Bis Ende November werden im Rathaus die Weichen gestellt Kulturreferent, Wagner-Museum, Stadtmarketing: Die Wochen der Entscheidung

Von Florian Zinnecker und Frank Schmälzle
Wer übernimmt welchen Anteil an den Personal- und Betriebskosten des erweiterten Wagner-Museums? Das ist eine von drei Wichtigen Entscheidungen in Bayreuth, die noch in diesem Monat fallen sollen. Foto: Harbach Foto: red

Drei wichtige Entscheidungen in nur drei Wochen: Bis Ende November soll feststehen, wer neuer Bayreuther Kulturreferent wird. Wer Bayreuth künftig vermarktet. Und wer die Personal- und Betriebskosten des erweiterten Richard-Wagner-Museums trägt. Diese Beschlüsse werden Bayreuth verändern.

 
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KULTURREFERENT: 182 Bewerbungen lagen auf dem Tisch von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, als am 30. Juni die Bewerbungsfrist endete. Fünf Bewerber sind noch im Rennen, ausgewählt in mehreren Runden von einer Findungskommission, besetzt aus den Reihen des Stadtrats und der Stadtverwaltung. Jetzt ist der Stadtrat am Zug: Nächsten Samstag, 15. November, findet eine Sondersitzung statt. Die fünf verbliebenen Bewerber stellen sich dem Stadtrat vor. Wenn nichts dazwischen kommt, fällt die Entscheidung an Ort und Stelle. Bereits jetzt gebe es Favoriten, heißt es. Um wen es sich handelt, und wer es überhaupt in die Finalrunde geschafft hat, unterliegt strengster Verschwiegenheit. Einige sind in anderen Jobs tätig und haben, so heißt es, um Vertraulichkeit gebeten. Wann die oder der neue Kulturreferent seinen Dienst antritt, steht am 15. November aber noch nicht fest – einige Räte rechnen fest mit einem Dienstanstritt im Januar, andere hoffen auf einen Termin vor der nächsten Festspielzeit. Denn dann erst beginnen die Verhandlungen um Einstufung, Stellenprofil und Kompetenzen – insbesondere mit Blick auf das Stadtmarketing, das – wenigstens laut Stellenausschreibung – auch zum Aufgabenbereich gehören soll.

STADTMARKETING: Wenn der Stadtrat in seiner Sitzung am 26. November eine Entscheidung darüber fällt, wer Bayreuth künftig vermarkten wird, wer Feste und Veranstaltungen organisieren wird, geht ein monatelanger Prozess zu Ende. Dass das Bayreuther Stadtmarketing neu ausgeschrieben werden musste, ist auf eine Rüge des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes und der Regierung von Oberfranken zurückzuführen. Beide bemängelten, dass die Stadt ihr Marketing 2009 direkt der damals neu gegründete Bayreuth Marketing- und Tourismus GmbH (BMTG), einer Tochtergesellschaft des Fremdenverkehrsvereins, übertragen hatte.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hätte das Stadtmarketing jetzt am liebstens einer Dienststelle der Verwaltung oder einer neuen städtischen GmbH zugeordnet. Da spielte aber der Stadtrat nicht mit: Das Gremium entschied sich für eine europaweite Ausschreibung – in zwei Paketen. In einem Los sind die Feste und Veranstaltungen, die Vermarktung der Stadthalle und der Betrieb der Theaterkasse zusammengefasst. Im anderen sind Tourismusmarketing und Außenwerbung gebündelt.

Für das erste Paket gibt es drei Bewerber. Die BMTG, den Veranstaltungsservice Regensburg und die Bayreuther Eventagentur muvi. Stadträte sehen die drei Bewerber durch die Bank kritisch. Der BMTG sei nicht sehr viel Neues eingefallen. Der Veranstaltungsservice Regensburg gilt als der teuerste Anbieter und hat den Nachteil der räumlichen Distanz zu Bayreuth. Muvi habe konzeptionelle Schwächen. Manchen Stadträten sind die Vorschläge der Bayreuther Eventagentur zu kommerziell. Wer aus dem Bewerber-Trio zum Zug kommt, ist derzeit völlig offen. Für die BMTG spricht der Rückhalt in Bayreuth. Für den Veranstaltungsservice Regensburg eine überzeugende Präsentation in den Vorstellungsrunden. Für Muvi das finanzielle Entgegenkommen, wenig Bürokratie und die Ausstattung, die das Unternehmen im Bestand hat.

Um das zweite Los, in dem das Tourismusmarketing und die Außenwerbung enthalten sind,  bewirbt sich allein die  BMTG. Damit ist ein Wirtschaftlichkeitsvergleich nicht möglich, dafür wären mindestens drei Bewerber nötig. Ob die Stadt deshalb zumindest das Tourismarketing an sich ziehen wird? Nein, heißt es aus dem Rathaus. Dem stehe ein klares Stadtratsvotum entgegen.

RICHARD-WAGNER-MUSEUM: Es gilt, eine erneute Blamage abzuwenden. 1,6 Millionen Euro kostet die Richard-Wagner-Stiftung ihr neues Richard-Wagner-Museum allein im Jahr 2015, rund eine halbe Million entfallen auf Betriebs- und Personalkosten. Diese Kosten reißen ein Loch in den Haushalt der Stiftung; können sich Bund, Freistaat, Stadt Bayreuth und die anderen Stiftungsträger nicht auf eine Finanzierung einigen, droht der Stiftung die Insolvenz. Die letzte Finanzierungsrunde im Oktober ist an 60 000 Euro gescheitert; findet sich keine Lösung, kann das Museum nicht betrieben werden.

Das Rathaus ist hier nur Austragungsort der entscheidenden Sitzung: Die Entscheidung, wie groß die Blamage für Bayreuth ausfällt, trifft der Stiftungsrat der Richard-Wagner-Stiftung – am 28. November.

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