Bayreuther erzählen, warum sie die Streik-Ziele unterstützen Erzieher: Deshalb ist unsere Arbeit mehr wert

Von Katharina Wojczenko
Immer den Überblick behalten, fördern, spielen, erziehen: Erzieherin Kristina Roder hat viel Verantwortung in ihrem Beruf. Sie ist stellvertretende Leiterin des Jakobshofs, einer katholischen Einrichtung. Streiken darf sie nicht. Aber auch sie findet: Erzieher sollten mehr verdienen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie arbeiten alle in Bayreuther Betreuungseinrichtungen und wünschen sich mehr Geld und Anerkennung. Hier erzählen sie, was sie tagtäglich tun. Und warum das wichtig ist.

 
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Kristina Roder (28), Erzieherin im Kindermosaik Jakobshof:
Erzieherinnen müssen ständig Augen und Ohren überall haben. Eltern und Schule erwarten heute, dass die Kinder gebildet und erzogen aus dem Kindergarten kommen. Wir haben hier zu zweit die Verantwortung für 27 Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren, weil ein Hort dabei ist. Sie haben völlig unterschiedliche Bedürfnisse. Ich finde es gut, dass unser Beruf wegen des Streiks in den Medien ist. Schade aber, dass es an den Kindern und Eltern hängenbleibt. Doch einen anderen Weg gibt es nicht.

Stefan Haußner (34), Sozialpädagoge im Stadtjugendamt:
Ich streike mit. Wir Sozialpädagogen von der stationären Jugendhilfe haben viel Verantwortung. Ich gehe in Familien, wo Kinder ins Heim mussten. Sie haben Gewalt und Verwahrlosung erlebt. Ich spreche mit den Eltern und versuche, die Jugendlichen auf den richtigen Weg zu bringen. Damit sie einen Schulabschluss machen, eine Ausbildung – und nicht straffällig oder psychisch krank werden. Ich verdiene nach vier Jahren Studium und acht Berufsjahren heute 2000 Euro netto. Das sollte der Gesellschaft mehr wert sein.

Julia Pühl (26), Erzieherin im Kindergarten Kreuz:
Ich bin Kinderarzt, Freund, Ansprechpartner für die Eltern zugleich. Ich zeige den Kindern, wie man Stift und Schere hält. Das trainiert die Motorik. Ich wickle die Kleinen, gehe mit den Größeren zur Toilette und bringe ihnen Sauberkeit bei. Wir schauen Bilderbücher an und ich frage sie, was sie sehen und wie es weitergehen könnte. Das regt die Fantasie an. Vorschulkinder lernen bei uns spielerisch die ersten Buchstaben. Ich bin keine Kindergartentante. Um Tante zu sein, muss man nicht fünf Jahre lernen.

Monika Dahms (52), Leiterin des Kindergartens Kreuz:
Ich bin seit 30 Jahren Erzieherin. Die Kinder sind heute erziehungsintensiver. Aber auch die Eltern haben es schwerer. Beide müssen arbeiten, der Druck ist hoch. Zu Hause wird weniger geredet, die Kinder sind reizüberflutet von den Medien. Manche lernen bei uns sprechen. Manche können kein Wort Deutsch. Nach ein paar Monaten reden sie dich in Grund und Boden, das ist toll. Wir haben wie Grundschullehrer einen Lehrauftrag. Aber wir haben zusätzlich die sozialpädagogische Ausbildung.

Streiken dürfen nur Erzieher, die nicht bei kirchlichen Einrichtungen arbeiten. Ihre Gehälter richten sich aber auch nach denen des öffentlichen Diensts, der derzeit in Tarifverhandlungen ist

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