Beste Stimmung beim Auftaktspiel bei der WM Mehr als 1000 Bayreuther feiern deutschen Sieg beim Public Viewing

Von Michael Weiser
16.06.2014, Bayreuth, Ehrenhof, Public Viewing, Foto: Andreas Harbach, ha Foto: red

Der Rest war Hupen, Jubel und Gesang: Deutschland feiert gegen Portugal einen überragenden WM-Einstand, und Bayreuth erlebt Klasse-Stimmung beim Public Viewing im Ehrenhof. Bis zu 1500 Menschen fieberten dort mit der DFB-Elf.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Warum gehen die Leut zum Fußball?, wurde Sepp Herberger gefragt. Seine Antwort lautete: „Weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.“ Das stimmt, und es ist doch nur die halbe Antwort. Sie gehen hin, weil man dort gesehen wird und weil man dort andere Leute sehen kann, die genau so gern gesehen werden, mit Deutschland-Fahnen um die Hüfte gebunden, mit lustigen Hüten auf dem Kopf, Plastiktröten am Mund und drei Farben im Gesicht: Schwarz, Rot, Gold.

Über 1000 haben sich im Ehrenhof versammelt und es werden immer mehr. Nur eine sucht den Weg nach draußen: Schwester Andrea, die in einem Kleinwagen sitzt und, geduldig lächelnd, die Menschenmenge teilt wie Moses das Meer. Sie kommt aus dem Pfarrbüro und hat doch Sinn fürs Irdische. Portugal, das sei eine Herausforderung, sagt sie, aber: „Deutschland wird das schaffen.“ Dann lächelt sie wieder, diesmal entschuldigend, denn sie ist in Eile. Wahrscheinlich muss auch sie gucken, nur eben in Ruhe.

Kritisch blickt die Bronzestatue von König Maximilian II. auf die Menschenmenge. Um den scheren sich die Leute aber nicht, es regiert König Fußball. Und der hält Hof: Eine geräumige Bühne mit einer zweimal drei Meter großen Videoleinwand, darüber das Halbrund eines schwarzen Zeltdachs.

Ja, und dann geht die gelöste Heiterkeit bald über in Volksfeststimmung. Denn wenn Fußball König ist, dann ist Thomas Müller sein Statthalter. Er trifft aus elf Metern zum 1:0, Mats Hummels erhöht auf 2:0, dann fliegt Pepe vom Platz und dann macht Müller kurz vor der Pause alles klar.

Fussball WM 2014 - Thema - Nordbayerischer Kurier

Halbzeitpause also, strahlende Gesichter, moderater Andrang am Bierausschank. Dort lassen die Fans nachfüllen – kurioserweise in Plastikbecher noch von der WM 2006. Die stammten aus einem größeren Posten vom Sommermärchen, sagt Christian Wedlich vom Veranstalter, dem Verein Bayreuth Event und Festival e.V. Wedlich steht abseits des Gedränges, hat guten Blick auf die Leinwand, und wirkt ziemlich zufrieden. Eine halbe Stunde nach Abpfiff werde im Ehrenhof Zapfenstreich sein, sagt er, „die Befürchtungen einiger Gastrononen hätten wir widerlegt“. Da mag er richtig liegen, schließlich werden die Menschen weiterfeiern wollen.

Mittlerweile hat Müller sein drittes Tor geschossen, es steht 4:0, Hohngelächter, als Portugals Superstar Christiano Ronaldo in Großaufnahme die Gesichtszüge entgleisen. Gut gelaunt ist Liang Dong. Er wohnt seit neun Jahren in Bayreuth, hat ein deutsches Trikot an, würde gerne seine Chinesen anfeuern, aber: „Mei, nun.“ Die Deutschen zeigen ein „Klassespiel“, findet er, dann füllt erneut Ronaldo die Leinwand. Liang Dong gluckst und sagt: „Tja, vorbei.“

Nicht für Bayreuth: Das Spiel ist abgepfiffen, da machen sich Kolonnen auf den Weg, mit wehenden Fahnen und Gesang, aus dem man das Wort „Schlaaaand“ hört. Ein Polizist in seinem Streifenwagen verdreht die Augen. Nein, passiert sei nichts, aber man werde den Ring im Auge behalten. „Wie halt immer alle zwei Jahre“, sagt er.

Bilder