Wenn Sie wissen wollen, wie man das Gesamtgewicht der Erde, des Mondes, der Sonne, ja selbst des gesamten Universums berechnet, lesen Sie diesen Artikel:
Ist die Verschiebung der Erdachse ein normaler Vorgang?
In gewisser Weise ja. Die beiden geografischen Pole – Nordpol und Südpol – markieren die Position der irdischen Rotationsachse. Ihre exakte Lage wird von der planetarischen Massenverteilung bestimmt.
Die gewaltigen Massen-Reservoire wie Eisschilde, Gletscher, Ozeane und Grundwasserspeicher beeinflussen die Unwucht der Erde. Aber auch jahreszeitliche Veränderungen der sogenannten Hydro- und Biosphäre, selbst heftige Erdbeben und Vulkanausbrüche hinterlassen tief greifende Spuren.
Durch die Polwanderung driftet der geografische Nordpol um rund zehn Zentimeter pro Jahr nach Südwesten. Das ist ein natürliches globales geografisches Phänomen. Doch seit den 1990er Jahren messen Wissenschaftler auch die indirekten Folgen des menschlichen Einflusses. Der menschengemachte Klimawandel lässt die Gletscher und Eismassen der Pole tauen, was die irdische Massenverteilung verändert.
Was geschieht aufgrund der Wasserentnahme mit der Erde?
Doch es gibt auch eine direkte Beeinflussung der Polwanderung, wie Ki-Weon Seo von der Nationaluniversität Seoul und sein Team herausgefunden haben. Sie haben untersucht, wie stark sich die Nutzung des Grundwassers auf die Polwanderung auswirkt.
Der gestiegene Wasserbedarf von Landwirtschaft, Industrie und Städten lässt die Pegel in den Aquiferen – also in den Gesteinskörpern, die Grundwasser weiterleiten und abgeben – fallen. Doch das entnommene Wasser ist nicht einfach verschwunden, es verteilt sich nur m anderswo auf der Erdoberfläche.
Die Folge: Es kommt zu Umverteilung der Massen: Regionen mit großen, übernutzten Grundwasserspeichern werden leichter, während das Meer und die Atmosphäre durch das verdunstende oder abfließende Wasser an Masse hinzugewinnen. „Klimamodellen zufolge hat der Grundwasserbestand in der Zeit von 1993 bis 2010 um 2150 Gigatonen abgenommen“, berichtet Ki-Weon Seo.
Zur Einordnung: 2150 Gigatonnen sind umgerechnet 2,15 Billionen Tonnen oder 2,15 Billiarden Kilogramm.
Allein Jahren von 1993 bis 2010 hat der menschliche Raubbau am Grundwasser die Erdachse demnach um 78,48 Zentimeter verschoben – im Jahresschnitt sind das 4,3 Zentimeter.
„Unsere Studie zeigt, dass die Umverteilung des Grundwassers von allen mit Klima verknüpften Ursachen sogar den größten Einfluss auf die Drift der Erdachse hat“, erklärt Ki-Weon Seo.
Welche Auswirkungen haben die Veränderungen?
Das alles hört sich schlimmer an als es ist. Die Folgen seien weit weniger schwerwiegend als die Auswirkungen des Kliamwandels auf unser Wetter, stellen die Forscher fest. Die „natürlichen“ zyklischen Verschiebungen der Erdachse seien deutlich umfangreicher als der menschengemachte Anteil an der Polwanderung.
Doch sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte sich die Erdachse im Laufe von Jahrtausenden um mehrere Grad verschieben. Und dann könnte die veränderte Erdneigung gegen die Sonne das globale Klima massiv beeinflussen – zusätzlich zur menschengemachten Erderwärmung.