Doch der 46-jährige Automechaniker, der vor dem Landgericht der Geiselnahme angeklagt ist, konnte sich gut darstellen. Er redete so lange auf seine Geschäftspartner ein, bis sie ihm gutgläubig Leihautos, Wohnungen und sogar Häuser überließen, ohne dass der Mann jemals seinen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen wäre. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem vor, seine 38-jährige frühere Lebensgefährtin nachts um 1 Uhr mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bedroht und als Geisel in ein Hotel entführt zu haben (wir berichteten). Nun berichtete ein Zeuge vor dem Landgericht über das Geschäftsgebaren des Angeklagten. Ende 2009 wollte dieser für 300.000 Euro ein Haus in Bayreuth kaufen, obwohl er schon im Sommer die Eidesstattliche Versicherung abgelegt hatte – er war pleite. Doch durch sein Auftreten und seine Redegewandtheit gelang es ihm, den Verkäufer davon zu überzeugen, er habe das Geld, um die Immobilie sowie ein daneben liegendes Autohaus zu kaufen. Dazu hatte er einen gefälschten Kontoauszug vorgelegt, „auf dem 330.000 Euro standen“, wie der Zeuge dem Vorsitzenden Richter Michael Eckstein berichtete. „Ich bin ein bisschen gutgläubig“, räumte er denn auch ein. Der Hauskauf ging per Handschlag über die Bühne, den Vertrag beim Notar unterschrieb die frühere Lebensgefährtin, die Schlüssel waren bereits ausgehändigt. Doch das Geld traf und traf nicht ein. Der Angeklagte log und suchte Ausreden. Letztendlich schlug er allen Ernstes vor, die 300.000 Euro im Geldkoffer vorbeizubringen. Der Hausverkäufer wunderte sich mehr und mehr und sagte verdutzt vor Gericht: „Ich wollte das Geld nicht im Koffer, ich wollte es auf dem Konto.“ Schließlich kam der geprellte Hausverkäufer auf den Trichter, „dass da kriminelle Energie dahintersteckt“. Auch die frühere Lebensgefährtin des Angeklagten habe von einem Geldkoffer mit 400.000 Euro unter dem Bett erzählt und berichtet, dass sie ihrem Freund immer wieder Geld geliehen habe. „Sie war am Boden zerstört“, als der Hauskauf nicht klappte. Langsam wurde allen Beteiligten klar, dass der Mann ein böses Spiel spielt und Menschen Schaden zufügt. Er erzählte von der italienischen Mafia, die ihm Falschgeld angedreht habe, das er dann in der Nähe einer Autobahnrastanlage verbrannt haben will. Der Hausverkäufer hatte den Eindruck, dass die ehemalige Lebensgefährtin zu gutgläubig war, „die Frau war treudoof“, lautete das nicht gerade schmeichelhaft Urteil. „Mir hat es im Herzen wehgetan, dass die Frau so gelitten hat“, erinnerte sich der Hausverkäufer, der ihr und den beiden Kindern drei Tage vor Weihnachten die Schlüssel wieder abnahm. Der Koffer mit den 400 000 Euro, die der Angeklagte einmal als Falschgeld, ein anderes mal als echte Euro darstellte, befand sich unter dem Bett in der gemeinsamen Wohnung. Der Angeklagte will das Geld in Italien abgeholt haben, die Mafia soll hier die Hände im Spiel gehabt haben. „Wenn das Geld weg ist, ist das mein Todesurteil“, strickte der Angeklagte einen dramatischen Mafia-Mythos. Symbolbild: pa