Nerissa Schwarz Das will Bayreuths neue Gleichstellungsbeauftragte

Nerissa Schwarz ist die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bayreuth. Sie ist die Nachfolgerin von Irene Münch, die nach fast 25 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Foto: /Ralf Münch

Seit 1996 haben Bayerns Kommunen Gleichstellungsbeauftragte. Die Pionierarbeit im Bayreuther Rathaus leistete Inge Münch. Nach ihrem Abschied in den Ruhestand übernimmt Nerissa Schwarz.

 
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Bayreuth - Zweieinhalb Jahre war sie als Bildungsmanagerin tätig. Jetzt ist Nerissa Schwarz seit Kurzem die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bayreuth.

Sie sammelte bereits Erfahrungen in der Netzwerkarbeit und in der Organisation von Veranstaltungen. „Das kann ich gut auf die neue Stelle übertragen“, sagt Nerissa Schwarz im Gespräch mit unserer Zeitung. Zugleich engagiere sie sich ehrenamtlich für Menschrechtsthemen und gegen Diskriminierung.

Geht nicht allein um Frauenrechte

Die 45-Jährige absolvierte in Erlangen und Fulda ein Studium in Interkultureller Kommunikation und Europastudien. Vor 15 Jahren zog sie nach Bayreuth. Die neue Position gefällt ihr aufgrund der Vielfalt der damit verbundenen Aufgaben, wie sie sagt. Dabei geht es nicht allein um Frauenrechte.

Gleichberechtigung bezieht sich auf Frauen und Männer, in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. „Dabei ist es mir wichtig, gegen Rollenklischees anzukämpfen.“ Frauen würden zu oft nach ihrem Aussehen beurteilt und seien in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen unterrepräsentiert.

Zu ihrem Tätigkeitsprofil gehört es, Projekte und Veranstaltungen zu organisieren, die das Bewusstsein für Gleichberechtigung von Männern und Frauen schärfen. Dabei soll sie Aufklärungsarbeit machen und die Öffentlichkeit auf das Thema Gleichbehandlung aufmerksam machen. „Da kann es um die Benachteiligung im Beruf, Lohnungleichheit, Mobbing, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und häusliche Gewalt gehen“, erklärt Nerissa Schwarz. Sie leistet keine Rechtsberatung, kann aber an die entsprechenden Fachstellen weitervermitteln.

Diskriminierung und Gewalt

Da sie keine „Frauenbeauftragte“ sei, könnten durchaus auch Männer auf sie zukommen. „In der Realität sind leider Frauen häufig Opfer von Diskriminierung oder von sexueller oder häuslicher Gewalt.“ Das Thema ungleiche Bezahlung im Beruf treffe ebenfalls mehr Frauen. Und oftmals träte Mehrfachdiskriminierung auf.

Ihre Funktion sei keine „Alibi-Stelle“, unterstreicht Nerissa Schwarz. Man müsse jedoch „dranbleiben und hartnäckig sein“, bis die Gleichberechtigung wirklich in den Köpfen ankomme.

Rein rechtlich ist die Gleichberechtigung garantiert, in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern als Grund- und Menschenrecht festgeschrieben. Der Artikel verbietet eine Benachteiligung wegen des Geschlechts. Der Staat sei verpflichtet, Nachteile zu beseitigen.

Am 1. Juli 1996 trat das Bayerische Gleichstellungsgesetz in Kraft. Damit soll die Gleichstellung von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung gewährleistet werden. Das Gesetz schreibt die Einrichtung einer kommunalen Gleichstellungsstelle und die Bestellung einer Gleichstellungsbeauftragten vor.

Zwei Referentinnen, drei Referenten

Nach dem Verhältnis von Männern und Frauen im Rathaus selbst und in den Führungspositionen gefragt, sagt Nerissa Schwarz: „In fünf Referaten, ohne den Oberbürgermeister, gibt es zwei Referentinnen und drei Referenten. Bei den Dienststellenleitungen betrage der derzeitige Frauenanteil circa 25 Prozent. In der Verwaltung der Stadt Bayreuth arbeiteten 1450 Beschäftigte, davon seien 688 weiblich.

„Manchmal fehlt Frauen das Selbstvertrauen oder es ist für sie schwierig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.“ Zur Frage einer Quote für Frauen, ist ihre persönliche Meinung: „Ja, wenn es nicht anders geht, ist das notwendig und gerecht. Trotzdem sollte die Qualifikation das wichtigste Kriterium sein – und das Geschlecht idealerweise überhaupt keine Rolle spielen.“

Sprache lässt Bilder im Kopf entstehen

Eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, ist ihr genauso ein Anliegen, wie sie auf Nachfrage sagt. „Das ist keine Nebensächlichkeit oder Spitzfindigkeit. Sprache lässt Bilder im Kopf entstehen. Wenn ich von Ärzten und Forschern rede, denkt dann jeder wirklich Ärztinnen und Forscherinnen mit?“ Und es sei wichtig, nicht-binäre Geschlechter einzubeziehen, also wenn möglich, neutrale Begriffe zu verwenden. „Ich denke, es ist wert, dass sich Dinge ändern.“

Nerissa Schwarz will neue Dinge ausprobieren. Statt Mahnwachen und Flugblätter Kampagnen über die sozialen Medien initiieren. Die Netzwerkarbeit sei in der Corona-Zeit liegen geblieben und sollte wiederbelebt werden. „Meine Vorgängerin hat sehr gute Arbeit geleistet, auf die ich aufbauen kann.“


Info: Ihre Sprechzeiten sind Dienstag, 9 bis 11 Uhr, Mittwoch, 14 bis 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter 09 21/25 13 71.

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