Neujahrsempfang in Marktredwitz Dieselbe Prozedur wie zuletzt vor drei Jahren

Es war der erste Neujahrsempfang in Marktredwitz seit dem Jahr 2020. Die Sehnsucht nach dem Wiedersehen war allen Gästen anzumerken.

 
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„The same procedure as every year“ – dieselbe Prozedur wie jedes Jahr. So, wie es zu jedem Silvesterabend dazugehört, sich den „Dinner for one“-Sketch zum gefühlt dreihundertsten Mal anzusehen, gehört es für viele Städte und Gemeinden eigentlich zum Jahresbeginn dazu, zum Neujahrsempfang einzuladen. Das kann sich mitunter wirklich anfühlen, als wäre ein solcher Empfang tatsächlich nicht mehr, als eine wiederkehrende Notwendigkeit. Anders sieht die Sache aber aus, wenn 2021 und 2022 kein Neujahrsempfang stattfinden konnte und man sich deshalb seit einer halben Ewigkeit zum ersten Mal wieder trifft.

Prall gefüllte Stadthalle

Als würden sich über Jahre getrennte Freunde wiedersehen – so in etwa lässt sich die Atmosphäre beim Marktredwitzer Neujahrsempfang wohl am besten beschreiben. Alle waren sie gekommen – Politiker, Schulleiter, Einsatzkräfte von Feuerwehr, DLRG, THW und Co. und viele andere Bürgerinnen und Bürger von Marktredwitz. Eigentlich fehlten an dem Abend nur Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Das Händeschütteln war wieder gang und gäbe – dieselbe Prozedur wie noch vor drei Jahren. Die Sehnsucht nach dieser kleinen Geste war groß.

Der Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel blieb in seiner Rede im Dinner-for-one-Bild. „You all look younger than ever“, begrüßte er die Gäste in der vollgepackten Stadthalle. Corona sei für alle sozusagen das Tigerfell gewesen, über das man während der Pandemie stolperte: „Viele unserer schönen Veranstaltungen mussten leider abgesagt werden, und wenn man so zurückschaut, war das für die meisten von uns privat und beruflich keine einfache Zeit.“

Schwierige Jahre

Vor allem anderen sprach Weigel zuerst denjenigen seinen Respekt aus, die im Gesundheitswesen und der Pflege tätig sind, sowie den vielen Ehrenamtlichen in den Organisationen und Verbänden.

Trotz der schwierigen Jahre habe man sich aber nicht unterkriegen lassen. Der Wunsch, die Sehnsucht nach Normalität sei es, die alle eine. Oliver Weigel war hoffnungsvoll: „Ich denke, wir können heute voller Optimismus ins neue Jahr starten. Wie es aussieht, haben wir die Pandemie zumindest weitestgehend überwunden.“

Keine Schockstarre

Der Oberbürgermeister war sichtlich stolz darauf, dass die Stadt auch in den Corona-Jahren nicht in eine Schockstarre verfallen ist: „Wir verzeichnen eine konstant positive Entwicklung. Sei es bei den erfreulich stabilen Einwohnerzahlen, der herausragend guten Entwicklung der städtischen Finanzen oder auch dem Schuldenabbau – in den vergangenen 14 Jahren konnte der Schuldenstand nahezu halbiert werden.“ Marktredwitz habe 2021 mit Gewerbesteuereinnahmen von knapp 25 Millionen Euro ein nie dagewesenes Rekordjahr gehabt. Auch im Jahr 2022 habe man mit 21 Millionen Euro mehr als deutlich über dem langjährigen Durchschnitt gelegen.

Das geht nur mit vielen engagierten, großen und kleinen Unternehmen in der Stadt, die Oliver Weigel in seiner Rede würdigte: „Danke für Ihre Standorttreue, das Erhalten und Schaffen von Arbeitsplätzen und Ihre großartigen Investments.“

Viele fertige Projekte

Zurückblicken konnte Weigel auch auf viele abgeschlossene Projekte der vergangenen Jahre: Das neue Kaufland in der Bayreuther Straße, die beiden neuen Kitas auf dem Benker-Areal und im Ortsteil Brand mit insgesamt 275 Betreuungsplätzen und das generalsanierte Hallenbad sind nur ein paar herausgepickte Beispiele. Alle neuen und sanierten Gebäude aufzuzählen, hätte den zeitlichen Rahmen bei Weigels Rede wohl gesprengt.

