40.000 Besucher zum Public Viewing erwartet Perfektion in Schallgeschwindigkeit

Christian Martens

BAYREUTH. Zum Public Viewing der "Walküre" am Samstag werden 40.000 Menschen auf dem Volksfestplatz erwartet. Herr des Tons wird der Wiener Tonmeister Professor Adolf Toegel sein, der am Mischpult sitzt.

 
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Dunkle Wolken zogen Donnerstagachmittag über den Bayreuther Volksfestplatz. Doch je weiter die Vorbereitungen des Public Viewings der „Walküre“-Aufführung und der Filmvorführung der „Tannhäuser“-Kinderoper am Samstag voranschreiten, desto freundlicher wird die Aussicht in den Himmel. Das Wetter, so die sommerlichen Vorhersagen, wird sich zum Wagner-Spektakel von seiner besten Seite zeigen.

Nach den grauen und nassen Tagen der vergangenen Wochen scheint die Terminwahl des öffentlichen Großereignisses Public Viewing auf dem Volksfestplatz wieder aufzugehen, auch wenn die Veranstaltung bei jeder Witterung stattfindet. 26 Grad und Sonnenschein sind für Samstag vorhergesagt – die beste Voraussetzung für einen wunderbaren Operngenuss unter freiem Himmel.

„Klassik muss gut klingen“

Die Vorbereitungen auf dem knapp 16.000 Quadratmeter großen Festgelände laufen auf Hochtouren: Die Absperrzäune werden aufgebaut und mit werbenden Sichtschutz-Plakaten behängt, ein Bagger verteilt den rötlichen Sand an der Stelle, wo sich am Samstag eine Strandbar finden wird. Die Bühne steht bereits und fleißige Helfer haben begonnen, die 2000 Plastikstühle vor der 90 Quadratmeter großen Leinwand aufzustellen. Auch Tonmeister Professor Adolf Toegel von der Musikhochschule in Wien geht mit seinen Vorbereitungen auf die „Walküre“-Liveübertragung aus dem Festspielhaus in die entscheidende Phase. Er sorgt für den unvergleichbaren Klang auf dem riesigen Festplatzgelände.

Rund 60 Boxen werden am Samstag aufgebaut und exakt aufeinander abgestimmt sein. Als sehr schwer bezeichnet selbst ein Profi wie Toegel seine Aufgabe in Bayreuth, als er am Donnerstag vor mehreren Computerbildschirmen und einem riesigen Mischpult mit unzählig vielen Reglern, Schaltern und Drehknöpfen unter dem Zeltdach nach der perfekten Beschallung sucht.

Herausforderung Schalllaufzeit

Die Laufzeiten des Schalls durch Verzögerungen so auszutricksen, dass an jedem Platz des Geländes die Musik Wagners gleich klingt und in der richtigen Lautstärke ankommt. Die Boxen werden unterschiedlich justiert, denn anders als Rockmusik, „die laut sein muss“, wie Toegel sagt, „muss Klassik gut klingen“. Vor der Leinwand kommt der Schall eher frontal aus den seitlichen Lautsprechern, der Raumklang entwickelt sich im hinteren Bereich des Platzes stärker.

Der Ton kommt aus 20 Kanälen, hinzu kommt der Bass. In Lichtgeschwindigkeit erreicht das Audiosignal vom Grünen Hügel den Volksfestplatz. Doch verlassen die Töne der Sänger, des Chors und des Orchesters Toegels Soundsystem, kommt es auf einer Strecke von 50 Metern bis zum Ohr des Zuhörers schon zu einer Verzögerung von mehr als einer Zehntelsekunde.

Schon in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Tonmeister aus Wien um die Akustik beim Public Viewing gekümmert. „Ich muss mir das Stück erarbeiten. Als Tonmeister muss man die Musik kennen“, sagt er über seine Vorbereitung, die vor etwa zwei Wochen mit dem Blick in die „Walküre“-Partitur startete. Die Arbeit beginnt nach den „Meistersingern“ (2008) und „Tristan und Isolde“ (2009) von vorne. Die Mischpult-Einstellungen müssen neu gefunden werden, wechseln sogar während eines Stücks mehrfach, je nach Szene.

Ästhetische Frage

„Das ist eine Frage der Ästhetik“, sagt Toegel, zu dessen Erfahrung die Festwocheneröffnung in Wien mit rund 40.000 Besuchern zählt. Bis zum Beginn der Aufführung am Samstag um 16 Uhr arbeitet er mit der „Walküre“ und speichert die passenden Einstellungen, zwischen denen er während der Liveaufführung dann wählen kann.

Rund 40.000 Besucher werden im Laufe des Tages erwartet. 20.000 Zuhörer können sich gleichzeitig auf dem Platz aufhalten, erklärt Jan Kempgens von der Bayreuth Marketing und Tourismus-GmbH. 40 Ordner und 30 Sicherheitskräfte sollen für einen friedlichen und reibungslosen Ablauf sorgen.

Kempgens rät den Besuchern, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Public Viewing zu kommen. Ab morgens, 9.45 Uhr, pendelt ein Bus zusätzlich zum üblichen Fahrplan zwischen ZOH und Volksfestplatz. Der Einzelfahrschein kostet für Erwachsene 1,60 Euro, Kinder zahlen 80 Cent.

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