Die Boxer des ATS Kulmbach wollen Kindern mit ADHS ihren Sport näher bringen. Nächstes Jahr soll es losgehen. Noch fehlt aber der Trainingsraum.
Der 74-Jährige erzählt, dass der Verein schon länger die Arbeit mit ADHS-Kindern ins Auge fasse. Die Sportart Boxen sei ideal für die Patienten im Schulalter. Auch Erwachsene mit ADHS-Symptomen würden von der Sportart profitieren. Nun soll nach einigen Beratungen das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden.
Mit von der Partie waren ortsansässigen Psychologen, die im Gespräch mit dem ATS stehen. Sie bestätigten, dass es einen hohen Bedarf an sportlichen Angeboten für Kinder mit ADHS gibt. Diese Form der Therapie werde in der Umgebung noch nicht angeboten. „Die Fachleute begrüßten unser Vorhaben sehr“, erinnert sich Kastner. Der Lizenztrainer für olympisches Boxen war an den einzelnen Gesprächen mit den Psychologen beteiligt.
Als Vorbild nahmen sich die Kulmbacher den Boxclub KSC Bensheim aus Hessen. Das „Thera Boxen“ bieten die Hessen bereits seit 2015 an. Laut Kastner haben der Vorsitzende Reginald Schulze und die Physiotherapeutin Nicole Maurer das spezielle Programm entwickelt. Grundlage dafür war eine Studie der Universität Regensburg. Sie besagt, dass Patienten mit ADHS von einem Sportangebot profitieren. Es gehöre grundsätzlich in den Maßnahmen-Katalog. Die Regensburger Forscher legen nahe, dass geplante und konsequente Bewegung bestimmte ADHS-Symptome lindere. Vorausgesetzt, die Sportübungen sind dazu gedacht, motorische und geistige Fähigkeiten zu verbessern. Der Trainer erklärt, dass das Thera Boxen mehr sei als Fitness- oder Wettkampftraining. „Bei dieser Trainingsform stehen Erleben, Wahrnehmen und Verhalten im Vordergrund“, sagt er. Ziel sei es, den Körper zu aktivieren und die innere Anspannung zu reduzieren. Die Kinder sollen ihren Körper besser wahrnehmen können und so ihre Gefühle besser steuern können.
Damit das Angebot in Kulmbach starten kann, legten die Betreuer das Zusatzzertifikat „ADHS-Coach“ in Bensheim ab. Die beiden Lizenztrainer für olympisches Boxen, Sibylle Marks und Willy Kastner haben bereits langjährige Erfahrung in der Jugendarbeit. Jedoch kann Kastner das Einstiegsalter nicht festlegen: „Das müsste wohl der jeweilige Psychologe empfehlen.“ Geplant ist aber, die Stunden in kleinen Gruppen abzuhalten. Der Trainingsort steht noch nicht fest. Zur Auswahl steht aber der 40 Quadratmeter großen Trainingsraum im ATS-Gebäude und andere Sportturnhallen.
Die Boxabteilung des ATS-Kulmbach ist immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Trainingsraum. Mitte des vergangenen Jahres musste sie ihren Raum im Fritz den neuen Studierenden übergeben. Die Universität nutzt den Raum als Vorlesungsort bis der Campus fertig ist.
„Für das Pilotprojekt wäre auch eine finanzielle Starthilfe von Nöten“, sagt Kastner. Das Anmieten des Trainingsraums und die entsprechenden Ausstattung seien nun mal teuer.