Auto-Treffen „Probe“-Lauf in Stadtsteinach

Klaus Rössner

Aus ganz Deutschland sind Besitzer eines Ford Probes in die Region gereist, um ihre aufwendig getunten US-Cars zu präsentieren. Ein Wagen wurde dabei ungewollt zur Kulisse bei einer Hochzeit.

 
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Wenn Thomas Kießling von einer Probe-Fahrt spricht, dann meint er etwas anderes als die allermeisten Leute: Dann denkt er nicht an das Ausprobieren eines neuen Autos, sondern an einen Ausflug mit seinem alten Ford, Typbezeichnung „Probe“. Der Stadtsteinacher besitzt drei Fahrzeuge dieser Baureihe, die er sorgsam hegt und pflegt. So wie einige andere einer eingeschworenen Fan-Gemeinde, die das US-Car lieben. Für sie hat der 44-Jährige jetzt vor Kurzem ein Treffen in Stadtsteinach organisiert.

Etwas verrückt – aber gut gelaunt

Am Campingplatz versammelten sich die Probe-Eigner am vergangenen Wochenende. Dort waren rund 30 Autos zu sehen. Die Besitzer kommen aus allen Teilen Deutschlands und sind teilweise nicht auf der Direttissima angereist. Ein Club aus Frankfurt nahm einen „kleinen Umweg“ über Italien, um an den Zielort zu kommen. Etwas verrückt? Sicher, das sind sie schon, die Liebhaber dieses Wagens. Das merkt man schon an den Veränderungen, die sie am Basismodell vorgenommen haben.

Da sind individuell getunte Autos dabei, denen man einen Sechszylinder-Motor anstelle des serienmäßig verbauten Vierzylinders implantierte. Aber auch optisches Tuning ist zu finden: Mächtige, 20 Zoll große Räder etwa oder Kotflügelverbreiterungen, Tieferlegungen, imposante Spoiler oder auch kunstvoll ausgeführte Airbrushs. Seine Gäste kennt Thomas Kießling größtenteils persönlich. Sie sind in Internet-Foren organisiert, in denen sie sich gern austauschen. Und gegenseitig helfen, wenn Not am Mann ist.

Not-Reparatur vor dem Rathaus

Oft geht es um Ersatzteile; die Lage ist nicht gerade komfortabel, denn die letzte Serie des Probe ist schon 1997 ausgelaufen. Und die Versorgung aus dem Ford Stammland „suboptimal“. Deshalb haben viele Probe-Besitzer weitaus mehr Autos in ihrem Besitz, als angemeldet über die Straßen rollen: Sie dienen als Ersatzteillager.

Dass dies nötig ist, zeigte sich am Samstag: Da hatte ein Autobesitzer einen kapitalen Schaden an einer Antriebswelle. Sofort wurde der Defekt behoben und das Auto zerlegt. Dass die Not-Reparatur direkt vor dem Rathaus stattfand, hatte besondere Folgen. Während die Schrauber am und unter dem Auto hantierten, musste sich ein Hochzeitspaar den Weg ins Standesamt bahnen. Und die Probe-Bastler gehörten zu den Zaungästen, die dem Paar auf diesem Wege nur das Allerbeste wünschten.

Freundlichkeit und Offenheit dieser Art gehört offensichtlich zu den typischen Tugenden der Probe-Besitzer. Dass gilt auch für Thomas Kießling. Bereitwillig erzählt er davon, wie das alles mit seiner besonderen Passion angefangen hat. Es war im Jahr 2000, als er den ersten Wagen gekauft hat. Über die Jahre hinweg kamen insgesamt 15 Fahrzeuge dazu – als Organspender. Aktuell rollen drei seiner Wagen über die Straßen.

Weibliches Verständnis für männliche Ticks

Doch was macht die Faszination dieses Autos aus? Für Thomas Kießling ist es die markante Keilform. Sie verleiht dem Gefährt eine ebenso sportliche wie markante Note: „Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich bei Auto Schönfeld in Kulmbach das erste Mal einen Probe gesehen. Und mich sofort in ihn verliebt“, erinnert er sich. Mit 22-Jahren hat er sich dann den Traum erfüllt, und den ersten Wagen gekauft- keineswegs „Probe“- halber. Seine Frau hat sich mit dem Hobby ihres Mannes arrangiert und betreut die Gäste auf dem Campingplatz mit.

Weibliches Verständnis für derlei männliche Ticks kann nicht immer vorausgesetzt werden. Bei den Probe-Besitzern tendenziell schon. Denn es gibt auch weibliche Liebhaber des US-Cars. Dazu gehört Simone Jordan aus Kaufbeuren. Die Angestellte ist mit ihrem metallicblauen Flitzer nach „Stanich“ gekommen. Sie hat das Auto-Virus komplett in Besitz genommen. Zusammen mit ihrem Partner nennt sie 16 Autos ihr Eigen, 14 davon sind Probes.

„Probe“-Lauf geglückt

Die Leidenschaft zu Automobilen ist der Allgäuerin ins Blut übergegangen: Ihr Vater hat eine Autowerkstatt betrieben und sich auf Restaurationen spezialisiert. Ein Wissen, von dem die kaufmännische Angestellte noch heute profitiert.

Im Frankenwald fühlt sich die Besucherin aus dem bayerischen Voralpenland sichtlich wohl – ebenso wie der Rest der Fangemeinde. Gerne würden sie wiederkehren, wenn es denn irgendwann wieder ein solches Meeting gibt. Ob das so kommen wird, steht noch nicht fest: „Das muss ich mir noch überlegen, denn es hängt viel Arbeit dran“, sagt Organisator Thomas Kießling, der sich für die Unterstützung der Campingplatz-Betreiber bedankt. Der Erfolg müsste ihn eigentlich darin bestärken: Denn Der „Probe“-Lauf ist geglückt.

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