Die 60er Jahre: Kein anderes Jahrzehnt wird seitens der Architekturkritik so inbrünstig geschmäht, kein anderes zieht so viel Hass auf sich. Am liebsten würde man sie heute aus dem Stadtbild radieren. Allerdings, so viel sei angemerkt, einst galt auch der Barock als unverzeihliche Bausünde. Wie auch Fachwerkhäuser ehedem als scheußlich empfunden und abgerissen wurden, weil der Zeitgeist dagegenstand. Aus heutiger Sicht würde man gewiss anders urteilen, denn heute liegt das Ideal im Gestern. Also wird rekonstruiert, historische Substanz aufbereitet und der Glanz längst vergangener Zeiten bewundert. Die Architektur der 60er Jahre steht diesem bewahrenden Gedanken geradezu diametral gegenüber. Denn damals war der Blick voller Zuversicht nach vorne gerichtet. Und so sieht vieles, was in dieser Dekade gebaut wurde, nicht nur nach sattem Wohlstand aus, sondern eben auch so, als ob es auf Zuwachs geplant wäre. Bayreuths Karstadt macht da keine Ausnahme; auch dieses Gebäude wirkt heute, gerade im Kontext seines Umfeldes, als sei es ein paar Nummern zu groß geraten.