Zu deren Gunsten hätte der Verwaltungsrat der Sparkasse Bayreuth also über die Verwendung von 9,4 Millionen Euro entscheiden dürfen. Auf Nachfrage heißt es aus der Sparkasse: „Der Verwaltungsrat ist vollumfänglich über die Höhe der Überschüsse informiert. Ihm ist ebenso bekannt, wie viel davon in die Sicherheitsrücklage eingestellt wird.“ Ob ihm signalisiert wurde, dass er über diese Rücklage hätte entscheiden dürfen, sagt die Sparkasse nicht. Sie bestreitet aber nicht, dass es sich um einen Überschuss in Höhe von 9,4 Millionen Euro handelt.
Verstöße gegen die Gemeindeordnung
Die Räte seien sich auch der Tragweite ihrer Entscheidungen nicht bewusst. Gottwald sagt, die Städte Würzburg und Augsburg hätten bereits gezeigt, dass die Gewinnausschüttungen der Sparkassen auf Seite der Kommunen als sonstige Einnahmen verbucht werden müssten. Was belanglos klingt, habe spürbare folgen. Weil nach der Gemeindeordnung geregelt sei, dass solche Einnahmemöglichkeiten ausgeschöpft werden müssten, bevor bestehende Steuern erhöht oder neue beschlossen werden dürften.
Weitere (Gegen-) Argumente
Es gibt viele Argumente gegen eine Gewinnausschüttung der Sparkasse. Für jedes, sagt Gottwald, habe er mittlerweile ein Gegenargument gefunden. Auf die Aussage, die Sparkasse werden ihrem Auftrag gerecht, indem sie Geld spende, sagt er: „Das tun andere Finanzinstitute auch.“ Warnen die Sparkassen vor einer unsicheren Zukunft, sagt Gottwald: „Unsicher ja, aber noch lange kein Grund, ein Horrorszenario zu zeichnen.“
Heißt es, andere Sparkassen würden auch keine Gewinne ausschütten, sagt Gottwald: In Bayern machten das fünf Sparkassen sehr wohl. Und in anderen Bundesländern sei sogar üblich. Warum? Weil die Aufsichtsbehörde dort nicht das Innenministerium, sondern das Finanzministerium sei. Und weil diesem daran gelegen sei, notleidende Kommunen nicht selbst subventionieren zu müssen. Vor wenigen Wochen hat Gottwald daher den Landtag aufgefordert, die Sparkassenaufsicht vom Innenministerium an das Finanzministerium zu verlagern.
Von wegen niedrige Zinsen
Und zu guter Letzt will Gottwald das Argument entkräften, die Sparkasse hätte an den derzeit niedrigen Zinsen zu knabbern. Die Sparkasse, sagt er, habe schon immer von der Differenz gelebt, zwischen Zinsen die sie selbst zahlt und denen, die sie kassiert. Und diese Differenz habe im Falle der Sparkasse Bayreuth in den vergangenen Jahren immer rund 14 Millionen Euro betragen. Sie sei zuletzt sogar leicht gestiegen.
Was Gottwald den Bürgern am Ende seines Vortrags rät? Er sagt: „Einer müsste den Mut haben, ein Bürgerbegehren zu starten oder den Staatsanwalt einzuschalten.“
Gemeindetag: Nicht überzeugt
Stefan Frühbeißer (Freie Wähler) ist der Bürgermeister von Pottenstein und der Vorsitzende des Kreisverbands Bayreuth des Gemeindetages. Auf seine Einladung hat Gottwald in Bindlach seine Argumente vorgetragen. Und Frühbeißer sagt: "Die anwesenden Bürgermeister konnte er geschlossen nicht überzeugen. Das ein oder andere müsste man schon noch konkreter beleuchten."
Was die Sparkasse Bayreuth zu den Vorwürfen sagt
Es sei falsch, dass die Sparkasse Bayreuth nur eine Kapitalquote von acht Prozent benötige, wie Gottwald behauptet. Das regle auch nicht die Sparkassenordnung. Gottwald berücksichtige unter anderem einen Zuschlag an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nicht. Die Kapitalquote liege auch nicht bei 13,44 Prozent, sondern bei 12,32.
Falsch sei außerdem, dass die Differenz zwischen den Zinsen, die die Sparkasse zahlen muss, und denen, die sie von ihren Kunden bekommt, in den vergangenen Jahren bei rund 14 Millionen Euro lag. Richtig sei, dass diese Differenz seit 2006 um zehn Millionen Euro zurückgegangen sei.
Der Einladung, an der Sitzung des Gemeindetags teilzunehmen, sei man nicht nachgekommen, weil man vermutet hatte, dass dort aufgrund falscher Zahlen und Fakten diskutiert werde.
Die Sparkasse Bayreuth kommt zu dem Schluss: Würde man Gottwalds Forderungen nachkommen, würden man die Sparkasse nachhaltig schwächen und die Stabilität der Sparkasse, auf die Kunden und Mitarbeiter vertrauen, gefährden.
Weiter heißt es, der Personalratsvorsitzende der Sparkasse Bayreuth, Hubert Becker, halte Gottwalds Thesen im Hinblick auf die Sicherheit der Arbeitsplätze der Mitarbeiter für äußerst gefährlich.