Baby auf Flughafen getötet?

Archivfoto: dpa Foto: red

Eine Frau soll auf einer Flughafentoilette ein Kind geboren haben. Ermittler finden das Baby einen Tag später tot in einer Wohnung in Siegen. Die Polizei nimmt die Mutter und ihren Lebensgefährten fest. Der Verdacht: Totschlag.

 
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Nach dem Fund eines toten Babys steht die Mutter unter Verdacht, ihr Kind kurz nach der Geburt am Flughafen Köln/Bonn umgebracht zu haben. Gegen die 28-Jährige aus Siegen und ihren 25 Jahre alten Lebensgefährten sei Haftbefehl beantragt worden, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Montag.

Das Paar war zuvor festgenommen worden. Der Frau wird demnach Totschlag vorgeworfen, ihrem Partner Totschlag durch Unterlassen. Er habe von den Tötungsabsichten der 28-Jährigen gewusst, sei aber nicht eingeschritten.

Der Säugling hat zunächst gelebt

Nach bisherigen Ermittlungen hatte die 28-Jährige das Kind am Samstag auf einer Flughafentoilette zur Welt gebracht. Der Säugling habe zunächst gelebt und sei anschließend getötet worden, sagte Bremer. Das habe die Obduktion ergeben.

Das Paar aus Siegen war den Angaben zufolge von einer Reise zurückgekehrt. Nach der Spontangeburt habe die Frau auf dem Flughafengelände einen Schwächeanfall erlitten. Der Rettungsdienst brachte die 28-Jährige in ein Kölner Krankenhaus. Der Lebensgefährte habe das tote Baby mit nach Siegen genommen.

Krankenhaus informierte

Die Ermittler seien am Sonntag auf den Fall gestoßen, nachdem das Krankenhaus am Vormittag die Polizei gerufen habe, sagte Bremer. Ärzte hätten festgestellt, dass die 28-Jährige kurz zuvor entbunden habe. Die Polizei fand den toten Säugling später in einer Wohnung in Siegen. Bremer machte zunächst keine Angaben, ob sich das Paar zu den Vorwürfen geäußert hat.

Bereits zwei andere Fälle

Wenn sich der Verdacht erhärtet, ist es nicht das erste Mal, dass eine Mutter auf einer Flughafen-Toilette ihr Kind zur Welt bringt und danach umbringt.

Vor noch nicht einmal zwei Wochen ereignete sich ein ähnlicher Fall auf dem Flughafen Wien.

Im Sommer 2015 hatte eine damals 23-Jährige aus Heidenheim in Baden-Württemberg auf der Flughafen-Toilette in München ein Mädchen zur Welt gebracht. Anschließend habe sie das Neugeborene mit der Nabelschnur stranguliert, in das Toilettenbecken gestopft und dann die Spülung betätigt. Im Mai wurde der jungen Frau der Prozess gemacht. Sie wurde zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Zu Beginn des Prozesses hatte sie die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie sei selbst von dem Geburtsvorgang überrascht worden und habe das Kind nicht wahrgenommen, hatte die Frau erklärt.

Gut eine halbe Stunde nach der Entbindung auf der Toilette hatte eine Zeugin das leblose Baby entdeckt und die Einsatzkräfte alarmiert. In einer Kinderklinik in München konnte das Baby gerettet werden. Das Mädchen lebt jetzt bei Pflegeeltern. Bleibende Schäden können aber immer noch nicht ausgeschlossen werden.

dpa/kfe

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