Bei „Bayreuth – deine Heimat in der Ersten Liga“ geht es um die Leuchtturm-Wirkung des Sports für die Stadt Wirtschaftsbosse diskutieren: Wie wird Bayreuth attraktiver?

Von Katharina Wojczenko
Diskutieren über den Wirtschaftsstandort Bayreuth (von links): Prof. Claas Christian Germelmann (Lehrstuhl BWL und Marketing), Michael Stoschek (Brose), OB Brigitte Merk-Erbe, Moderator und Kurier-Chefredakteur Joachim Braun, Michael Weihermüller (Medi) und Martin Pos (Cybex/Goodbaby). Foto: Harbach Foto: red

Juliane-Christin Bachmann schildert das Problem so: Seit sieben Jahren lebt die Geschäftsführerin in Bayreuth. Sie kommt aus einer großen Stadt. Als Frau hätte sie dort nie so schnell eine Führungsposition erreicht. Hier verdient sie weniger. Aber weil das Leben billiger ist, bleibt ihr mehr als den Freunden, die in München leben. Argumente, um Spitzenkräften die Stadt schmackhaft zu machen, die aber zu wenige kennen. Das ist Fazit der ersten Veranstaltung von „Bayreuth – deine Heimat in der Ersten Liga“.

 
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Und es fehlt an konkreten Ideen, um das zu ändern. Etwa 200 Zuhörern aus der Wirtschaft sind am Donnerstag in den Hörsaal 18 gekommen, eingeladen von Uni, Stadt und Spielbetriebs-GmbH des BBC Bayreuth. Fast alle Zugezogene, fast alle Basketballbegeisterte, die wissen wollten, wie man „das Potenzial unserer Heimat voll ausschöpft“.

Video-Umfrage: Was fehlt Bayreuth?

Vor ihnen sitzt ein Podium, das laut Kurier-Chefredakteur und Moderator Joachim Braun zusammen Verantwortung trägt für etwa 50 000 Mitarbeiter. Auf Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe treffen dort: Medi-Geschäftsführer Michael Weihermüller, Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Brose, Martin Pos, Chef von Cybex und Goodbaby sowie Prof. Claas Christian Germelmann vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Marketing. Politik und Wirtschaft müssen miteinander reden. Gerade weil sie oft aneinander vorbei reden. Zumindest der Anfang ist an diesem Abend gemacht.

Michael Stoschek, der Nicht-Bayreuther, berichtet, weshalb seine Firma Brose von Coburg ausgerechnet nach Bamberg gezogen ist: die „tolle Kombination aus optimaler Verkehrsanbindung und einer Welterbestadt, die fast unter Touristen erstickt“. Mit Freizeitangebot von Symphonikern bis Basketball. Den Umkehrschluss für Bayreuth will in dieser Deutlichkeit niemand wagen.

Bundesliga-Basketball ist Werbung für die Stadt

Dass der Sport einer der „Leuchttürme“ ist, den die Stadt braucht, darüber ist man sich einig. Für Medi-Geschäftsführer Weihermüller ist klar, warum er sich wie Stoschek im Basketball engagiert: „Der Bekanntheitsgrad der Marke hat sich dadurch bei Studenten von 20 bis 60 Prozent gesteigert.“ Bei Brose hat der eigenen Club die monatlichen Bewerberzahlen von 15 000 (2003) auf heute 50 000 erhöht. Firmen geben oft sechsstellige Summen aus, um Spitzenkräfte anzuwerben, sagt Marketing-Prof Germelmann. Sponsoring stärke die Arbeitgeber-Marke. Dass eine Stadt von Bayreuths Größe eine Bundesligamannschaft habe, sei keine Selbstverständlichkeit betont Weihermüller: „Die Nennung in der Bundesliga sendet ein ständiges Signal aus“.

Die OB sieht die Stadtverwaltung „auf dem Weg in die erste Liga“. Das Problem sieht Merk-Erbe anderswo: „In Bayreuth denkt man immer an das Schlechte. Das liegt auch an den Medien.“ Ihr wiederholter Appell: mehr positive Berichterstattung. „Wir müssen selbst strahlen, wir brauchen die Politik nicht, um unsere Arbeit zu machen“, widerspricht Martin Pos, der junge Wilde auf dem Podium.

Wenn David Goliath in den Hintern tritt

Die Größe des Unternehmens sei dabei nicht ausschlaggebend. Wenn „David den Goliath in den Hintern tritt“ – oder wie sein Unternehmen Cybex mit dem Goliath Goodbaby fusioniert – sei das für Arbeitnehmer attraktiv. Pos beschäftigt viele ehemalige Leistungssportler, die den Wettbewerbsgedanken hoch halten. Sein Ansatz: Arbeit, die Spaß macht, hält junge Leute in Bayreuth. Sie erst zum Umzug nach Bayreuth zu bewegen, sei viel schwieriger.

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