In den bevölkerungsreichen Staaten im Osten von Australien haben zudem Infrastrukturprojekte Wohnräume der Tiere zerstört, die bis zu einem Kilo Eukalyptusblätter am Tag fressen und bis zu 22 Stunden schlafen. Auch Hunde und Straßenverkehr bedrohen die Beutler. Zudem dezimiert die sogenannte Chlamydia-Infektion die Baumbewohner, die durch die Krankheit erblinden und unfruchtbar werden.
Seit einigen Jahren machen zudem die Folgen des Klimawandels das Leben der Koalas schwieriger. Extreme Temperaturen und lang anhaltende Dürren machen den Eukalyptus, den die Koalas fressen, trockener und härter. In den Bundesstaaten Queensland und New South Wales gilt der Koala deswegen inzwischen als gefährdet. „Koalas sind in ernsthaften Schwierigkeiten“, sagte die Abgeordnete der Grünen, Sue Higginson, und bezog sich dabei auf die im Bundesstaat New South Wales lebenden Koalas. „Wenn wir nicht aufhören, ihren Lebensraum im ganzen Staat zu zerstören, werden sie noch vor 2050 ausgestorben sein.“
Ein erstklassiger Lebensraum
Doch es gibt immer wieder auch Hoffnung: So gelang es Forschern in Australien, einen Impfstoff gegen die Chlamydia-Infektion zu entwickeln, der bereits im Einsatz ist, und eine Art „Volkszählung“ der Koalas ergab für den Bundesstaat New South Wales, dass die Population der Tiere doch um mehrere Zehntausend größer ist als gedacht – auch wenn die Zahlen insgesamt rückläufig sind. Tatsächlich ist es vor allem das Habitat, das den Tieren zum Überleben fehlt. Der geplante Park würde sich „über einen erstklassigen Lebensraum für Koalas“ erstrecken, hieß es vor Kurzem erst in einem wissenschaftlichen Aufsatz über die Parkpläne. Und weiter: Er wäre „ein sicherer Zufluchtsort für die jetzt bedrohten Koalas, da ihre Zahl an der Ostküste abnimmt“. Dem stimmt auch der Koalaexperte des WWF, Stuart Blanch, zu.
Doch der Weg dahin scheint noch steinig, obwohl ein Sprecher des NSW National Parks and Wildlife Service (NPWS) sagt, die „Arbeiten zur Schaffung des Great-Koala-Nationalparks sind in vollem Gange“.
Abgeholzte Bäume ergeben keinen Park
So seien unter anderem Industrie-, Gemeinde- und Aboriginal-Beratungsgremien eingerichtet worden, die bei der Gründung des Parks unterstützen sollen. Trotzdem sind etliche Probleme derzeit noch ungeklärt: So wurde die ursprüngliche Idee für den Park bereits vor den Buschfeuern im Sommer 2019/2020 entwickelt.
Deshalb orientiere sich die Politik bis heute nach wie vor an den ursprünglichen Parkgrenzen und den vor den Bränden gesammelten Daten zur Koalapopulation – wie ein Kritikpunkt der Wissenschaftsfraktion lautet. Gleichzeitig werden in den staatlichen Wäldern, die der Park umfassen soll, nach wie vor Bäume abgeholzt, obwohl die Regierung des Bundesstaates dies immerhin in einigen Regionen untersagt hat.
Natur- und Tierschutzorganisationen wie der WWF plädieren dafür, den Holzeinschlag in einheimischen Wäldern komplett zu beenden und die Holzindustrie in Richtung Plantagen zu steuern, die einen geringeren Erhaltungswert haben.
Laut Cadman ist aber auch diese Lösung nicht perfekt. Denn die Plantagen, die sich in und um das geplante Nationalparkgebiet befinden, seien ebenfalls „kritische Lebensräume“ für die Koalas. Die Tiere würden den Unterschied zwischen dem, was der Mensch als „einheimische Wälder“ und als „Plantage“ bezeichne, ja nicht kennen, meinte er.
„Der Koala sucht sich den besten Lebensraum, und ein großer Teil davon ist derzeit als Plantage ausgewiesen und wurde aus dem Park ausgeschlossen“, sagte er. Das erzeuge einen „Schweizer Käse“-Effekt und schaffe dauerhafte „Tötungsfelder“ für Koalas. Der Forscher plädiert deswegen dafür, auch Baumplantagen in den neuen Nationalpark mit einzubeziehen.