„Wir wollen weiter investieren, aber möglichst auch weiter Schulden abbauen“, versicherte der Oberbürgermeister in seinem Ausblick auf das kommende Jahr. „Das alles selbstverständlich wohlüberlegt und wohldosiert, denn die positive finanzielle Entwicklung kann nicht immer so weitergehen“, fügte er an. Man werde deshalb auch in den kommenden Jahren sehr auf die Finanzen der Stadt achten und sich bemühen, weiter Rücklagen zu bilden.

Viele geplante Projekte

Einen Fortschritt in Sachen Bau der Justizvollzugsanstalt konnte Oliver Weigel verkünden: „Im Juli 2023 ist der langersehnte Spatenstich terminiert.“ Außerdem soll es auch auf dem Baugelände des Edeka-Logistikzentrums vorwärtsgehen: „Schon im August 2024 wird ein erstes Gebäude für das Frischesortiment von Edeka in Betrieb gehen.“

Wenn es einmal komplett fertig ist, soll das Logistikzentrum insgesamt 500 sichere Arbeitsplätze bieten. „Meine Damen und Herren, wir reden hier mit weit über 300 Millionen Euro über die größte Einzelinvestition, die meines Wissens nach jemals in Nordbayern getätigt wurde“, betonte Weigel dazu.

Ein Erweiterungsbau der Firma CeramTec, Fortschritt auf dem Benker-Areal mit dem Parkhaus mit 250 Stellplätzen, das im Sommer fertig werden soll, sowie einigen Dienst- und Bürogebäuden und die laufenden Sanierungsarbeiten der Glasschleif sind auch wieder nur eine kleine Auswahl der vielen weiteren Projekte, die man 2023 in Angriff nehmen will.

Kurzweilige 19 Minuten dauerte die Rede des Oberbürgermeisters übrigens. Geplant wird Oliver Weigel es zwar vermutlich nicht haben, aber sie dauerte damit exakt ein Drittel der Rededauer von Bürgermeister Nicolas Lahovnik beim Wunsiedler Neujahrsempfang vor wenigen Tagen.

Grußwort des Landrats

Den Mr. Pommeroy wollte der Wunsiedler Landrat Peter Berek in seinem Grußwort nicht geben. Im Gegensatz zu Oliver Weigel beließ er es bei einer Begrüßung auf Deutsch. „Dieser Abend zeigt, was uns allen in den vergangenen Jahren so sehr gefehlt hat“, betonte Berek. Der Landrat zeigte sich schwer beeindruckt von den vielen Projekten, die in Marktredwitz laufen und zum Teil auch schon abgeschlossen sind: „Ich denke, wir alle haben gezeigt, dass wir Krisen können. Wir haben uns trotz aller Schwierigkeiten um die Weiterentwicklung im Landkreis gekümmert. Marktredwitz ist das beste Beispiel.“ Es gelte aber auch weiterhin, zusammenzustehen und gemeinsam für das Fichtelgebirge einzutreten, denn die Zeiten würden nicht einfacher.

Ein bisschen stolz war Berek schon, dass mit dem Duo Chrissi und Pez ausgerechnet seine Tochter und deren Freund auf der Bühne der Stadthalle zwischen den Reden für musikalische Unterhaltung sorgten.

Auch die Moderatorin dürfte vielen bekannt vorgekommen sein: Daniela Pöhlmann wird langsam zum Allroundtalent, denn vor Kurzem war sie auch schon als Christkind auf dem Marktredwitzer Adventszauber unterwegs.

Cheerio, Mr. Oberbürgermeister

Oliver Weigel wurde in seinen abschließenden Danksagungen auch ein wenig emotional. Neben den stellvertretenden Bürgermeistern Horst Geißel und Christine Eisa, dem gesamten Stadtrat, den Organisatorinnen Daniela Pöhlmann, Susanne Menzel und Claudia Hiergeist ging der Dank des Oberbürgermeisters in erster Linie an seine Familie: „Ich weiß, auch ihr habt es nicht immer leicht. Fast hätte ich jetzt ‚mit mir’ gesagt, was aber vielleicht auch manchmal stimmt. Umso mehr bin ich dankbar dafür, euch an meiner Seite zu wissen.“

Zuversichtlich ist Weigel auf alle Fälle, dass auch im Jahr 2023 eine Menge vorangehen wird. Am Ende seiner Rede gab er sogar den Butler James und schlug mit einem Glas Sekt in der Hand die Hacken zusammen: „Lassen Sie uns optimistisch, fröhlich und voller Tatendrang in dieses noch junge Jahr starten. I will do my very best! Happy new year! Cheerio! Skål!“

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