Bayreuther Schwimmer rettet 24-Jährige aus Isar Florian Vogel über gerettete Frau: "Ihr Gesicht werde ich nie vergessen"

Florian Vogel während eines Wettkampfs. Am Mittwoch hat der Schwimmer eine Ertrinkende aus der Isar gerettet. Foto: dpa Foto: red

Bayreuths Schwimmstar Florian Vogel (20) hat am Mittwoch eine ertrinkende Frau (24) aus der Isar gerettet. Im Interview schildert er die dramatische Aktion.

 
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Florian, Respekt: Eine Wahnsinnsaktion. Du hast in München einer Frau das Leben gerettet.
Florian Vogel: Ja, ich freue mich wahnsinnig, dass ich ihr helfen konnte. Das war unglaublich.

Die Frau wird seit Mittwoch in einem Krankenhaus behandelt. Wie geht's Dir?
Vogel: Alles okay. Ich hab nichts abbekommen.

Erzähl uns, wie das Ganze passiert ist.
Vogel: Das war gegen 15.30 Uhr, nach einem Termin mit zwei Journalisten. Wir waren fertig mit dem Interview und wollten am Isarufer gegenüber des Deutschen Museums noch ein paar Fotos machen. Da haben wir auf einmal das Mädchen gesehen. Sie war weit draußen, ist von der Strömung fortgerissen worden. Sie hat um Hilfe geschrien und ist immer wieder untergetaucht.

Wie hast Du reagiert?
Vogel: Ich hab mich bis auf die Boxershorts ausgezogen und bin ins Wasser gerannt. Der Fluss war saukalt, die Strömung stark. Ich konnte mich nur mit der Strömung auf sie zubewegen. Die Frau hat versucht, sich über Wasser zu halten, ist aber immer wieder unter die Oberfläche gezogen worden.

Wie hast Du sie ans Ufer gebracht?
Vogel: Als ich bei ihr angekommen bin, hat sich mich am Nacken gepackt. Ich habe einen Arm um sie geschlungen und bin dann mit Brust- und Beinschlägen zurück Richtung Ufer. Wir sind gut 100 Meter weit abgetrieben. Bei einem Spielplatz haben wir das Ufer erreicht. Der Reporter und der Fotograf haben uns an Land geholfen. Ein Arzt, der mit seinem Kind auf dem Spielplatz war, hat erste Hilfe geleistet, bis die Sanitäter eingetroffen sind.

War die Frau ansprechbar?
Vogel: Am Anfang, ja. Sie hat immer wieder nach ihrer Tasche gerufen. Ein Passant hat sie ihr gebracht. Dann hat der Schock eingesetzt, sie ist zusammengesackt, hat nicht mehr gesprochen. Sie war stark unterkühlt.

Hast Du eine Rettungsschwimmer-Ausbildung?
Vogel: Nein. Ich weiß ungefähr, was man machen muss, aber in dem Moment wäre das schwierig geworden. Sie hat sich einfach an mir festgeklammert.

"Gelegenheitsschwimmer hätten keine Chance gehabt"

Hätte ein Gelegenheitsschwimmer an Deiner Stelle eine Chance gehabt?
Vogel: Ich glaube nicht. Normalerweise kann man in der Isar schon schwimmen, aber zurzeit ist es wirklich gefährlich. Wegen des Regens führt die Isar viel mehr Wasser als sonst, die Schleusen sind offen, die Strömung ist stark.

Wie ging es am Ufer weiter?
Vogel: Die Sanitäter haben sich um die Frau gekümmert und sie dann ins Krankenhaus gebracht. Ich habe der Polizei meine Personalien genannt, dann war's das für mich. Abends habe ich noch trainiert, heute bin ich nach Bayreuth gefahren.

Dein Telefon steht seither nicht mehr still, oder?
Vogel: Ja, viele Leute melden sich bei mir. Nachher rede ich noch mit RTL, morgen früh bin ich im SAT1-Frühstücksfernsehen. Aber ich hab das ja nicht gemacht, um mich zu produzieren. Ich bin einfach froh, dass ich der Frau helfen konnte. Ihr Gesicht werde ich nie vergessen.

Wie geht's in den kommenden Tagen für Dich weiter?
Vogel: Heute Abend fliege ich nach Berlin, aber morgen Mittag bin ich wieder in Bayreuth. Mein kleiner Bruder hat gerade das Abi bestanden, pünktlich zur Verleihung bin ich wieder da. Was das Schwimmen betrifft: Wir trainieren jetzt noch für den Wettkampf in Essen nächste Woche, und dann geht's mit großen Schritten auf die WM in vier Wochen zu.

Das Gespräch führte Christophe Braun

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