Ausstellung: Faszination Fachwerk

Von Norbert Heimbeck
Brigitte Trausch (zweite von links) erklärt Besuchern im Alten Schloss die „Faszination Fachwerk“. Foto: Andreas Harbach Foto: red

„Jedes Fachwerkhaus ist ein Unikat. Und es ist auf seine eigene Weise schön,“ sagt Brigitte Trausch, Vorsitzende des Vereins Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser. Der Verein setzt sich für den Erhalt historischer Gebäude ein. Und muss dabei nicht nur gegen die Zeit kämpfen, sondern auch gegen den Denkmalschutz und die Stadtverwaltung. Denn die schreiben vor, dass Fachwerkhäuser in Bayreuth verputzt sein müssen.

 
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Mit einer Ausstellung im Aten Schloss zeigen Brigitte Trausch und ihre Mitstreiter die schönsten Fachwerkhäuser Bayreuths - viele von ihnen gibt es nur mehr als Zwergenhäuschen zu bewundern, die Siegfried Weiss in liebevoller Arbeit für seine Modelleisenbahn nach den Originalen gestaltet hat. Von anderen Häusern hat Weiss in den vergangenen zwei Jahrzehnten Zeichnungen angefertigt, die in der Ausstellung als großformatige Vergrößerungen zu sehen sind. Eine besonders schöne Konstruktion haben die Bayreuther Zimmerer für die Ausstellung in Originalgröße nachgebaut: den Fachwerkgiebel des Küfner-Häuschens in Großweiglareuth.

Bei Regen schimmert Fachwerk durch den Putz

Vor allem im Bayreuther Stadtkern, im sogenannten Gassenviertel rund um die Stadtkirche, gibt es Dutzende Häuser, bei denen an Regentagen das Fachwerk durch den Verputz zu sehen ist. Die Freunde des Fachwerks setzen sich dafür ein, dass Hausbesitzer diese Holzkonstruktionen frei legen dürfen, wenn sie es wollten. „Unsere Ausstellung zeigt, wie schön Bayreuth sein könnte“, sagt Brigitte Trausch. Sie denkt vor allem an den Tourismus und verweist auf andere fränkische Städte, deren kunstvolle Fachwerkbauten so manchen Prospekt zieren. Stadtverwaltung und Denkmalamt allerdings lehnen dies ab. Sie berufen sich dabei auf eine Feuerschutzverordnung des Makgrafen Alexander aus dem Jahr 1782, nach der Häuser in Steinbauweise errichtet werden sollten.

Renaissance dank König Ludwig

Bezirksheimatpfleger Günter Dippold schilderte anlässlich der Ausstellungseröffnung die Vorlieben fränkischer Bauherren über die Jahrhunderte: „Im 17. und 18. Jahrhundert gab es hier üppig gestaltetes Fachwerk, danach folgten schlichtere Konstruktionen, die zum Teil unter Putz versteckt wurden.“ Für den Rückzug des Fachwerks in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts macht der Historiker modische Gründe und die Forderung der Obrigkeit nach einem zurückhaltenden Umgang mit dem wertvollen Baustoff Holz verantwortlich. In Bamberg gab es auf Anordnung des Fürstbischofs sogar Steuererleichterungen, wenn neue Häuser in Stein errichtet wurden. Bauherren mit Fachwerk-Wünschen standen in Konkurrenz zu anderen Holz-Nutzern: Bäckern, Köhlern und Metallverarbeitern. Mit dem Anschluss an Bayern erneuerten die Behörden das Fachwerkverbot in Franken. 1824 wurde dieses Verbot gelockert, König Ludwig I. ebnete mit einer neuen Vorschrift 1837 die Renaissance des Fachwerks, sagt Dippold.

Sein Fazit: „Fachwerk war über die Zeiten nie gleichmäßig beliebt, aber es prägte das Ortsbild vieler Städte auch in Franken.“ Architektonische Ikonen, die auch in der Werbung häufig genutzt würden, seien vor allem die großen Steinbauten der Region, etwa der Bamberger Dom oder das Opernhaus in Bayreuth: „Aber brauchen auch intakte Ortsbilder und -kerne.“ Man müsse in jedem Einzelfall prüfen, ob ein Haus verputzt bleiben solle oder ob man das Fachwerk freilegen könne.

Info: Die Ausstellung im Alten Schloss ist bis 13. Mai jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Am 9. Mai um 17 Uhr gibt es eine Führung mit Siegfried Weiss zu den verborgenen Fachwerkschätzen im Stadtkern, Treffpunkt in der Ausstellung.

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