Der Informationsrundgang begann vor der Sparkasse, die stellvertretend für alle Geldinstitute stehen sollte. „Wiederholt gewähren Banken sowohl ihren Mitarbeitern wie auch freien Vermittlern Zugang zu Kontodaten“, erklärte Gote. In der Zusammenarbeit mit externen Beratern, etwa von Bausparkassen oder Versicherungen, würden ohne Wissen des Kunden persönliche Angaben und auch Kontobewegungen weitergegeben. Verstöße, die mit einem Bußgeld geahndet werden können, sollten, rät Gote, konsequent an die Datenschutzbeauftragten gemeldet werden.Ein anderes Problem im Finanzbereich sei das sogenannte Scoring, das nach automatisierten Verfahren die Kreditwürdigkeit und Zinskonditionen „aufgrund pauschaler Kriterien wie Alter, Beruf, Adresse oder Familienstand“ festlegt. Bekanntestes Beispiel solcher Bonitätsabfragen liefere die Schufa. „Die Kunden kennen in der Regel die verwendeten Daten nicht“, so Gote. Eine besonders kritische, weil diskriminierende Form sei das sogenannte Geo-Scoring, bei dem der Wohnort eine herausragende Rolle spiele. Die Grünen fordern ein Verbot des Geo-Scoring.Die nächste Station des Datenschutz-Spaziergangs führte vor das Rathaus. Das Thema dort: der neue Personalausweis. Auf einem Chip seien nicht nur die persönlichen Daten gespeichert. Der Ausweis könne auch bei Online-Geschäften mit Hilfe einer Pin-Nummer als Identitätsnachweis genutzt werden. Die Speicherung des Fingerabdrucks sei zwar freiwillig, die Möglichkeit allein aber fördere den Überwachungsdruck und setze jeden Bürger einem Generalverdacht aus. „Der neue Ausweis ist vor allem ein Marktanreizprogramm für elektronische Geschäftsmodelle“, so Gote. Sie forderte, Ausweisfunktion und elektronische Signatur voneinander zu trennen und mehr Sicherheit für Lesegeräte. Sammlung von SchülerdatenVor der Graserschule gab Tim Pargent, Schüler am Gymnasium-Christian-Ernestinum, den Hinweis auf die Schüler-Datenbank, die bereits im Test sei. Das Gesetz sieht vor, dass sämtliche Daten über Schüler, von der Religion über Ganztagsbetreuung bis zum Besuch von Förderunterricht zur statistischen Auswertung gespeichert werden. Mit der Sammlung sensibler Daten bestehe die Gefahr des Missbrauchs. Pargent warnte in der Zukunft vor dem „gläsernen Schüler“.Auf dem Weg durch die Kanalstraße ging es ums Thema der Videoüberwachung des öffentlichen Raums wie in der Einfahrt der Rathaus-Tiefgarage und rund um die Zentrale Omnibushaltestelle. Statt durch die Technik eine nur scheinbare Sicherheit zu schaffen, da die Bilder nicht live überwacht werden, sollte mehr polizeiliches Personal eingesetzt werden, so Gote. In London komme auf 1000 Kameras nur eine aufgeklärte Straftat. Private Kameras dürften weder Straßen noch Bürgersteige filmen und auch Webcams dürften nur so ausgerichtet sein, dass keine Personen erkennbar sind.
Speicherung auf VorratDer Rundgang endete vor dem Telekom-Shop in der Maxstraße. Die generelle Kritik an den Telekommunikationsunternehmen von Lara Twellmann von der Grünen Jugend richtete sich gegen die Vorratsdatenspeicherung. Während eine EU-Richtlinie die Speicherung umfangreicher Gesprächs- und Nutzerdaten fordert, hat das Bundesverfassungsgericht einen Vorstoß der Regierung im März für verfassungswidrig erklärt.