Haftpflicht fürs Risiko der Geburtshilfe zu teuer Teure Haftpflicht zwingt Hebamme nach 4500 Geburten zur Aufgabe

BAYREUTH. „Am 1. Januar 2011 ist Schluss“, sagt Gudrun Rennecke, Hebamme aus Wolfsbach. Anlass für den Schlussstrich ist die teure Haftpflicht.

 
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Nach fast 40 Jahren Geburtshilfe in der Region bleibt die grüne OP-Kleidung im Schrank und das Handy aus. Altersgrenze erreicht? Nein. Anlass für den Schlussstrich ist vielmehr die teure Haftpflicht, die freiberufliche Hebammen viel Geld kostet.

Gudrun Rennecke ist eine von fünf selbstständigen Hebammen in Bayreuth. Im Landkreis und im Regierungsbezirk Oberfranken arbeiten nach Angaben des Bayerischen Hebammenverbands rund 50 Hebammen.

Jährlich fast 3700 Euro BerufshaftpflichtSie müssen seit dem 1. Juli jährlich 3689 Euro für ihre Berufshaftpflicht bezahlen. „Das sind 1200 Euro mehr als früher“, sagt Gudrun Rennecke. Seit Oktober 1973 arbeitet sie in der Geburtshilfe. Zunächst 28 Jahre als angestellte Hebamme, dann neun Jahre als Selbstständige. Vorher absolvierte sie eine Ausbildung an der Hebammenschule in Bamberg.

Bei rund 4500 Geburten stand die 58-Jährige den Schwangeren zur Seite und verhalf jungem Leben auf die Welt. Für eine Geburt erhält sie 150 Euro von der Krankenkasse. Für acht Stunden Betreuung vorher und drei Stunden Nachsorge, insgesamt elf Stunden Arbeit.Das ist zu wenig, denkt Gudrun Rennecke und mit ihr die 106.000 Unterzeichner einer Internet-Petition, die der Deutsche Hebammenverband initiiert hat. Steigende Haftpflichtprämien und unzureichende Vergütungen zwängen die Hebammen dazu, die Geburtshilfe aufzugeben.

Schlussstrich gemeinsam ziehen

Gudrun Rennecke ist dabei nicht die einzige in der Region, die einen Schlussstrich zieht. Zwei ihrer Kolleginnen wollen ebenfalls aufhören. „Mit dem Gedanken aufzuhören hätte ich wahrscheinlich Jahr um Jahr weitergearbeitet“, sagt die 58-Jährige. „Möglicherweise hätte ich sonst gezögert“, sagt sie.Die teure Haftpflicht mache es ihr nun leicht, auszusteigen. Eben dies befürchtet der Berufsverband auf Bundesebene massenweise. Eine Steigerung der Haftpflichtprämie auf 3689 Euro bei einem durchschnittlichen Jahresrealeinkommen von 14.000 Euro sorge dafür, das sich der Beruf nicht mehr lohnt.

Wie gerade junge, selbstständige Hebammen zurecht kommen sollen, das fragt sich auch Gudrun Rennecke.

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