Bayreuth kostet Müllproblem im Jahr 100.000 Euro Bindlach jagt Müllsünder mit Überwachungskamera

Von Christina Knorz
Jetzt reicht’s: Die Bindlacher Bauhofmitarbeiter Bernd Romanus (links) und Norbert Lindthaler haben die Nase voll von Leuten, die ihren Sperrmüll gedankenlos bei Altpapier- und Glascontainern abstellen. Ab jetzt wird überwacht und angezeigt.Foto: Harbach Foto: red

Den Bindlacher Bauhofmitarbeitern reicht’s. Illegales Müllabladen kostet die Gemeinden im ganzen Landkreis und die Stadt Bayreuth viele Zehntausend Euro im Jahr. In Bindlach wird jetzt der erste Müllplatz videoüberwacht. Am Sonntag ist ihnen der erste Dreckbär in die Fotofalle getappt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sonntagnachmittag. Ein dunkler Kombi fährt rückwärts auf den Müllplatz an der St. Georgen Straße. Ein Mann steigt aus, öffnet den Kofferraum, stellt drei graue Kanister neben den Glascontainer, wirft noch einige Kartons in die Weißblechtonne, steigt wieder ein und fährt weg. „Ha“, sagt Gerald Kolb (WG). „Erwischt.“ Dem Bürgermeister reicht es auch. „Den zeigen wir an.“

Bernd Romanus (54) und Norbert Lindthaler (62) stehen vor den grauen Kanistern und schütteln den Kopf. „Altöl“ ist mit schwarzem Stift auf das graue Plastik geschrieben. Eine steile Falte scheint die Stirn den Bauhofleiters in zwei Hälften zu teilen. Eine Woche Zeit im Monat kostet es seine Männer, säumigen Bürgern hinterherzuräumen. Fernseher beim Altpapier, ganze Schlafzimmereinrichtungen hinterm Glascontainer, Spritzen und medizinischer Müll beim Weißblech und jeden Tag Elektroschrott, Lebensmittel, Hundekörbchen, Farbreste, ganze Fenster samt Rahmen und jede Menge Bauschutt. „Es ist einfach eine Sauerei“, sagt Romanus. Ihm reicht’s erst recht. Denn eigentlich hat der Bauhof andere Aufgaben.

Die Gemeinde Bindlach hat deshalb für 500 Euro eine Kamera mit Bewegungsmelder installiert. Wer ablädt, wird gefilmt. Tag und Nacht. Haben Dreckbären gewütet, wird der Film am Computer im Bauhof abgerufen. Standbilder der Müllsünder bei der Tat mit Nummernschild-Vergrößerung werden ausgedruckt und samt Anzeige an die Polizei geschickt. Ein alter Fernseher am falschen Platz kann bis zu 240 Euro kosten, Altreifen 330 Euro oder illegaler Sperrmüll bis zu 2500 Euro. „Dabei kann man den umsonst abholen lassen“, sagt Michael Benz vom Landratsamt.

Dreckbären sind im ganzen Landkreis ein Problem, heißt es aus dem Landratsamt. 20.000 Euro sind im Haushalt eingeplant, um Autowracks vom Straßenrand, Bauschutt aus dem Wald und Farbreste aus der Kanalisation zu entsorgen. In Speichersdorf und Plankenfels hat man bereits mal an Kameras gedacht, in Eckersdorf hofft man, noch an die Vernunft der Bürger appellieren zu können. Waischenfeld hat seine Müllprobleme mit einer Kamera in den Griff bekommen. Seit vier Jahren hängt sie dort. „Mit Erfolg“, sagt Bauhofleiter Lothar Poser. „Nachdem wir ein paar Leute erwischt und verwarnt hatten, wurde der Müll langsam weniger.“

Romanus und Lindthaler tragen die grauen Kanister zum Transporter und stellen sie auf die Ladefläche. 23 Liter „Altöl“, wie darauf steht. Einmal lag eine Beate-Uhse-Puppe hinterm Container. „Das war lustig“, sagt Lindthaler. Sie saß ein paar Tage auf dem Bauhof hinterm Steuer des Traktors, bevor sie zum Restmüll kam. Gut 25 Tonnen illegaler Restmüll kommen im Jahr in Bindlach zusammen. Die Kosten trägt der Steuerzahler.

Teuer ist es auch in Bayreuth. Die Stadt muss jährlich 100.000 Euro zahlen, um hinter den Schmutzfinken her zu putzen. Zwei Mann vom Bauhof machen jeden Tag nichts anderes, als an den 76 Müllplätzen der Stadt zusammenzukehren und Müll zu sammeln. Ein „massiver Aufwand für die Dreckbären“, sagt Bernd Sellheim (48). Der Leiter des Stadtbauhofs hat aufgehört, sich darüber zu ärgern. Was ihn wütend macht, ist der Müll, der einfach in den Wald geworfen wird.

„Das ist pure Faulheit. Obwohl Brigitte Süß (59)zurzeit Krücken braucht, bringt die Bindlacherin ihre Flaschen und Dosen an den Müllplatz. Sie achtet darauf, „weil ich meinen Enkeln die Welt heil hinterlassen will“.

Rechtlich ist die Müllüberwachung in Ordnung, sagt Wilfried Schober vom Bayerischen Gemeindetag. „Solche Dreckbären sind bayernweit ein Problem." Seit fünf Jahren dürfen in Bayern öffentliche Plätze und Gebäude relativ problemlos videoüberwacht werden. Dort gehe es aber meist um Vandalismus oder Vorbeugung von Straftaten. Dass Gemeinden mit Videos Müllsünder fangen, ist ihm noch nicht bekannt. „Aber es ist ja erfreulich, wenn man mit geringem finanziellen Aufwand dagegen etwas machen kann", sagt Schober. Es brauche nur ein Schild mit deutlichem Hinweis. Außerdem müssen die Daten nach drei Wochen gelöscht werden.

Den Schmutzfink, der sein Altöl in Bindlach hinterlassen hat, erwartet eine Anzeige. „Nicht unter 300 Euro“, so heißt es aus dem Landratsamt, wird es ihn wohl kosten. Als nächstes will Bürgermeister Kolb über Kameras an weiteren Müllplätzen nachdenken. „Zur Not mach ich an jeden eine hin.“ Denn: Es reicht.

Bilder