„Da, wo Hitler gesessen hat, möchte ich auch sitzen“ Martin Sonneborn über Bestechungsversuche und seine Guttenberg-Pläne

Alexander Gradl

BAYREUTH. Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satire-Magazins Titanic und Parteivorsitzender der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI), kommt am Freitag, 26. November, unter anderem in die Campus-Galerie, um eine Ortsgruppe zu gründen. Was er sonst noch politisch vorhat, verrät Sonneborn im Interview.

 
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Frage: Für viele sind Sie bekannt als der „GröVorAZ“ (Größte Vorsitzender aller Zeiten). Andere kennen Sie eher als den Mann, der die WM nach Deutschland gebracht hat. Hat sich Charles Dempsey vor seinem Ableben denn gebührend für Schinken und Kuckucksuhr bedankt? Sonneborn: Nein, ich muss eingestehen, dass wir diesen Geschenkkorb nie abgeschickt haben. Es gab so viel Wirbel nach unseren Bestechungsfaxen. Wir waren so beschäftigt damit, uns mit Bild-Lesern zu beschäftigen, dass wir gar nicht dazu gekommen sind, den Korb abzuschicken. Dann war Charles Dempsey plötzlich Persona non grata in Neuseeland, wurde von seinem Sportminister als nationale Schande bezeichnet. Da wollten wir auch keinen Kontakt mehr mit ihm.

Die Dempsey-Affäre

Der Neuseeländer Charles Dempsey war neuseeländischer Fußballfunktionär. Er enthielt sich bei der Abstimmung um den Austragungsort der Fußball-WM 2006 seiner Stimme, nachdem Martin Sonneborn dafür per Fax einen Präsentkorb geboten hatte. Die Wahl fiel mit 12:11 Stimmen auf Deutschland. Zitat Dempsey: „This final fax broke my neck.“

Frage: Jetzt steht wieder die Bewerbung um ein großes Sportereignis an, München will die Olympiade 2018. Welche Signale sendet die PARTEI in dieser Sache an Bayern? Sonneborn: Wir haben uns komplett aus der Sportbestechung zurückgezogen. Es sind eben erst wieder zwei FIFA-Mitglieder in England aktenkundig geworden, die ihre Stimmen für eine halbe Million und 2,7 Millionen Euro verkaufen wollten. Wir haben dagegen im Jahr 2000 mit einem Geschenkkorb im Wert von ungefähr 138 D-Mark gearbeitet. Da können wir nicht mehr mithalten. Ein weiterer Grund ist der, dass ich gegenüber der FIFA, dem DFB und Franz Beckenbauer schriftlich erklärt habe, Zeit meines Lebens keinen Einfluss mehr auf die Vergabe von Sportereignissen durch das Versenden von Bestechungsfaxen zu nehmen. So sind wir damals aus der Sache überhaupt erst wieder rausgekommen. Sonst hätte uns eine Schadensersatzklage von 600 Millionen D-Mark gedroht. Wir können das Ding natürlich trotzdem kaputtmachen, da sehe ich überhaupt kein Problem. Wir könnten die Olympiade in München unter die Erde verlegen.

Frage: Sie treten in der „Heute-Show“ im ZDF auf, haben sich aber auch schon gegen GEZ-Gebühren ausgesprochen. Passt das zusammen? Oder ist das Teil einer Unterwanderung? Sonneborn: Das ist eine feindliche Übernahme, die das ZDF noch nicht bemerkt hat. Wir sind da auch schon relativ weit, das ZDF steht im Prinzip zur Verfügung und wir arbeiten jetzt schon an weiteren Sendern.

Frage: Die da wären? Sonneborn: ARD. Alles andere ist so unterirdisch schlecht, dass es nicht zur Diskussion steht.

Frage: In Bayreuth finden Sommer für Sommer die Richard-Wagner-Festspiele statt. Wie groß sind die Begehrlichkeiten, als „GröVorAZ“ mal eingeladen zu werden? Natürlich vor dem Hintergrund, dass der „Größte Feldherr aller Zeiten“ hier auch ein und aus ging. Sonneborn: Ich sehe mich in einer unheiligen Tradition. Da, wo Hitler gesessen hat, möchte ich auch sitzen. Und zwar 2014, nach der Bundestagswahl, in einer Ehrenloge und hofiert vom Bayreuther Bürgertum. Möglicherweise wird das auch schon ein wenig eher passieren, denn wir klagen gerade vor dem Bundesverfassungsgericht. Bis zum 6. Dezember haben wir Zeit, unsere Klage zur Wiederholung der Bundestagswahl 2009, wo wir nicht zugelassen worden sind, zu formulieren. Ich finde, dass die Wiederholung eine elegante Methode wäre, sich des leidigen Problems der FDP zu entledigen.

Frage: Gegen die FDP schießen Sie immer wieder. Gibt es da persönliche Befindlichkeiten oder ist das parteipolitisch bedingt? Sonneborn: Ich glaube, die FDP ist die verkommenste aller Parteien.

Frage: Die FDP ist ja mit der CDU/CSU in einer Koalition. Ich habe mich informiert, hier in Oberfranken sieht es ortsverbandsmäßig mit der PARTEI ganz, ganz mau aus. Der große Darling der CSU, Karl-Theodor zu Guttenberg, hat sein Schlösschen gerade einmal 30 Kilometer von Bayreuth entfernt. Hat die PARTEI einfach noch keine echte Strategie, wie sie den KT in seinem Oberfranken angreifen könnte?Sonneborn: Wissen Sie, dieser Emporkömmling ist uns jetzt erst präsent geworden, er selbst bezeichnet diesen Hype, der ihn umgibt, als absurd. Ich möchte ihn da unterstützen. Ich komme aber auch nach Bayreuth, um zu diskutieren, ob man nicht die Köpfe von Karl-Theodor von und zu Guttenberg und seiner Gemahlin an irgendwelche Straßenlaternen in Bayreuth hängen sollte. Früher ist man mit Adeligen so verfahren, und es war nicht schlechter.