Hilfe bei den Hilfen
Und dann sind da die fünf fest angestellten Kräfte in der Beratungsstelle, die sich unter anderem darum kümmern, Hilfen zu beantragen, die Betroffenen zustehen. Blindengeld zum Beispiel oder Bildschirm-Lesegeräte, mit denen man etwa die Zeitung extrem vergrößern kann – Kostenpunkt: 2500 Euro aufwärts. Möglich ist auch eine ambulante Reha, in der Betroffenen beigebracht wird, wie sie weiterhin so selbstständig wie möglich leben können.
Wie viele Betroffene es in Oberfranken gibt, dazu hatte Rudolf Kirchberger, Leiter der Regionalstelle beim Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) in Bayreuth, das neben dem Bezirk als dem Haupt-Geldgeber der Beratungsstelle einen Teil der Personalkosten übernimmt, Zahlen parat. Er sprach von gut 950 voll Erblindeten und gut 8000 Schwerbehinderten, bei denen die Hauptbehinderung die Sinnesorgane betrifft – also Sehen und/oder Hören.
Hunderte Kontakte pro Jahr
Kein Wunder, dass Manfred Voit von Hunderten Betroffenen-Kontakten der Beratungsstelle pro Jahr spricht, die sich jetzt, wo die Corona-Maßnahmen lockerer sind, auch wieder anders handhaben lassen, als nur am Telefon. Ein großer Vorteil sei auch, dass das Büro jetzt in Bayreuth und damit zentral in Oberfranken beheimatet sei. Zuvor war es in Bamberg.
Zweiter Bürgermeister Andreas Zippel begann sein Grußwort sehr persönlich, erzählte von seiner ertaubten Schwester. Die habe immer gesagt, dass die Familie trotz aller entgegengebrachten Liebe nicht wirklich verstehen könne, was sie erlebe. Dieses Verständnis habe sie erst in einer Selbsthilfegruppe erfahren. Entsprechend wichtig sei das, was der BBSB und die Beratungsstelle leisteten.
Er kündigte an, dass die Stadt Bayreuth dem Thema Inklusion künftig noch deutlich mehr Gewicht geben wolle. Deshalb werde auf Antrag der Grünen im Stadtrat demnächst das bisherige Sozialamt zum Amt für Soziales, Integration, Wohnen und Inklusion.
Licht ins Dunkel
Christina Flauder, die Behindertenbeauftragte des Bezirks, sprach von einem „segensreichen Dienst“ der Beratungsstelle. Dieser sei vertraulich und kostenlos und sichere die Teilhabe der Betroffenen am gesellschaftlichen Leben. „Sie bringen Licht ins Dunkel“, sagte sie.
Landesvorsitzende Judith Faltl war per Videokonferenz zugeschaltet und betonte, dass es den BBSB bereits seit 102 Jahren gebe. Eine Zeit, in der der Umgang mit Blinden einen Weg von der Bevormundung über Betreuung und Integration bis zur heutigen Inklusion hinter sich gebracht habe. Dennoch gehe dem Verband als politischer Vertretung Blinder und Sehbehinderter die Arbeit nicht aus. So sei man etwa von einem inklusiven Bildungswesen noch weit entfernt, und auch in der Arbeitswelt müsse noch einiges tun.
INFO: Mit der Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle in der Carl-Schüller-Straße 10 in Bayreuth kann man telefonisch unter der Nummer 0921/1512600 oder per Mail an bayreuth@bbsb.org Kontakt aufnehmen.