800 Cineasten ziehen sich 58 Filme in drei Tagen rein Irak dominiert das "kontrast"-Filmfest

Alexander Gradl

BAYREUTH. 800 Cineasten haben sich beim 11. "kontrast"-Kurzfilmfestival in drei Tagen 58 Filme reingezogen.

 
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Einige waren nur wenige Sekunden lang, andere konnte man mit fast 30 Minuten getrost als Kurzspielfilm bezeichnen. Gemeint sind die Kurzfilme, die beim 11. Bayreuther Filmfest „kontrast“ von Freitag bis Sonntag im Zentrum gezeigt wurden.

58 Filme, 800 Cineasten

800 Filmliebhaber kamen trotz beschwerlicher Witterungsbedingungen am Wochenende aus ihren Löchern gekrochen, um sich die 58 Filme anzusehen. Wie von Kurzfilmfesten gewohnt, war auch beim „kontrast“ die Bandbreite an Genres enorm.

So durfte gelacht werden, etwa bei „Indecision“, dem Film von Dave Lojek über den Bombenentschärfer Bartleby. Vater-Sohn-Beziehungen wurden ebenso aufgearbeitet wie Vater-Tochter-Konflikte. Einmal in 30 Minuten wie in „Nichts von Bedeutung“, aber eben auch ganz kurzfilmhaft in nicht einmal sechs Minuten, umgesetzt in „Ein Schritt weiter“, der noch dazu völlig ohne Worte in schwarz-weiß auskam.

Knax-Kinderfilmpreis

 

Den Knax-Kinderfilmpreis räumte, zur Überraschung vieler Eltern, Konstantin Bronzit für "The God (Bozhestvo)" ab. Juroren waren einzig und allein die Kinder, abgestimmt wurde per Applausometer.

Der Film zeigt, dass sich selbst eine Gottheit manchmal mit Eintagsfliegen herumschlagen muss...

Kultmoderator Rieß

Wolfgang Rieß, der seit Jahren etablierte Moderator des Festivals, lud anwesende Regisseure zum Gespräch auf die Bühne und versuchte, ihnen Geheimnisse oder Hintergründiges zu den Werken zu entlocken. Die Macher des erwähnten „Nichts von Bedeutung“ gaben etwa preis, dass die jungen Filmstudenten den Film eigentlich im Ausland hatten spielen lassen wollen, den Film dann aber doch nach Brandenburg verlagerten: Raunen im Saal.

Rieß war in gewohnter Form. Bedeutet: Zu jedem der Filme hatte er auf Kärtchen eine kleine Anmoderation notiert, die er in wie immer nüchterner Art und Weise vortrug. Kult!

Irak als Thema dominiert

Auch 2010 stand das Fest unter einem Motto, dass da lautete: „Achtung“. Für dieses Sonderthema wurde am Samstagabend kurz nach Mitternacht der TMT Sonderpreis der Jury vergeben. Er ging an Christoph Lacmanski für seinen Film „Wachgerüttelt“. In 20 Minuten erzählt er die dramatische Story um den gebürtigen Iraker Akil, der in Deutschland ein ruhiges Leben führt, bis sein Leiden mit der Reise in den Irak zur Beerdigung seiner Großmutter beginnt. Denn dort wartet der Bundesnachrichtendienst auf ihn.

Der zweite Preis, der jährlich vergeben wird, ist der Sparkassenpreis Filmpreis. Er wurde verliehen an Katrin Gebbe, ihr Film heißt „Sores & Sîrîn“ und besitzt ebenfalls den Irak als Handlungselement. Die beiden kurdischen Geschwister Sores und Sîrîn werden im Krieg verletzt, die Eltern kommen um. Ihr Großvater schickt sie nach Deutschland, wo sich die Pflegemutter Silke, gespielt von Ulrike Folkerts, die als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal in Ludwigshafen ermittelt, jahrelang um sie kümmert. Sores zieht es zurück in den Irak, seine Schwester will das westliche Leben aber nicht mehr missen. Die Situation spitzt sich zu, als der Großvater nach Hamburg kommt, um die Kinder zurückzuholen.%videoframe:1801:512:450%"Festival international du film d'animation"

Wie bereits in den Jahren zuvor, endete das „kontrast“-Filmfest mit einem Best of-Block. Vorher wurden am frühen Nachmittag auch die Kinder bedacht, für die ein Block mit neun Kurzfilmen gestaltet worden war, und der Annecy-Filmblock ausgestrahlt, in dem Filme des renommierten Trickfilmfestivals „Festival international du film d'animation“ gezeigt wurden, das alljährlich in Annecy stattfindet.