Böses Erwachen statt hoher Rendite Bayreuther Ehepaar bringt Mistelgauer Ehepaar mit falschen Versprechungen um gesamtes Hab und Gut

Stephan Herbert Fuchs
 Foto: red

BAYREUTH. Mit dubiosen Versprechungen über traumhafte Renditen hat ein Bayreuther Ehepaar zwei Eheleute aus Mistelgau um ihr gesamtes Vermögen gebracht. Der 60-jährige Kaufmann und seine Frau, eine gelernte Krankenschwester, brachten das geschädigte Ehepaar dazu, rund 350.000 Euro in die Errichtung eines angeblichen Solarparks sowie in Investitionen in Windparks und Energieanlagen in den USA zu investieren.

 
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Die Opfer kündigten dazu nicht nur alle ihre Sparanlagen, sondern nahmen auch eine Grundschuld auf ihr Anwesen auf. Statt der hohen Renditen kam für die beiden allerdings ein böses Erwachen: Sie sollten ihr Geld nie mehr sehen, denn das Bayreuther Ehepaar brachte das Geld über ein komplexes Firmengeflecht binnen kürzester Zeit in Florida durch. Unter anderem kauften sie dort ein Haus, ein Auto und ein Boot.

Dem Mistelgauer Paar steht dagegen die Zwangsversteigerung mittlerweile kurz bevor. Jetzt mussten sich der gelernte Kaufmann und die Krankenschwester in Bayreuth vor Gericht verantworten.

Wenn das Urteil mit zwei Jahren auf Bewährung für den Angeklagten und einem Jahr auf Bewährung für die Angeklagte wegen Untreue in einem besonders schweren Fall beziehungsweise Beihilfe dazu relativ milde ausfiel, so liegt das unter anderem daran, dass sich das Ehepaar im Rahmen eines sogenannten Adhäsionsverfahrens verpflichtet hatte, den Schaden wiedergutzumachen.

Zivilprozess bleibt erspart

Konkret müssen die Eheleute den Geschädigten vierteljährlich 30 Prozent ihrer aus der jetzigen Berufstätigkeit erwirtschafteten Einnahmen vor Steuern überweisen. Den Opfern ist damit ein langwieriger Zivilprozess erspart und sie verfügen über einen vollstreckbaren Titel. Nachdem die Eheleute rund 55.000 Euro bereits zurückbezahlt hatten, bezog sich das Urteil im Adhäsionsverfahren auf die übrigen 300.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Zinsen über dem Basiszinssatz.

Die Angeklagten hatten ihre Scheinfirmen unter anderem in Bayreuth sowie in Oregon/USA betrieben. Dabei ging es vor allem um die Planung von Photovoltaik- und anderen Energieanlagen. Eine Geschäftstätigkeit hatten sie laut Anklage allerdings niemals ausgeführt. Dafür überhäuften sie das Ehepaar aus Mistelgau mit einer Reihe von dubiosen Verträgen, bis die beiden schließlich alle ihre Vermögenswerte den Angeklagten überließen.

Aufwendig in Florida

Mit dem Geld in der Tasche setzte sich das Bayreuther Ehepaar nach Florida ab und pflegte dort seinen aufwendigen Lebensstil. Während des rund einjährigen Amerika-Aufenthaltes habe man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erfolgreiche Geschäfte betrieben, versicherte die Frau. Allerdings sei es wegen der Visaproblematik und nicht vorhandener sozialer Kontakte doch dazu gekommen, dass sie die Staaten wieder verließen.

In Oberfranken sind beide nun wieder in den Bereichen Umwelttechnik, innovatives Bauen und Finanzierungen tätig, arbeiten nach Aussage des Mannes nur auf Provision, so dass eine Wiederholung des Geschehens ausgeschlossen sei. Vor Gericht waren beide bemüht, ihr Bedauern über die Tat zu äußern. „Ich werde nicht rasten und ruhen, bis der Schaden beglichen ist“, sagte der Angeklagte etwas pathetisch. Er werde alles daransetzen, seine Schuld auf Heller und Pfennig abzutragen.

Nachdem der Ausgang des Verfahrens zwischen allen Beteiligten so abgesprochen war und auch das Opferehepaar dem Adhäsionsverfahren zustimmte, plädierten sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung auf die letztlich verhängte Strafe.

Verwertbarer Titel 

Richter Jan Köhler sprach von einem in jeder Hinsicht nicht alltäglichen Verfahren, das der Gesetzgeber allerdings ausdrücklich so zulasse. Köhler stellte dabei noch einmal klar, dass es sich nicht nur um ein Versprechen auf Schadenswiedergutmachung handle, sondern um einen rechtlich verwertbaren Titel.

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