Asbest und hohe Kosten: Stadt stellt die Stadthallenplanung vor und kann die Skepsis der Bayreuther nicht ausräumen Stadthalle: Leises Lob und viel Kritik

Von Michael Weiser

Wie schaut’s nun aus bei der Stadthalle? Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, die Referatsleiter sowie Architekt Thomas Knerer und Bühnenbauer Walter Kottke informierten gestern abend die Bayreuther – und durften sich ein wenig Lob und viel Kritik anhören. Zu teuer, unsicher in der Planung, so lautete das Fazit. Wird man am Ende den Renovierungsstart verschieben müssen? 

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wilfried Laudel und Brigitte Merk-Erbes lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch, der verriet, dass vielen Jahren der Stadthallenplanungen bei manchen die Nerven schon bloßliegen.Laudel ist Vorsitzender der Kulturfreunde, er muss befürchten, dass sein Verein die Zeit von fast vier Jahren bis zum Herbst 2019 nicht übersteht. Auf seine Frage nach einer Ersatzspielstätte habe Merk-Erbe auf die Ebbe in den Stadtkassen verwiesen, sagte er sichtlich aufgebracht. Er frage sich, wie man auf den ursprünglichen Betrag dann 14 Millionen draufsatteln könne, auf insgesamt 44 Millionen, ohne an den Bedarf von Konzertveranstaltern zu denken – „es sei denn, man billigt den Exodus der gesamten Kultur nach Bamberg, Nürnberg oder Coburg.“

Merk-Erbe antwortete hörbar getroffen und verwies auf die wiedererstandene Stadtkirche, andererseits aber auch auf die Säle der Gaststätten Glenk und Becher – was einige Zuschauer mit Gelächter quittierten (Lesen Sie auch unseren Live-Ticker).

Bereits am Mittwoch hatte der Antrag der CSU auf eine reine Kulturnutzung Merk-Erbe mächtig verärgert. Sie sprach gestern Abend lediglich von einer „großen Fraktion“ im Stadtrat und wunderte sich über den unziemlichen Zeitpunkt des Antrags, den sie allerdings „nicht weiter kommentieren“ wollte. Baureferent Striedl wiederum zürnte über den „despektierlichen Ausdruck Mehrzweckhalle“. So etwas hätten vielleicht irgendwelche Dörfer, aber nicht Bayreuth.

Vorschläge zur Akustik

Walter Kottkes Bitte klang angesichts dieser angespannten Stimmung schon fast rührend. „Lasst uns anfangen, gute Stimmung zu machen.“ Allerdings hatte Kottke neben Architekt Thomas Knerer die besten Argumente und interessantesten Details zu den Stadthallenplänen geliefert.

Etwa, welche Vorteile die neue Seitenbühne bringe oder warum die Akustik im Großen Haus teilweise so schlecht ist und wie man dem abhelfen könne. Der Bühnenexperte rechnete vor, dass ein guter Konzertsaal pro Zuschauer acht Kubikmeter Raum biete. In Bayreuth aber kommen man auf fünfeinhalb Kubikmeter. Hörte man bei Knerer und Kottke genau hin, konnte man zu dem Schluss kommen, dass die beiden überlegen, die Holzverschalung rauszureißen.

Fest steht, dass etwas gemacht werden muss, und zwar am gesamten Komplex der Stadthalle. Thomas Knerer listete nochmals die vielen Schäden und Mängel auf, von den feuchten Kellern bis den zu den ebenso feuchten Dachstühlen. Neuigkeitswert hatte für viele Zuschauer Knerers Mitteilung über „Risse von mehreren Zentimetern Breite“ in den Wänden des Nebenflügels. Hochbau-Referent Stefan Bouillon bezifferte eine Renovierung der nötigsten Posten auf zehn Millionen Euro.

Neues über Kosten gab es bei der Bühnentechnik: Fünf Millionen soll etwa der Einbau neuer, maschinell betriebener Seilzüge, Lautsprecher und weiterer Neuerungen für eine Kulturnutzung der Stadthalle kosten, sagte Kottke. Es ist davon auszugehen, dass in diese Summe nicht der Einbau der Seitenbühne (anstelle des Balkonsaal-Treppenhauses) und die Verbreiterung der Scheinwerfer-Brücke in der Decke des Großen Hauses eingeschlossen ist.

Altlasten in der Stadthalle

Was im zu drei Vierteln gefüllten Balkonsaal stutzig machte, war der wiederholte Hinweis von Striedl und anderen auf „Baustoffe, die man früher verwendet hat“. Gemeint sind damit Altlasten wie Asbest. Der krebserregende Stoff wurde offenbar in der Heizungsanlage der Stadthalle gefunden. Neu war, dass auch der Estrich des Kleinen Hauses belastet ist. Dort soll Bitumen verwendet worden sein.

Es gab auch Lob für die Planungen von Knerer und Lang. Insgesamt aber zeigten sich die Bayreuther skeptisch. Sie äußerten Kritik an den Kosten von 44 Millionen, auch wenn sich Striedl weigerte, eine Kostensteigerung anzuerkennen. Auch die gut vier Jahre der Schließung stoßen vielen Bayreuthern auf, ebenso wie die Unsicherheiten – etwa bei der maroden Tiefgarage. Traurig sind offenbar viele Bayreuther über den Verlust des Kleinen Hauses. Mancher wollte nicht einsehen, dass man weit über 40 Millionen Euro ausgibt, ohne den Umbau des Großen Hauses überzeugend geplant zu haben. Altlandrat Klaus-Günter Dietel etwa; er schimpfte über den „Gelsenkirchener Barock“ dort.

Hat man das Pferd von hinten aufgezäumt? Coco Sturm riet, man solle sich „nicht an einem früheren Beschluss festbeißen“. Es komme aufs Ergebnis an, und wenn man das nicht hat, muss man eben nochmal planen.“

Bilder