Arbeitsmarkt Kulmbach Fachleute bleiben Mangelware

Zahlreiche Baustellen, die größte am Kulmbacher Klinikum (unser Foto), gibt es derzeit im Landkreis Kulmbach. Der Bedarf an Personal ist groß in der Baubranche. Das macht auch der Arbeitsmarktbericht für den August wieder deutlich. Foto: Melitta Burger

Nach wie vor suchen viele Betriebe im Landkreis Mitarbeiter. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Arbeitsagentur hervor. Die erklärt auch, warum trotzdem die Arbeitslosigkeit in der Region gestiegen ist.

 
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Saisonüblich gab es im Agenturbezirk Bayreuth-Hof im August mehr Arbeitslose als im Vormonat. Durch Meldungen im Zusammenhang mit dem Schul- und Ausbildungsende waren insbesondere im Zuständigkeitsbereich der Arbeitsagenturen spürbar mehr arbeitslose Jugendliche zu verzeichnen, die aber in der Regel nur kurzzeitig arbeitslos sein werden. Der Bestand an Arbeitslosen stieg auch im Vergleich zum Vorjahresmonat etwas an. „Der Anstieg ist jedoch maßgeblich auf den Zuzug ukrainischer Staatsangehöriger in den letzten Monaten zurückzuführen. Ohne diesen Effekt wäre die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr nach wie vor gesunken“, bilanziert Sebastian Peine, Chef der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof.

Geflüchtete Ukrainer melden sich arbeitslos

Dies komme insbesondere bei Betrachtung der Rechtskreise in der Arbeitsstatistik zum Ausdruck. Bei einem Gesamtanstieg um 477 Arbeitslose nahm die Zahl der Arbeitslosen im Bereich des SGB II um 917 Personen zu, während im Zuständigkeitsbereich der Arbeitsagenturen 440 Personen weniger betroffen waren. Die Zahl der ausländischen Arbeitslosen insgesamt stieg um 1194. „Da es sich überwiegend um weibliche Geflüchtete handelt, hat dies auch zu einer Zunahme der arbeitslosen Frauen geführt, während die Zahl der arbeitslosen Männer etwas sank“, erläutert Peine weiter.

Im Landkreis Kulmbach stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonüblich, aber sehr moderat an. Vor allem Personen, die Anspruch auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung haben waren davon betroffen. Die Meldungen sind jedoch laut Agentur weiter unter dem Vorjahresniveau geblieben. Im Bereich des Jobcenters ging die Arbeitslosigkeit hingegen im August zurück, lag aber aufgrund des Zuzugs Geflüchteter aus der Ukraine über dem Wert von August 2021.

Die Arbeitslosenquote im Landkreis Kulmbach liegt jetzt bei 3,5 Prozent, im Vorjahr waren es 3,3 Prozent gewesen, im vorigen Monat 3,4 Prozent. Insgesamt waren 50 Personen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als im Vorjahr.

Teilhabe am Arbeitsleben

In diesem Monat haben sich Absolventen betrieblicher und schulischer Berufsausbildungen und Umschulungen im Rahmen der Förderung zur Teilhabe am Arbeitsleben gemeldet. Solche Leistungen werden für Menschen mit Behinderungen erbracht, um ihre Erwerbsfähigkeit herzustellen, zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen.

Ziel ist, eine Teilhabe am Arbeitsleben auf Dauer zu ermöglichen. Folgende Berufsbilder sind vertreten: Fachinformatiker, Tischler, Fachverkäufer Lebensmittelhandwerk und Kaufleute für Büromanagement.

Gesundheitliche Probleme nehmen zu

Einige gut qualifizierte Arbeitnehmer haben sich arbeitslos gemeldet, weil sie, meist nach erfolgter Eigenkündigung, einen Arbeitsplatzwechsel vornehmen wollen, der mit einer kurzen Arbeitslosigkeit einhergeht. Zahlreiche Meldungen erfolgten von Personen mit zum Teil gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen. Meist ist der Anspruch auf Krankengeld erschöpft und über einen bereits gestellten Rentenantrag ist noch nicht oder abschlägig entschieden.

In diesem Zusammenhang ist eine Zunahme von psychischen Erkrankungen zu verzeichnen, die die Ausübung der bisherigen Tätigkeit nicht mehr erlauben. Weiterhin sind erste Arbeitssuchendmeldungen für die Wintersaison erfolgt. Es gab auch viele Abmeldungen in Arbeit, insbesondere im Verkauf, im Lager- und Versand, von Auslieferungsfahrern und Hilfskräften für die Alten- und Krankenpflege.

Fachkräfte weiter gesucht

Die Nachfrage nach Arbeitskräften im Kulmbacher Land war ähnlich hoch wie im Vormonat und im Vorjahr. Es gingen 158 neue Stellenmeldungen ein, 14 weniger als einen Monat zuvor und eine offene Stelle mehr als im August des Vorjahres.

Aktuell fragten Arbeitgeber verstärkt ausgebildete handwerkliche Fachkräfte für die Branchen Elektro, Bau und Metall nach. Weiterhin dringend gesucht sind Anlagenmechaniker und Technische Systemplaner. Diese Fachleute sind allerdings nur sehr selten arbeitslos gemeldet, sodass auch motivierte angelernte Kräfte eingestellt werden.

Um Lücken in den Betrieben schließen zu helfen bietet die Arbeitsagentur unter bestimmten Bedingungen auch Zuschüsse zum Verdienst für die Arbeitgeber an, sollten zum Beispiel Gründe vorliegen, die in der Person eines Bewerbers liegen. Mit diesen Hilfen soll dem bestehenden Fachkräfteengpass zumindest teilweise entgegengewirkt werden. Der medizinische Sektor sucht nach versierten medizinischen Fachangestellten, Ärzten, Physiotherapeuten und Pflegefachleuten. Gefragt sind weiterhin kaufmännische Fachleute mit aktuellen und Spezialkenntnissen sowie Erzieher, Kinderpfleger und Sozialpädagogen.

Weniger Langzeitarbeitlose

Der Agenturbezirk Bayreuth-Hof insgesamt verzeichnet aktuell 2616 registrierte Ukrainer im erwerbsfähigen Alter, darunter 1290 Personen, die aktuell nach einer Beschäftigung suchen und arbeitslos sind. Wie in den Vormonaten ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen erfreulicher Weise zum Vorjahr mit einem Minus von 485 Betroffenen deutlich rückläufig.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften war im vergangenen Monat etwas höher als im Juli. Im August gingen 1377 Vermittlungsaufträge ein, 98 mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Stellenzugang abgeschwächt. Es wurden 128 Stellen weniger neu gemeldet. Mit 13 002 Stellenmeldungen seit Jahresbeginn liegt der bisherige Stellenzugang im Jahr 2022 aber noch um 1087 Stellen über dem Vorjahreszeitraum. Das aktuelle Stellenangebot im Agenturbezirk ist weiterhin deutlich größer als im Vorjahr. red

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