Austausch Ein Stammtisch voller Professoren

red
Alle gemeinsam an einen Tisch bringen – das ist das Ziel des Professoren-Stammtisch der Adalbert-Raps-Stiftung zusammen mit der Uni Bayreuth. Foto: privat

Regelmäßig treffen sich Forscher am Campus Kulmbach mit Vertretern von Politik und Wirtschaft. Die Themen, um die es dabei geht, unterscheiden sich deutlich davon, was man von anderen Stammtischen gewohnt ist.

 
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Drei Mal pro Semester bietet die Adalbert-Raps-Stiftung Forschern, Unternehmern sowie Institutionen eine Plattform, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Um den regen Austausch zwischen der Universität Bayreuth mit Kulmbacher Einrichtungen und Firmen zu fördern, rief die Adalbert-Raps-Stiftung 2021 den „Professoren-Stammtisch“ ins Leben. „Unser Ziel ist es, Innovationen zu fördern und Kulmbach als bedeutenden Lebensmittelstandort auch international ins Gespräch zu bringen“, erklärt eine Sprecherin der Stiftung. Der Kulmbacher Campus der Universität Bayreuth mit dem Schwerpunkt auf Lebensmittelforschung sei diesbezüglich ein wahrer Gewinn, sagt Frank Alexander Kühne, Vorsitzender Stiftungsvorstand der Adalbert-Raps-Stiftung. „Es ist uns ein Anliegen, die Lebensmittelforschung im engen Austausch mit dem Campus Kulmbach voranzubringen.“

Drei Mal pro Semester findet der Stammtisch während der Vorlesungszeit inzwischen statt und erfreut sich reger Teilnahme. „Das ist eine gute Möglichkeit, um die Universität mit interessierten Kreisen zu verknüpfen“, sagt Prof. Dr. Kai Purnhagen, Professor für Lebensmittelrecht. Er war Gast beim inzwischen elften Stammtisch im Kulmbacher „Bierhäusla“ im November, um sich über Forschung, Alltägliches und lokale Themen auszutauschen. „Ich fühle mich wohl hier, aber es darf auch noch mehr passieren in Kulmbach, gerne unter Einbindung der Bevölkerung“, meint Purnhagen. Auch Dekanin Prof. Dr. Janin Henkel-Oberländer, Inhaberin des Lehrstuhls „Biochemie der Ernährung“, begrüßt die Initiative der Adalbert-Raps-Stiftung. „Ich schätze den Austausch sehr, dies war eine der ersten Möglichkeiten, mit Institutionen und Firmen in Kontakt zu kommen.“ Prof. Dr. Christian Fikar, Professor für Food Supply Chain Management, knüpfte bei den Stammtischen bereits „unglaublich spannende Kontakte - sogar erste Forschungsprojektanträge sind hier entstanden.“

Der „Professoren-Stammtisch“ ist auch ein guter Anlaufpunkt für neue Professoren des Kulmbacher Campus. So stellte sich etwa im November Prof. Dr. Gerald Lackner mit seiner neuen Professur für Biochemie der Mikroorganismen den Anwesenden vor. Gebürtig aus Neuenmarkt i.d.OPf. studierte er Biochemie an der Universität Jena, wo er später auch promovierte. „Mich hat die Biosynthese schon immer stark interessiert“, sagt der 43-Jährige. Seine Forschungsinteressen führten ihn somit zur Biosynthese von mikrobiellen Wirkstoffen, wie man sie etwa von Schimmelpilzen auf Lebensmitteln kennt. „So ein Stück verschimmeltes Brot ist eine kleine Chemiefabrik“.

Nach seiner Promotion forschte Lackner an der ETH Zürich an unkultivierbaren Bakterien aus maritimen Schwämmen. In den folgenden Jahren übernahm er die Leitung einer unabhängigen Nachwuchsgruppe am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena. „Wir untersuchten dort die Biosynthese bakterieller Naturstoffe, deren Funktionen sowie deren biotechnologische Produktion.“ Das heißt, er widmete sich der Entdeckung von neuartigen Naturstoffen, „vielleicht können wir mit Hilfe des sogenannten ’Genome Mining’ sogar ein neuartiges Antibiotikum finden.“ Das Verfahren beschreibt die Nutzung genomischer, also das Genom betreffender, Informationen zur Entdeckung von Arten der Biosynthese von Naturstoffen und deren möglichen Wechselwirkungen. Vor gut 1,5 Jahren hatte sich Gerald Lackner an der Universität Bayreuth beworben. „Ich habe dann lange nichts gehört und hatte die Stelle schon abgeschrieben“, erinnert er sich. Ende Februar letzten Jahres sei dann aber ein Anruf gekommen. Seit August wohnt er mit seiner Familie in Kulmbach, im September hat er seine Professur angetreten und Anfang dieses Jahres sollen weitere Mitarbeiter folgen. „Ich will meine Forschung aus Jena hier gerne fortführen“, denn auch für den Bereich neuartiger Lebensmittel, sogenannten Novel-Foods, seien die Forschungsergebnisse interessant. „Mikroorganismen und ihre Naturstoffe spielen in der Lebensmittelproduktion und -sicherheit eine sehr wichtige Rolle, weswegen meine Forschung hier sehr gut anknüpft.“

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