Bilanz des Landrats Meilensteine und ein großes Problem

War bei seinem Jahresfazit in erster Linie optimistisch unterwegs: Landrat Florian Wiedemann. Foto: Stefan Brand

Mehr Optimismus geht kaum. Landrat Florian Wiedemann zog am Donnerstag (2. Februar) Bilanz für das Jahr 2022. Und legte dabei fast schon so etwas wie Euphorie an den Tag. Mehrfach fiel das Wort Meilenstein. Aber auch immer wieder der Begriff Herausforderung.

 
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Das machte er am Donnerstag beim Pressegespräch im Sitzungssaal im Landratsamt zum einen an ganz konkreten Projekten fest. Projekte, die in seinem kurzen Ausblick ebenfalls eine zentrale Rolle spielten. Und da war dann zum anderen eher weniger Euphorie spür- und hörbar. Vor allem bei einem Thema. Eine Auswahl.

Die Ochsenkopf-Seilbahn: Trotz aller Kritik aus den eigenen Reihen der Freien Wähler – vor allem von Hans Hümmer, Fraktionssprecher im Kreistag – ist dieses Vorhaben für Wiedemann so ein Meilenstein. Weil „auf die Besucher nach dem Abschluss der Arbeiten ein touristisches Erlebnis mit einer völlig neuen Qualität erwartet“. Bis zur Wintersaison 2024/25 soll das Projekt abgeschlossen sein. Zuversicht bei Wiedemann: „Wir haben da sehr gute Firmen als Partner mit im Boot.“ Möglich gemacht habe dies „harte Arbeit unter großem Termindruck“, gerade mit Blick auf die Förderung durch den Freistaat. Dennoch: „Besser hätte das Jahr 2022 nicht beginnen können“.

Die Therme Obernsees: Hier ist definitiv Euphorie im Spiel. Es geht um „Modernisierung und Teilsanierung“. Die Abrissarbeiten und die Stabilisierung des Bodens seien erfolgt, jetzt könne mit dem Bau der neuen Badewelt begonnen werden. Eine Verknüpfung zum nächsten Thema.

Der Norden und der Süden: Womit wir bei einem Vorwurf wären, der Wiedemann gerade aus dem Raum Pegnitz wiederholt gemacht wurde – er vernachlässige den südlichen Landkreis. Also jene Region, in der er – neben Hollfeld - die meisten Stimmen bei seiner Wahl zum Landrat erhalten habe. Davon könne keine Rede sein, sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Zum einen „dürfen wir uns glücklich schätzen, dass wir mit dem Fichtelgebirge und der Fränkischen Schweiz zwei so tolle Tourismusregionen haben“. Zum anderen werde ja nicht nur in die Seilbahn am Ochsenkopf, sondern eben auch in die Therme massiv investiert. Nach der Badewelt stehe die Saunawelt auf der Tagesordnung, dann der Gastro-Bereich. „Und danach stehen wir wohl schon wieder vor einer Generalsanierung des sonstigen Bestands“.

Tüchersfelder Museum „ein Juwel“

Zudem seien mehrere – „ja, kleinere“ - Maßnahmen im Fränkische-Schweiz-Museum in Tüchersfeld verwirklicht worden oder stünden bevor. Von behindertengerechten Parkplätzen bis zu Ladestationen für E-Bikes. Abgesehen davon werde auch hier eine Generalsanierung nicht zu vermeiden sein. Und: „Wir widmen uns auch dem bei einem Museum immer wichtigen Thema Depot, auch da gibt es schon konkrete Planungen für Kostenschätzungen“. Das Museum solle jedenfalls weiter ausgebaut werden, „das ist ein Juwel“.

Gesamtschule „einzigartig“

Und nicht zuletzt sei da noch die Gesamtschule Hollfeld, bei der ebenfalls eine Generalsanierung erfolgt. Hier fällt heuer der Startschuss für den Bau eines MINT-Gebäudes, in dem sich alles um die Naturwissenschaften dreht. Das sei „wichtig“, handle es sich doch um eine „überaus attraktive Schule, schon aufgrund ihrer Einzigartigkeit“.

Das Thema Flüchtlinge: Hier wurde der Landrat bei aller Euphorie sehr ernst. Sprach mit Blick auf den Ukraine-Krieg von einer „Tragödie, ich kann nur auf da Schärfste kritisieren, was da passiert“. Es sei Aufgabe des Kreises, den Flüchtlingen zu helfen, bisher wurden 1200 aufgenommen. Weitere kämen, das Hotel Bär in Goldkronach als Erstaufnahmestation „ist schon wieder gefüllt“.

Flüchtlinge nicht nur aus der Ukraine

Aber darüber hinaus sei da eben auch der Flüchtlingsstrom aus Afghanistan, Syrien, Georgien oder Tschetschenien, „der ist auf dem Stand von 2015“. Das sei eine ganz andere Situation. Denn im Gegensatz zu den Menschen aus der Ukraine, „die in der Regel privat unterkommen“, gelte es hier Unterkünfte zu finden. Mit Auflagen von der Regierung. Und: „Uns fehlt die Perspektive, es gibt keine Aussicht, dass diese Welle abebbt, das beschäftigt die Bürger enorm“. Aber auch in diesen Ländern herrsche eben oft Krieg, „da stecken Schicksale und unzumutbare Zustände dahinter“. Auch hier gebe es eine große Hilfsbereitschaft, „aber eben auch Ängste und Sorgen, das ist für uns, für mich persönlich die größte Herausforderung im Moment“.

Der Verwaltungschef und die Personalentwicklung: Verwaltungsdirektor Daniel Frieß ergänzte Wiedemanns Bilanz aus der „Binnensicht“ des Personals. Man sei „im vierten Jahr der Krisen“, habe als Behörde selbst Test- und Impfzentren betrieben, sechs Monate Katastrophenfall erlebt mit Personaleinsatz rund um die Uhr. Kaum habe sich die Corona-Lage entspannt, „kamen der Krieg und seine Folgen für das Ausländer- und Sozialamt plus die aktuelle Flüchtlingswelle“. All das habe man geschafft mit „moderatem Personalzuwachs unter dem Schnitt anderer Landratsämter in Bayern“. 495 Mitarbeiter waren es Ende 2022, davon knapp 150 staatliche Mitarbeiter zur Unterstützung von anderen Behörden. Frieß: „Es waren schon mal über 500, allerdings, ja, 2019 nur 407“.

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