Behördenverlagerung beendet langen Kampf in Pegnitz Von der Justizschule zur Fachhochschule

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Die Pegnitzer Justizschule. Hier eine Ansicht vom Aussichtsturm. Foto: Mark Johnston Foto: red

Das ging jetzt alles ganz schnell. Anfang Juli 2014 erhielt die Bayerische Justizschule den Titel „Akademie“. Nun, nicht einmal ein Jahr später, beschloss Heimatminister Markus Söder: In Pegnitz soll eine Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege entstehen. Für Ex-Schulleiter Werner Schaller und Altbürgermeister Manfred Thümmler geht damit ein Traum in Erfüllung. Die Vorgeschichte ist ein jahrzehntelanger Kampf um den Erhalt und den Ausbau der Schule, wie sie im Kurier-Gespräch bilanzieren.

 
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Der Tiefpunkt: Diesen erlebte Schaller (71) im Jahr 2001. Als er einen Anruf nach einer Besprechung der Haushaltsreferenten in München bekam. Die Aussage, die Ansage war eindeutig: „Ihr Bau ist gestorben.“ Mit dem „Bau“ war die Sanierung und Erweiterung der Justizschule gemeint. Es sei einfach kein Geld für dieses Vorhaben da, hieß es lapidar. „Das ging mir persönlich sehr nahe“, so Schaller heute.

Er aktivierte den damals amtierenden Bürgermeister Manfred Thümmler. Grund: „Er hatte extrem viele Kontakte zu den Regierungsstellen.“ Er und Thümmler ließen sich bei zahlreichen Terminen „in der ersten Reihe“ sehen, „um an die Realisierung der Umbaupläne zu erinnern“. Bei einem Besuch des damaligen Justizministers Manfred Weiß im Landgericht Bayreuth sagte dieser schon aus zehn Meter Entfernung: „Ich weiß schon, was ihr wollt.“

Zu wenig Brandschutz

Dann kam 2002 die Erkenntnis, das die Justizschule nicht mehr den aktuellen Brandschutzbestimmungen entsprach. 900 000 Euro hätten investiert werden müssen, um dieses Problem zu lösen. Dies veranlasste Thümmler zu einem oft zitierten „Brandbrief“ gen München. Mit Verweis auf den verheerenden Brand am Flughafen in Düsseldorf. Da man sowieso Geld in die Hand hätte nehmen müssen, kam wieder Bewegung in die Sache. Zumal auch schon ein Architektenwettbewerb abgeschlossen war – wohlgemerkt im Jahr 2000.

Der Höhepunkt: Den erlebte Schaller, als Minister Weiß 2002 die Pegnitzer Amtsgerichtszweigstelle unter die Lupe nahm. Sein persönlicher Referent erhielt einen Anruf via Handy – und flüsterte Weiß dann etwas ins Ohr. Dieser erklärte kurz darauf: Um- und Erweiterungsbau sind genehmigt. Was bei Schaller Glücksgefühle auslöste. Am Ende wurden dafür in Pegnitz 17 Millionen Euro verbaut.

Schon in den 90ern

Die Vorgeschichte: Manfred Thümmler lag das Schicksal der Justizschule immer am Herzen, auch heute noch, sagt er. Schon Mitte der 1990er Jahre hatte er mit dem Thema ganz handfest zu tun. Und zwar als Mitglied des Präsidiums für Fachhochschulen für Verwaltung und Recht in Bayern. Durchaus ein Gremium mit Entscheidungsbefugnis. Dort saßen Vertreter diverser Ministerien, von Städte- und Gemeindetag, die Schulleiter und mancher Bürgermeister. „Der Schulleiter aus Starnberg wollte damals Präsident dieser Runde werden“, sagt Thümmler. Und lächelt bei diesem Rückblick. Denn auch damals schon gab es Lagerbildung, es ging um eine Stimme Mehrheit. Der gute Mann buhlte um eine Stimme, die ihm die nötige Mehrheit beschert hätte. Auch bei Thümmler. Der bekundete ihm, dass ihm das Pegnitzer Hemd schon näher als die Starnberger Jacke sei. Und er nicht glaube, dass, sollte es einmal hart auf hart gehen beim Erhalt der Schulstandorte, er dann auf den Schulleiter aus Oberbayern zählen könne. Der wurde dann auch nicht Präsident ...

Der Unterstützer: Da war einer, der den Pegnitzern immer die Stange hielt. Ein gewisser Manfred Werth, im Lauf seiner Juristenkarriere unter anderem Landgerichtspräsident in Bayreuth und später in Bamberg. Er half Pegnitz schon, als er für den OLG-Bezirk Bamberg der zuständige Haushaltsreferent war. Das war 1996. Da ging es darum, die nötigen Grundstücke für eine Erweiterung – die damals noch kein konkretes Thema war – zu beschaffen. Das Ministerium hatte das Budget für den Flächenerwerb gedeckelt, die finanziellen Möglichkeiten waren also begrenzt. Und dann trafen sich die Herren Schaller, Thümmler und Werth in der Schule mit Ernst Pflaum, der in Nachbarschaft des Schulgeländes jede Menge Grund besaß. Man einigte sich auf einen Preis, Werth stellte die Mittel zur Verfügung – und so war die Grundlage geschaffen für einen Ausbau. Und damit auch die Basis für die höchste Stufe, die nun erreicht wird – die Fachhochschule.

Studenten aus Starnberg

Und noch eine Vorgeschichte: Das hat wohl auch den Weg geebnet, sagt Werner Schaller – schon immer kamen Rechtspflegestudenten aus Starnberg nach Pegnitz, um hier ihre EDV-Ausbildung zu absolvieren. Denn in Starnberg hatte mit diesem Thema niemand so recht was am Hut, während Pegnitz schon vor vielen Jahren hier seine Nische gesucht hat und sich zum IT-Testzentrum mit bundesweitem Vorbildcharakter gemausert. „Vielleicht war auch diese bestehende Verbindung zu Pegnitz einer der Gründe, die Fachhochschule nach Pegnitz zu verlagern.“

Was kommt: 300 Studenten der Rechtspflege sollen in einigen Jahren in Pegnitz ausgebildet werden, betreut von knapp 30 Dozenten. Schaller und Thümmler wollen sich nicht dazu äußern, welche baulichen Maßnahmen erforderlich sind, wann was genau geschehen wird – „das ist nicht mehr unser Thema“. Aber, so Thümmler: Man dürfe schon davon ausgehen, dass auch Wohnbereiche entstehen werden. Und das mache natürlich am meisten Sinn in direkter Nähe zur Schule selbst. Flächen dafür seien ja genug vorhanden.

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