Bayern Oberpfalz hofft auf Kehrtwende bei US-Truppenabzug

VILSECK. In der Oberpfalz pflegen Einheimische und US-Soldaten einen guten Umgang. Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist für die Region ein enormer Wirtschaftsfaktor. Trump wollte Tausende Soldaten abziehen. Nach der US-Wahl haben die Menschen eine Hoffnung.

 
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Nach der Wahl Joe Bidens zum neuen US-Präsidenten wächst in der Oberpfalz die Hoffnung, dass die amerikanischen Truppen bleiben können. "Ich hoffe, das der bisherige Zustand erhalten bleibt", sagte der Bürgermeister von Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach), Hans-Martin Schertl, am Sonntag. Die Kleinstadt wäre von dem von Präsident Donald Trump im Juni angekündigten Truppenabzug besonders betroffen. Den Plänen nach sollen Tausende Soldaten aus Deutschland verlegt werden, alleine 4500 Soldaten und 9000 Familienangehörige aus Vilseck am Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Für die Oberpfalz wäre der Verlust der Soldaten und ihrer Familien ein schwerer Schlag - sowohl in wirtschaftlicher wie in kultureller und zwischenmenschlicher Hinsicht. Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) gilt als europaweit größter Standort der US-Armee und ist in der Region ein bedeutender Arbeitgeber für Zivilisten und ein Wirtschaftsfaktor für Handwerk, Baugewerbe, Einzelhandel und Gastronomie.

Die Soldaten seien Jahrzehnten in der Region verwurzelt, sagte Schertl. Er setzt auf einen Neuanfang bei den deutsch-amerikanischen Beziehungen. "Unser Wunsch ist es, den US-Soldaten hier fern ihrer Heimat weiterhin eine Heimat geben zu können." Wirklich vorstellen könne er sich den Abzug der Soldaten nicht. Die US-Army habe immer wieder enorme Summen in den Standort investiert, er sei topmodern ausgestattet. Vertreter des US-Militärs hätten Grafenwöhr als ihre "Kronjuwelen" bezeichnet, sagte Schertl.

Trump hatte den Abzug eines Drittels der rund 36 000 US-Soldaten in Deutschland Mitte Juni angekündigt und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands begründet. Neben Grafenwöhr sind zwei weitere Standorte betroffen: die beiden Kommandozentralen für Europa und Afrika in Stuttgart sowie der Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Spangdahlem.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) forderte von einem neuen US-Präsidenten mehr Planungssicherheit. Für US-Standortkommunen wie Grafenwöhr sei die weitere Entwicklung um den geplanten Truppenabzug von großer Bedeutung. "Wir müssen uns auch hier künftig mehr auf eigene Beine stellen und unsere Abhängigkeit verringern", erklärte Aiwanger.

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