Ihre Tochter kommt trotz schwerer Krankheit nicht in Pflegestufe I Mutter prangert Willkür an

Peter Engelbrecht
 Foto: red

BAYREUTH. Eine Mutter kämpft: Ihre dreijährige Tochter ist schwer krank und zu 60 Prozent schwerbehindert. Eine kleine finanzielle Hilfe wäre die Einstufung des Kindes in Pflegestufe I (225 Euro pro Monat), doch der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) lehnt das ab. Die Mutter spricht von Willkür und Sparmaßnahmen, der MDK weist die Vorwürfe zurück.

 
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Ein körperlich behindertes Kind zu haben, ist eine große psychische Belastung für die Angehörigen. Eine Mutter aus Bayreuth kämpft seit Monaten für die Einstufung ihrer kleinen Tochter in die Pflegestufe I. Laut dem Attest der Kinderärztin hat das Mädchen von Geburt auf beide Nieren auf einer Körperseite, Harnweginfektionen sind die Folge. Weiterhin fehlen die unteren Sakralwirbel. Das heißt, die Nervenbahnen zur Steuerung von Blase und Darm fehlen. Das Mädchen verfüge über keine Kontrolle über diese körperlichen Funktionen, schreibt die Kindertagesstätte aus Bayreuth in einer Stellungnahme. „Der Urin, selten auch der Stuhlgang, kommt eher zufällig und unkontrolliert“, heißt es weiter. Bis zu viermal am Vormittag müsse das Mädchen gewickelt werden. 

Auf die Minute genau berechnet

Die Mutter stellte bei der Pflegekasse der AOK Bayern den Antrag auf Einstufung in Pflegestufe I. Nach den gesetzlichen Vorgaben muss dafür der Zeitaufwand für Pflege, Ernährung und Mobilität im Tagesdurchschnitt mindestens 90 Minuten betragen. Davon müssen auf die Grundpflege mindestens 46 Minuten entfallen. Der MDK war das erste Mal Mitte Juni 2011 zu Besuch und kam auf einen täglichen Aufwand bei der Grundpflege von 29 Minuten. Dagegen legte die Mutter Widerspruch ein. Beim zweiten Gutachten ergab sich ein Aufwand von nur noch 17 Minuten. Damit wurde die Einstufung in Pflegestufe I abgelehnt. Auch der Widerspruchsausschuss bestätigte dies. Die Mutter widerspricht. Nach ihren Angaben sind für die Grundpflege täglich mindestens 46 Minuten notwendig.

Sie listet als tägliche Arbeit für ihr Kind unter anderem auf: Achtmal nach dem Windelwechseln jeweils waschen, einmal täglich baden, mehrmals mit dem Kind auf die Toilette gehen. Allein für diese Tätigkeiten errechnet die Mutter einen Zeitaufwand von mehr als einer Stunde. Die Frau spricht von Schikanen und Sparmaßnahmen. Beim Sozialverband VdK in Bayreuth gehen pro Woche 15 Widersprüche gegen Entscheidungen der Pflegekassen ein, berichtet Kreisgeschäftsführer Christian Hartmann. „Die Zahl der Widersprüche hat in den vergangenen zwei Jahren zugenommen“, sagt er. Da der MDK von den Kranken- und Pflegekassen finanziert wird, ist Hartmann davon überzeugt, dass es Abhängigkeiten gibt.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Wochenendausgabe des Kuriers.

Symbolbild: pa

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