Das System, das es vielleicht einmal gab, ist zusammengebrochen unter der Last des Zustroms. Die Hilferufe der Politiker vor Ort werden immer verzweifelter. „Ich fordere die Einrichtung eines Krisenstabes auf bayerischer Ebene“, sagt beispielsweise der Fürther Landrat Matthias Dießl (CSU). Sein Kollege aus Roth geht noch einen Schritt weiter. In einem offenen Brief droht Herbert Eckstein (SPD) damit, Kasernengebäude notfalls zu beschlagnahmen, um Flüchtlinge unterbringen zu können.
Vorwürfe, man habe das Problem verschlafen, weist das Sozialministerium zurück. Man habe in den vergangenen Jahren neue Kapazitäten in der Erstaufnahme geschaffen und Plätze in der Anschlussunterbringung massiv ausgebaut, sagt eine Sprecherin. An den Missständen seien die Masern schuld. Weil man die Erstaufnahmeeinrichtung in München wegen der ansteckenden Krankheit vorübergehend schließen musste, wurden die Asylbewerber nach Zirndorf umgeleitet. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Lage dort und anderswo zu entschärfen. Dem jungen Asylbewerber aus Indien hilft das derzeit freilich wenig. Er irrt weiter umher auf der Suche nach einem Fleckchen Erde zum Schlafen.
Als er sich gerade auf den blanken Boden sinken lässt, hat eine Familie aus dem Irak Erbarmen und nimmt den jungen Mann zumindest für diese Nacht in ihrem überfüllten Zimmer auf. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Am Morgen wird der Alptraum für die Flüchtlinge weitergehen.
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