Komplexer als Bach-Choräle
Nicht zuletzt ist der einzige Choralsatz in Schütz Johannespassion, das abschließende O hilf, Christe, Gottes Sohn, musikalisch viel komplexer und polyphoner gearbeitet als die Bachchoräle. Der Einschub bachscher Choralsätze in eine Passion von Schütz muss deshalb als Stilbruch charakterisiert werden. Dazu kommt: Bachs Choräle nehmen, wie viele seiner Arien, schon den Auferstehungsgedanken vorweg, während Schütz Schlusschoral bei der Betrachtung des Todes Jesu verharrt und lediglich moralische Schlussfolgerungen beisteuert. Das Ziel etwa, Schütz Passion im Sinne der Auferstehung zu kommentieren, wäre angemessener, als durch einen solchen Stilbruch etwa durch die anschließende Aufführung einiger Motetten österlichen Charakters zu realisieren.
So muss man konstatieren, dass dieser Passionsabend trotz der unstreitigen Qualitäten der Solisten sowie des Chores durch die stilferne Einbindung am Ende einen zwiespältigen Eindruck hinterließ.
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