Autos störanfälliger? Innung widerspricht

Von Elmar Schatz
Vor allem Airbag-Probleme lösten große Rückrufaktionen aus. Foto: dpa Foto: red

Sind Autos heute störanfälliger als früher? Das geht jedenfalls aus einer Studie des Centers of Automotive Management in Bergisch Gladbach hervor. Doch der Obermeister der Kfz-Innung in Oberfranken, Andreas Tröger (Hof), widerspricht dieser Aussage heftig. Und so argumentiert Tröger.

 
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Der Obermeister antwortet auf die Frage, ob er wegen der immer umfangreicheren Elektronik in den Autos häufiger Störungen als bei den früheren, technisch weniger anspruchsvollen Fahrzeugen beobachte: „Gemessen an den gestiegenen Fahrleistungen in den letzten Jahren: Nein.“

Sind denn die Werkstätten wegen Rückrufaktionen mehr belastet? Tröger erklärt: „Ein Anstieg der Produktverbesserungsmaßnahmen ist – im Vergleich zu den gestiegenen Fahrzeugbeständen in den letzten 20 Jahren – nur schwer messbar. Fakt ist, den Herstellern ist sehr daran gelegen, den hohen Sicherheits- und Qualitätsansprüchen der Kunden Rechnung zu tragen.“

Ist Fehlersuche wegen der vielen elektronischen Helferlein in heutigen Autos nicht oft schwierig? Innungs-Obermeister Tröger antwortet schriftlich: „Es handelt sich meist um anspruchsvolle Diagnosemaßnahmen, wobei das Kfz-Gewerbe in den letzten Jahren seine Mitarbeiter nachhaltig und zukunftsorientiert für diese Entwicklung qualifizierte.“

Grünen-Politiker: „Die Zahl der Rückrufe ist immens gestiegen“

In der Studie aus Bergisch Gladbach, die den Blick vor allem auf den US-Automarkt richtet, wird dargelegt, dass Airbags, ABS, ESP und Fahrassistenzsysteme die Autos zwar immer sicherer, aber auch komplizierter machen. Dadurch gebe es immer häufiger Fehler. Das führe zu Rückrufaktionen, die Millionen von Fahrzeugen betreffen.

Auch in Deutschland gibt es mehr Rückrufe, wie das Verkehrsministerium schon vor einem halben Jahr auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Markus Tressel mitteilte. „Die Zahl der Rückrufe ist immens gestiegen“, so Tressel.

Etwa 940 000 Autos, Motorräder, Lkws und Wohnmobile wurden im ersten Halbjahr 2015 in die Werkstätten zurückbeordert; 2013 lag der Wert bei etwa 770 000 – allerdings im ganzen Jahr. Diese Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes stehen in der Antwort des Ministeriums auf Tressels Anfrage.

Japaner mit höchsten Rückrufquoten - Deutsche schneiden gut ab

In den USA wurden vergangenes Jahr 45,8 Millionen Autos wegen Sicherheitsproblemen in die Werkstätten gerufen, so die Studie. Die höchsten Rückrufquoten hätten die japanischen Hersteller Mitsubishi, Mazda und Honda gehabt. „Honda leidet besonders unter dem Airbag-Desaster des Zulieferers Takata.“

Deutlich weniger Probleme hätten die deutschen Autohersteller; Rückrufe bei BMW, Daimler und Volkswagen seien ebenfalls meist von Airbag-Problemen verursacht worden.

Der Leiter der Studie, Stefan Bratzel, sagte: „Wenn 13 von 16 untersuchten Herstellern in 2015 wegen sicherheitstechnischer Mängel mehr Fahrzeuge zurückrufen müssen, als diese im gleichen Zeitraum verkauft haben, ist das insgesamt ein bedenkliches Qualitätsniveau der Branche.“

Die Rückrufe bei Volkswagen wegen der Abgas-Affäre beginnen in Deutschland erst Ende Januar; in den USA und vielen anderen Ländern gibt es noch keine Termine. Insofern ist diese Entwicklung noch nicht in den heutigen Zahlen zum US-Automarkt enthalten.

Mit Material von dpa