Auslandsgeschäftsführer aus Kulmbach bestreitet Untreue Raps-Mitarbeiter verzockt 1,7 Millionen

Von Manfred Scherer
 Foto: red

Er fiel vermutlich auf Betrüger herein - und will bis zuletzt an deren hohe Renditeversprechen geglaubt haben. Ein 46-jähriger Kulmbacher hat vor dem Landgericht Hof zugegeben, als Auslandsgeschäftsführer des Kulmbacher Würzmittelherstellers Raps in Belgien 1,74 Millionen Euro Firmengelder mit hochbrisanten Anlagegeschäften verzockt zu haben.

 
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Die ihm von der Staatsanwaltschaft angelastete schwere Untreue mochte der Mann nicht zugeben: Mit dem aus den Geschäften erhofften Gewinn habe er das Vermögen seiner Firma mehren wollen: "Ich bin zu 110 Prozent Rapsianer", erklärte er in seiner Einlassung am Mittwochvormittag.

Der 46-Jährige ist seit 25 Jahren im Unternehmen. Als Jugendlicher trat er ein, arbeitete sich nach oben. Der Kaufmann mit mittlerer Reife brachte es zum Prokuristen bei Raps, das in Kulmbach 600 und weltweit 800 Mitarbeiter beschäftigt. Der Angeklagte wurde im Jahr 2004 Chef einer Raps-Vertriebstochter in Belgien. Im Jahr 2009 bekam er einen Anruf: Ein Mitarbeiter einer Mid-East-Oil in Bahrain stellte ihm ein scheinbar einträgliches Geschäft in Aussicht. Er könne als einer von wenigen Auserwählten Anteile an der Firma erwerben, und sobald das Unternehmen an die Börse gehe, mit dem Weiterverkauf der Anteile eine Rendite von 15 Prozent erzielen. Der 46-Jährige erklärte, er habe zunächst rund 120.000 Euro seines Privatvermögens und dann nach und nach 1,74 Millionen aus der Firmenkasse investiert.

Angeklagter ignorierte Warnungen der Börsenaufsicht

Bei der Befragung durch den Gerichtsvorsitzenden Matthias Burghard blieb der Angeklagte trotz mehrerer Vorhalte und Erklärungen dabei: Er habe seine Firma nicht schädigen, sondern ihr im Gegenteil Vorteile verschaffen wollen. Der Angeklagte musste einräumen, dass er die Firmengelder auf seinen eigenen Namen investiert und den Geldfluss aus dem Unternehmen heraus verschleiert hatte. Er gab auch zu, dass er Warnungen von Börsenaufsichten und Hinweise seiner Buchhalter in Belgien ignoriert hatte - eben in dem festen Glauben, der erhoffte Gewinn werde fließen.

Dass der Schaden lange Zeit unbemerkt blieb, lag daran, dass die verschwundenen Gelder erst auf das Tagesgeldkonto verschoben und der Geldabfluss von dort in der Bilanz nicht auffiel. Den Verdacht, dass er nur in die Firmenkasse gegriffen habe, um seinen eigenen 120.000-Euro-Verlust wett zu machen, wies der Mann zurück: "Ich hätte den privaten Gewinn und den Firmengewinn strikt getrennt."

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