Durch Fluktuation und andere Abgänge schmelze die Belegschaft aber weiter um 100 bis 250 Köpfe im Jahr. Gutmann will nun über einen Zukunftstarifvertrag verhandeln, um die aktuelle Mitarbeiterzahl abzusichern, denn: „Es geht ums Überleben des Standorts Bamberg.“ Mit stationären Brennstoffzellen, vielleicht künftig auch einmal Wasserstoffventilen für Verbrenner und Geschäft aus anderen Unternehmensbereichen des Konzerns will Gutmann versuchen, den Standort zukunftsfest zu machen. Einer Untersuchung des Wirtschaftsministeriums zufolge stehe Bamberg unter den 40 am meisten von der Transformation betroffenen Regionen auf Platz drei.
Aufträge, aber keine Chips
Laut Feder schlägt die Chipkrise in der Autoindustrie bei Schaeffler voll durch. Das Unternehmen werde wohl im November/Dezember Kurzarbeit anmelden müssen. „Die haben Aufträge, kriegen aber keine Chips.“ Valeo-FTE in Ebern sei stark auf den Verbrenner fokussiert. „Die haben schlicht keine Zukunftsprodukte. Das ist ein Problemfall.“ Vor fünf Jahren seien in Ebern noch 1600 Beschäftigte tätig gewesen, heute seien es noch 1300. Bosch in Bamberg habe zwar bis 2026 Beschäftigungssicherung vereinbart, aber die Frage sei, was danach komme. Man könne bei den Konzernen schon manchmal den Eindruck gewinnen, sie würden wie folgt vorgehen: „Wir melken die Kuh, solange es noch geht. Dann machen wir zu.“
Bei Valeo-FTE in Ebern befürchten Betriebsrat und IGM, dass die Weichen Richtung Mobilitätswende und alternativer Produkte zu spät gestellt werden. Gerade der Standort Ebern sei mit seinen Produkten fast ausschließlich vom Verbrennungsmotor abhängig. Statt Strategien für die Zukunft zu entwickeln, solle weiter Personal reduziert werden. Erst im Frühjahr sei ein Abbauprogramm von 95 Arbeitsplätzen abgeschlossen worden. „Die Tinte dieser Verträge ist noch nicht ganz trocken, schon kommt die Geschäftsführung mit einer weiteren Personalabbaumaßnahme daher.“ Laut IGM sollen weitere 80 Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagert werden. Die Gewerkschaft fordert eine „Zukunftsvereinbarung“, in der Konzepte, Produkte und Technologien für den Standort Ebern festgelegt werden.
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) arbeiten hierzulande mehr als drei Millionen Menschen direkt oder indirekt für die Automobilwirtschaft. Etwa die Hälfte davon (1,2 Millionen) sei in 44 000 Betrieben in produktionsnahen Bereichen tätig.