Dank des Biomülls aus der Region sieht sich der Industriestandort Rehau im Landkreis Hof als Vorreiter bei der Umsetzung der Energiewende. 40 Prozent der benötigten Energie werde künftig aus regenerativen Quellen gewonnen, sagte Rehaus Bürgermeister Michael Abraham (CSU). Vorgesehen habe die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 lediglich 35 Prozent. Die meisten anderen Kommunen mit einer ähnlich hohen Industriedichte seien noch nicht so weit.

Derzeit wird der Betrieb einer Bioabfallvergärungsanlage hochgefahren, bei der die Energieausbeute um bis zu 30 Prozent höher sei als bei herkömmlichen Anlagen, erläutert Eric Priller, Geschäftsführer der Rehau Energy Solutions GmbH. Das Tochterunternehmen des Polymer-Spezialisten Rehau AG hat die Anlage errichtet. Das Projekt sei ein Aushängeschild seiner Kommune, sagte Rathaus-Chef Abraham. Die oberfränkische Stadt hat zwar nur etwa 9500 Einwohner – mit rund 5500 Arbeitsplätzen aber eine enorm hohe Industriedichte. Das Bioenergiezentrum, das drei Unternehmen ins Leben gerufen haben, soll ohne weite Wege den Strom zu den Produktionsstätten bringen. Und zwar über ein Mikrogasnetz, so dass die in der Stadt erzeugte Energie auch wirklich dort verbraucht wird – und nicht erst ins Netz eingespeist wird.

Um die Abwärme zu nutzen, laufen derzeit auch Verhandlungen, um das Rehauer Schul- und Sportzentrum vom Bioenergiezentrum aus zu beheizen, so Abraham. Zum Bioenergiezentrum gehört neben der Biomüllvergärung auch die Aufbereitung von Reststoffen der Gerberei Südleder.

Nach Abschluss aller Bauarbeiten sollen in Rehau jährlich rund 76 000 Megawattstunden Strom und Wärme erzeugt werden. Legt man für einen Singlehaushalt im Jahr durchschnittlich etwa 1700 Kilowattstunden Strom zugrunde, könnten demnach fast 45 000 solcher Haushalte versorgt werden. In der neuen Bioabfallvergärungsanlage können jährlich bis zu 30 000 Tonnen privater und gewerblicher Bioabfall verarbeitet werden. „Durch die aufwändige Aufbereitung werden Störstoffe wie Glas, Metall und Kunststoffe herausgefiltert“, sagte Priller. Am Ende bleibe ein Gärrest, der als hochwertiger Wirtschaftsdünger genutzt werde.

Dank der modernen Technik in der Rehauer Bioabfallvergärung rechne sich das Projekt auch für den Gebührenzahler in der Region, sagte Willi Fränkel, Geschäftsführer des Abfallzweckverbandes Stadt und Landkreis Hof. Die Entsorgungsgebühren könnten langfristig stabil bleiben. Laut Priller gibt es in der Anlage noch Kapazitäten, um auch den Bioabfall anderer Kommunen mitzuverarbeiten. „Energie aus Reststoffen zu gewinnen, ist ein großes Thema.“ Der Bau der Vergärungsanlage kostet knapp zehn Millionen Euro, zwei Millionen Euro Förderung lässt das Bundesumweltministerium in das Projekt fließen.

dpa