Auslandsjahr Vergebliche Suche nach Gastfamilien in Pegnitz

Von Julian Seiferth
Thereza Böhmová (rechts) und ihre Gastschwester Christin Förster bei einem Ausflug nach Berlin im Jahr 2011. Die Beiden sehen sich nach wie vor jährlich. Foto: red Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. „Das ist eigentlich eine ganz tolle Sache“, sagt Werner Dunst. Und meint damit das Stipendium der Stiftung Euregio Egrensis, das jungen Menschen aus Tschechien ermöglichen soll, ein Schuljahr in Pegnitz zu verbringen. Doch in diesem Jahr ist die Freude des ehemaligen stellvertretenden Schulleiters am Gymnasium getrübt: In Pegnitz habe sich keine Gastfamilie gefunden, die die Schülerinnen aufnehmen wollte.

 
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Seit über 20 Jahren laufe das Programm bereits, so Dunst. Die Hochzeit habe man um das Jahr 2000 herum erlebt. „In manchen Jahren hatten wir bis zu acht junge Tschechen hier.“ Die Zahl der Bewerber ging allerdings in den vergangenen Jahren zurück. Werner Dunst sieht das Problem in der Sprache: „Das ist etwas, das wir auch in Frankreich und dem Vereinigten Königreich erleben. Deutsch ist eben nicht ganz einfach“, erklärt der pensionierte Lehrer.

Schülerheim nur für Jungen

Bereits in den vergangenen Jahren habe es Schwierigkeiten gegeben, für die wenigen Bewerber Gastfamilien zu finden. Man habe daher zu einer Notlösung greifen müssen. Die männlichen Schüler wurden im Schülerheim des Gymnasiums untergebracht. Für Mädchen jedoch war das nie eine Option: das Schülerheim nimmt nur Jungen auf, außerdem sei es am Wochenende geschlossen – es braucht also doch die Familien.

Ein Schuljahr lange Verantwortung

Dass für das neue Schuljahr niemand einen Platz für die jungen Leute finden konnte, sei nicht nur für die Schüler schade, sondern auch für die Pegnitzer, findet Dunst: „Wir haben in der Vergangenheit fast nur gute Erfahrungen gemacht. Mit vielen Leuten von damals stehe ich auch noch im Kontakt.“ Liebevoll nennt er die Bekanntschaften aus der Pegnitzer Partnerstadt Slaný nach wie vor „meine Familie“.

Doch warum gibt es dann solche Schwierigkeiten, Familien für die Aufnahme zu begeistern? „Ich schätze, dass es einen Pool an Leuten gab, die dazu bereit waren. Den haben wir wohl ausgeschöpft“, sagt Werner Dunst. Es sei ja nicht so, dass die Aufgabe nach wenigen Tagen vorbei wäre, im Gegenteil: Man habe ein Schuljahr lang die Verantwortung für einen jungen Menschen. „Dabei entstehen aber wunderbare Beziehungen“, schwärmt der ehemalige stellvertretende Schulleiter.

Leben in der Familie hilft

Eine, die davon ein Lied singen kann, ist Thereza Böhmová. Die 26-Jährige stammt aus dem Dorf Brandýsek in der Nähe von Prag und verbrachte 2011 ein Schuljahr am Gymnasium in Pegnitz. Heute lebt die Ernährungstherapeutin in Passau. „Es wäre sehr schade, wenn diese Tradition kaputtgehen würde“, sagt sie.

Gerade das Familienleben habe ihr geholfen, schnell und gut Deutsch zu sprechen. Ihre Gruppe habe viele Fahrten unternommen, unter anderem nach München und Berlin, aber gerade Pegnitz hat es der jungen Frau angetan: „Hier war es super. Wir haben am Gymnasium viel Sport gemacht und im Cabriosol war es immer lustig.“ Ihre damalige Gastschwester Chrstin Förster sei ihr eine Freundin geworden, die beiden sehen sich nach wie vor jedes Jahr.

Um in den Genuss solcher Freundschaften zu kommen, suchen nach wie vor junge Tschechen nach einer Unterkunft. Laut Euregio Egrensis brauchen zwei junge Frauen für das kommende Schuljahr in Pegnitz eine Gastfamilie, ein Junge konnte im Schülerheim untergebracht werden.

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