine Abgottschlange (Boa Constrictor). Foto: Archiv/dpa Foto: red

Vincent ist weg. Stefanie Dippold, die Besitzerin der abtrünnigen Boa Constrictor, macht sich Sorgen - aber nicht, dass die Schlange jemandem etwas tun könnte, sondern dass ihm was passieren könnte. Denn: "Vincent ist wirklich total lieb".

 
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Stefanie Dippold tut der Rummel um ihre ausgebüxte Schlange leid. Denn es gebe gar keinen Grund zur Sorge: Die Boa Constrictor sei zwar 1,70 Meter lang, habe aber gerade mal den Umfang einer "schmalen Coladose", sagt sie. Vincent sei etwa so dick wie ein Streichholz lang ist, sein Kopf sei drei Zentimeter breit.

Die Schlange hat noch nie geschnappt

Sie hält ihn seit Jahren gemeinsam mit einer zweiten Boa namens Hanne. Das Weibchen sei schon aggressiv. "Aber Vincent ist wirklich total lieb", sagt die 22-Jährige. "Ich habe selbst Kinder im Alter von vier und fünf. Er hat noch nie nach ihnen geschnappt. Außerdem ist das eine Würgeschlange und ungiftig." Vincent sei scheu. "Er geht nicht auf Menschen zu, er würde sich eher verkriechen." Außerdem könne die Würgeschlange nichts fressen, das größer als eine Ratte ist. Trotzdem hat die Auerbacherin Verständnis dafür, dass die Polizei die Menschen in der Nachbarschaft warnt: "Wie sie auf Fremde reagiert, weiß niemand. Ich kann in die Schlange nicht reingucken."

Unterschlupf im Ofenrohr?

Während die Polizei davon ausgeht, dass die Schlange durch das geöffnete Fenster abgehauen ist, steht das für sie gar nicht fest: Sie glaubt, dass Vincent sich in einem offenen Ofenloch verkrochen hat. Der Freigang der Schlangen war aufgefallen, weil Hanne im Zimmer lag - direkt unter dem Loch in der Wand.

Nachts auf der Suche

Die Fassung einer Wärmelampe war in das Terrarium gefallen - die Schlangen machten sich durch das entstandene Loch auf den Weg hinaus. Die Familie sucht seither nach Vincent, vor allem nachts. "Tagsüber finden wir ihn nicht. Wenn er draußen ist, hat er sich höchstwahrscheinlich in einem der drei Tümpel auf unserem Grundstück oder unter den Holzstapeln verkrochen." Möglich sei auch, dass er in einen der offenen Schächte gelangt sei, die direkt unter dem Fenster freigelegt sind. 

Feuerwehr bricht Suche ab

Nachdem sie festgestellt hatte, dass die Schlange verschwunden ist und die erste Suche erfolglos war, hat Stefanie Dippold die Anwohner in der ganzen Bergstraße informiert, außerdem die Polizei und den Bürgermeister. Einige Stunden lang unterstützten etwa 20 Kameraden der Auerbacher Feuerwehr die Familie bei der Suche. "Sie hat das aber abgebrochen, weil von ihm ja keine Gefahr ausgeht." Den Einsatz muss sie aus eigener Tasche bezahlen. "Das verstehe ich auch. Mir ist das Tier abhanden gekommen."

Kritik an der Haltung exotischer Tiere

Seit bekannt wurde, dass die Schlange weg ist, bekommt die 22-jährige viel Kritik - nicht nur, weil das Reptil entkommen konnte, sondern auch für die Haltung des Exoten an sich. Das wehrt sie ab: In dem 1,80 Meter langen, je 80 Zentimeter hohen und tiefen Terrarium hätten die Tiere es gut. "Manche sagen, Boas gehören nicht nach Deutschland. Aber wenn man die Halterrichtlinien erfüllt, kann man  ein solches Tier halten."

"Wir vermissen ihn alle"

Sie hofft, dass Vincent bald wieder auftaucht, auch, damit sich niemand mehr Sorgen macht, aber auch, weil sie ihr Haustier wieder haben möchte. "Wir vermissen ihn alle. Er ist ein Haustier." Stefanie Dippold hat Angst um Vincent: "Wenn die Leute plötzlich eine Schlange sehen und Angst kriegen, rennen sie vielleicht nicht nur weg, sondern schlagen drauf."

Deshalb schließt sie sich der Bitte der Polizei an, es sofort an die Beamten zu melden, wenn jemand die Schlange sieht. "Ich komme dann sofort und hole ihn."