Beleghebammen an der Sana Kindern auf die Welt helfen

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PEGNITZ. Rund 7000 Kindern haben Stefanie Köhler-Kolb (47), Diana Schriefer (43) und Theresia Trenka (60) schon auf die Welt geholfen. Mit einer vierten Kollegin sind sie Beleghebammen an der Sana-Klinik, begleiten Schwangere und ihre Familien bei einem wichtigen Lebensabschnitt.

 
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„Es ist ein schöner Beruf“, sagen alle Drei, sie könnten sich nichts anderes vorstellen. Und sie wollen auch nicht als festangestellte Hebammen arbeiten – alle haben das schon eine Zeit lang mal gemacht –, sondern eben in dem sogenannten 1&1-System. Das heißt, an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag erreichbar sein, immer auf Abruf.

Kein Acht-Stunden-Dienst

Sicher, das ist schon ein großer Eingriff auf ihr Privatleben, manche Freundschaften leiden darunter, es braucht das Verständnis und die Unterstützung der Familien dazu, sagt Köhler-Kolb. „Aber es ist etwas Besonderes, kein Acht-Stunden-Dienst, man hilft, neues Leben auf die Welt zu bringen“, sagt sie. Köhler-Kolb ist seit 2002 an der Sana-Klinik. Die Betreuung der Schwangeren, die sich bei ihr und den Kolleginnen anmelden, kann nach Feststellung der Schwangerschaft, über Geburtsvorbereitung, eben die Geburt und die Nachsorge und Rückbildung gehen. „Es ist etwas Erfüllendes, wenn man sieht, dass es Mutter und Kind gut geht, die Geburt prima gelaufen ist“, so die Hebamme.

Mütter besser kennen lernen

Nach ihrer Ausbildung hat sie in Nürnberg als festangestellte Hebamme gearbeitet, mal erlebt, wie es ist, nach der Schicht die Frau quasi abzugeben. Es war ein Grundstock. „Aber das ist nicht meins“, sagt sie überzeugt.

So sieht es auch Schriefer, die genauso lange schon in Pegnitz arbeitet. „Man lernt als Beleghebamme die werdenden Mütter viel besser kennen, hat einen ganz anderen Bezug zu ihnen und ihren Familien“, sagt sie. Auch sie kennt den Vergleich zu festangestellten Hebammen, hat drei Jahre in Erlangen so gearbeitet.

Klar, es ist nicht immer einfach, ständig erreichbar zu sein, immer das Handy dabei zu haben. „Aber mittlerweile ist mir das in Fleisch und Blut übergegangen“, so Schriefer weiter. Ihr bedeutet es viel, Frauen bei einem wesentlichen Lebensabschnitt zu begleiten, der sie prägt, den sie nie vergessen werden. Und nicht nur die Vorbereitung und die Geburt selber seien wichtig, sondern auch die Nachsorge, die Mütter beim Hineinwachsen in ihre neue Rolle zu begleiten, und die Selbstverantwortlichkeit zu fördern.

Manchmal eine Belastung

„Die Dauerrufbereitschaft kann manchmal eine Belastung sein“, sagt auch Trenka, seit 1990 an der Sana-Klinik. Aber sie kann es sich nicht mehr anders vorstellen. Man habe einen ganz anderen Bezug zu den Frauen, könne die Geburt viel besser einschätzen. Am Anfang hatte sie sich den Beruf der Hebamme ganz anders vorgestellt, nicht so risikobehaftet. Aber das hat sie dann gereizt, die Verantwortung fasziniert.

Und es gehörte für sie dazu, auch mal tote Kinder in den Händen zu halten oder, dass ein Kind behindert ist. „Man lernt, dass der Tod zum Leben dazugehört“, sagt Trenka, die selber eine Totgeburt hatte. Ihr bedeutet es viel, die Frauen überhaupt über mehrere Monate zu begleiten. Deshalb ist ihr die Nachsorge auch sehr wichtig. „Das ist dann nicht so abgerissen auf einmal“, sagt sie.

Leben mehr schätzen

„Man fühlt beim Tod mit, nimmt dieses Erlebnis auch mit nach Hause“, bestätigt Köhler-Kolb. Aber der Beruf lehre, das Leben mehr zu schätzen, dass es Wichtigeres gibt als die Belastung, die ihr Beruf mitbringt.

Ist der Beruf der Hebamme anerkannt? „Das kommt darauf an von wem“, sagt Schriefer. Von den Müttern auf jeden Fall. Das wissen sie, wenn die Frauen bei weiteren Schwangerschaften zu ihnen kommen. Aber finanziell habe er nicht die Wertschätzung, die er verdient. Es ist sehr wenig, was sie für Vorbereitung, Geburt und Nachsorge bekommen.

Dem gegenüber steht die sehr hohe Haftpflichtversicherung, die sie abschließen müssen. 8500 Euro im Jahr sind das mittlerweile. Und die drei Hebammen vermuten, dass das noch ansteigen wird. Seit kurzem zahlt die Krankenkasse einen sogenannten Sicherstellungszuschlag von 1100 Euro im Quartal, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Außerdem gibt es ab der 37. Schwangerschaftswoche eine Rufbereitschaftspauschale in Höhe von 250 Euro. „Die Krankenkassen haben gemerkt, wie vorteilhaft das 1&1-System ist. Für die umfangreiche Dokumentation, die sie erfüllen müssen, bekommen sie keinen Cent.


Info: Die Geburt eines Kindes mit Vorbereitung und Nachsorge kostet Geld. Doch viel bleibt für eine Beleghebamme nicht. Folgende Gebühren fallen brutto an: Geburt (Tag) mit vier Stunden Betreuung: 195,60 Euro; Geburt (Nacht): 234,72 Euro; ein Wochenbettbesuch in der Nachsorge: 38,46 Euro; Geburtsvorbereitungskurs 60 Minuten: 7,96 Euro (ein Kurs umfasst 14 Stunden); gleiche Gebühren bei einem Rückbildungsgymnastikkurs.

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