Im Internet sind aber auch andere unrühmliche Höhepunkte im Leben der Pflegehelferin dokumentiert: Sichtlich betrunken hopst die gebürtige Ingolstädterin im himmelblauen Dirndl in einem Festzelt auf den Bierbänken – um dann den rechten Arm blitzschnell zum „Hitlergruß“ zu heben. Sie ist nach „drei Mass“ allerdings nicht zu betrunken, um einzuschätzen, was sie getan hat. Sie bitte ihre Facebook-Freunde, das – inzwischen verschwundene – Video „wegen dem HG“ (Szenekürzel für Hitlergruß, die Red.) nicht zu teilen. Denn es sei auch nicht für alle sichtbar gewesen.
Geburtstag: 20. April
Wenn es noch eindeutiger werden soll, wählt aber selbst sie ein Pseudonym: Nach Recherchen des Blogs „Thüringenrechtsaußen“ ist die Frau mit einer „Marianne Lullemann“ auf dem russischen Netzwerk VK identisch. Dort gibt sie den 20. April als ihren Geburtstag, und „Braunau am Inn“ als ihren Geburtsort an. „Thüringenrechtsaußen“ hat dort Beiträge gesichert, auf denen die Frau mit einem Hakenkreuz und einem Hitler-Porträt posiert und Hetz-Gedichte gegen „jüdische Teufel“ vorträgt.
Mit Werten der AWO nicht vereinbar
Der AWO ist die Angelegenheit merklich peinlich. „Ein solches Verhalten widerspricht allen Grundwerten unseres Verbandes“, sagte gestern Randolf Spang, der Geschäftsführende Vorsitzende des Bezirksverbandes. „Wir stehen für Gleichheit, Gerechtigkeit und Weltoffenheit. Rechtsextremistisches Gedankengut ist mit der AWO unvereinbar, und eine solche Betätigung erst recht.“ Spang schilderte, dass die Frau seit dem 1. Oktober in Rödental arbeite, sie habe sich noch in der Probezeit befunden. Vom Zweitleben der Pflegehelferin habe die AWO erst am Wochenbeginn erfahren. Am Dienstag sei ihr dann die sofort wirksame Kündigung überreicht worden. Am Montag habe man die Frau nicht hinauswerfen können, weil sie sich krank gemeldet hatte.
Vielleicht hatte sie sich auch verkühlt. In diesen Tagen veranstaltet die braune Szene ein „Heldengedenken“ nach dem anderen und sie ist als Fackelträgerin immer gern gesehen.
Anfragen lässt sie unbeantwortet
Ein anderes Problem hat sich dagegen gelöst: Auf ihrer Facebook-Seite hatte die Frau ein Foto ihres „Begrüßungs-Sets“ für die neue Stelle in Rödental veröffentlicht. Mit Blick auf eine Tasse mit AWO-Emblem beschwerte sie sich, wie sie da „eine halbe Bier“ hineinbekommen solle. Anfragen zu ihrer Kündigung beantwortete sie nicht.