Bayreuth Landratsamt schafft kreatives Milieu für regionale Kunstszene

Volker Wunderlich aus Goldkronach ließ sich beim Arbeiten an einem Kunstwerk über die Schulter schauen. Foto: /Andreas Harbach

Ein Forum für die Künstlerinnen und Künstler der Region bietet das Landratsamt in den Sommermonaten. Aus dem Foyer der Behörde wird eine Galerie.

 
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Im Foyer der Bayreuther Landratsamtes tut sich wieder was: Nicht nur wird die Tradition der Kunstausstellungen wieder aufgegriffen. Kunstinteressierte Besucher sehen jetzt dort auch, wie Künstler und Künstlerinnen aus der Region an ihren Werken arbeiten. Dabei verbleiben die einzelnen Arbeiten bis zur Finissage im Landratsamt.

Das Konzept, das Landratsamt in den Sommermonaten zur temporären Galerie werden zu lassen, wurde vom Kulturbeirat entwickelt und umgesetzt. Damit werde „ein Raum für Kulturschaffende des Landkreises“ geschaffen, sagte Landrat Florian Wiedemann am Donnerstagabend bei der Eröffnung mit einer großen Gästeschar.

Gedacht sei an „eine anwachsende Ausstellung mit öffentlichen Aktionstagen“, so Wiedemann. Unterschiedliche Kunstsparten würden somit in Verbindung miteinander treten. Zugleich seien der Kontakt und Austausch mit den Kreativen der Region möglich. „Die Idee ist einfach zündend“, sagte Wiedemann. Denn so werde die regionale Kunst sichtbar und Kunst- und Kulturszene mit ins Boot geholt.

Inspirationsquelle und Kontaktbörse

Ursprünglich kam der Anstoß jedoch aus Pegnitz. Im Gesundheitszentrum begeisterten den Landrat und Kulturkoordinatorin Karen Görner-Gütling das Projekt Treppenhauskunst. Zusammen mit Elvira Gerhäuser seien schließlich die ersten Überlegungen für das überarbeitete Ausstellungsformat in Bayreuth angestellt worden.

In relativ kurzer Zeit sei die Sommer-Galerie schließlich zusammen mit dem Kulturbeirat organisiert worden, so Wiedemann weiter. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir damit ein kreatives Milieu schaffen, das unsere Kunstszene inspirieren und qualitativ noch weiter beleben wird“, ist der Landrat überzeugt. Auch die Darstellende Kunst sei mit dem Fränkischen Theatersommer und dessen Leiter Jan Burdinski in das Konzept integriert worden. Damit stelle die Sommer-Galerie ein breites Abbild des regionalen Kunst- und Kulturbereichs dar.

Luther, Gerhäuser und Wunderlich die Ersten

Den Auftakt der Reihe gestalteten die Künstler Axel Luther, Elvira Gerhäuser und Volker Wunderlich. Axel Luther gehört zu den Kulturpreisträgern des Landkreises. Der 1951 geborene Maler und Bildhauer. Neben Wandmalereien sei er bekannt für Skulpturen in Alu, Beton, Bronze, Keramik, Eisen und Stein sowie seine Schwimmenden Gärten. Beim Aktionstag konnte man ihn bei der Fassadenbemalung bei den Garagen am Landratsamt beobachten. Außerdem sind eine Büste des verstorbenen Stadthistorikers und Charakterkopfes Bernd Mayer von ihm zu sehen sowie eine Elefantenskulptur, beides aus Keramik. Und improvisieren kann Axel Luther ebenfalls: Zu tierischen Gedichten, die Kulturpreisträger Burdinski vortrug, zeichnet er spontan die Figuren auf eine Tafel. Auf dieser waren zunächst nichts anderes außer Zahlen und Gleichungen aufgeschrieben. Während das quasi mit einem Federstrich gelang, brauchte Luther für den kleinen Alu-Elch doch ein Weilchen länger.

Von Wandmalerei über Skulpturen bis zur Glaskunst

Die Zweite im Bunde, Elvira Gerhäuser, zeichnet sich nach den Worten des Landrats durch eine große Experimentierfreude aus. Aus der Leidenschaft für Bildende Kunst sei nach einem berufsbegleitendem Kunststudium eine Berufung geworden. Sie beschäftigt sich mit Malerei, Grafik, Radierung, Steinbildhauerei, Keramik und vor allem dem Glasdesign. Seit 2015 betreibt sie ein eigenes Glasstudio.

Das Trio vervollständigte Volker Wunderlich, dessen Werke weltweit ausgestellt werden. In seinen Bilder gehe es um die Verdichtung von elementaren Einzelformen zu meist abstrakten Gegenständen, so Wiedemann. Dabei beziehe er sich auf Gedanken der Quantenphysik über die Entstehung und das Verhalten der Dinge. Diese sei „eine unerschöpfliche Quelle“ für seine aktuellen Arbeiten.

Abstrakte Formen statt gegenständliche Kunst

Dabei ist Wunderlich gelernter Kirchenmaler und sammelte bereits reichlich Erfahrung mit großformatigen Aufträgen – ob Kirchendeckengemälde, Häuserfassaden oder sogar Kreuzfahrtschiffe. „Weil ich für meine Auftraggeber meistens gegenständlich arbeite, habe ich mich hier für abstrakte Kunst entschieden“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Geometrisch angeordnete Linie auf einem farbigen Untergrund ließen ganz neuartige Formen entstehen. „Etwas kann unbewusst gewollt sein oder mit Absicht entstehen.“

Während die eine Form den Torso einer Frau zu formen scheint, bleiben die anderen im Ungefähren. Eines der Werke ist mit roten Flecken überzogen, die an Blut erinnern. Ein „Fehler“ oder ein bewusster Akt? „Viele Menschen können mit Freiheit nicht umgehen. Was gefällt, ist immer individuell.“ Was als ästhetisch empfunden werde und was einen anspreche, sei stets subjektiv.

INFO: Weitere Aktionstage am 6. Juli mit Thomas Bauernschmitt (Digitale Kunst), 13. Juli:t Valentina Krause, 20. Juli: Stephan Schicke, 27. Juli: Lara Ebert, 3. August: Linus Cuno, 10. August: Eszter Fülesdi, 17. August: Jana Schwarz, 24. August: Jürgen Lindner, 31. August: Siegfried Zitzmann; Aktionstage jeweils donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Sonstige

Ausstellungsbesuche zu den Öffnungszeiten des Landratsamts.

Am 14. September, 17 Uhr: Finissage mit einer Auktion.

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